Es ist Mittwoch, 15 Uhr. Das Lager der Rhenus Warehousing Solutions in Dortmund. Zwischen den Hochregalen bewegen Mitarbeiter in blauer Arbeitsjacke mit Staplern große und kleine Kartons und blaue Kästen auf Paletten. Ein Stapler sticht heraus – er bewegt sich ohne Fahrer. Er weiß von selbst, welche Palette aus dem Wareneingang in welches Regal gehört. Wie von Geisterhand befördert er sie in Fächer in bis zu zehn Metern Höhe. Dann fährt er zurück zum Eingang, weicht vorsichtig seinen menschlichen Kollegen aus und hebt die nächste Palette an.
Seit Ende Oktober 2018 ist der Schubmaster Autopilot RAE 200 von Toyota Material Handling in Dortmund im Einsatz. Mit 10,80 Meter verfügt der Schubmaststapler über die größte Hubhöhe Deutschlands. Bis zu 20 Palettentransporte pro Stunde schafft er, täglich bis zu 1.000 Ein- und Umlagerungen. Zur Sicherung der Mitarbeiter verfügt er über eine 360-Grad-Personenschutzanlage. Den richtigen Lagerort für die jeweilige Palette erkennt er mithilfe eines Vision-System-Sensors und einer Schnittstelle zum Warehouse-Management-System.
David Labusek ist Projektleiter Technischer Einkauf bei Rhenus Contract Logistics. Er erklärt: „Der Wareneingang ist das Nadelöhr des Lagers. Hier in Dortmund haben wir ein hohes Aufkommen an Vollpaletten. Deren Lagerung in den oberen Regalen erfordert viel Geschick und Konzentration. Um unsere Mitarbeiter hierbei zu entlasten, haben wir uns für den autonomen Schubmaststapler entschieden.“
Der Schubmaststapler in Dortmund ist nicht der erste seiner Art. David Labusek und Ralf Markwart, Leiter der Technischen Abteilung für den Einkauf von Flurförderfahrzeugen bei Rhenus Contract Logistics, sind verantwortlich für die Entwicklung und Umsetzung dieser innovativen Technik. Ihr erstes Projekt für ein fahrerloses Transportsystem war ein Autonomously Guided Vehicle (AGV) von Jungheinrich, das seit 2016 an einem Lagerstandort in Minden zum Einsatz kommt. Auch hier beauftragen die Mitarbeiter das AGV über das Transport-Management-System am Wareneingang. Von dort fährt es die Ware zum Übergabepunkt am Hochregallager. Dabei schafft das AGV bis zu 230 Palettenbewegungen am Tag.
„Für den Erfolg eines solchen Projekts ist die Akzeptanz der Mitarbeiter besonders wichtig. Daher wurden sie von Anfang an eingebunden und wissen, dass die neue Technik sie bei der täglichen Arbeit unterstützt, aber keineswegs ersetzt“, sagt Ralf Markwart. Neben den beiden Staplern befinden sich bereits zwei weitere autonome Lösungen im Test und fünf in Planung. Dabei handelt es sich nicht nur um Flurförderfahrzeuge, sondern auch um Reinigungs- und Außenkehrroboter.
Es gibt viele verschiedene Ansätze, um die Arbeit im Logistiklager sicherer, zeit- und kostensparender zu machen. Rhenus Warehousing Solutions gründete hierfür 2016 eine eigene Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Lager der Zukunft zu gestalten. „Diese Lösungen sind nicht immer unbedingt automatisiert oder digital“, erklärt Theresia Teigelkamp, Innovationsmanagerin der Rhenus Warehousing Solutions. „Jedes Lager ist anders, wir richten uns stets nach örtlichen Gegebenheiten, Kunden- und Warenanforderungen und der Arbeitsweise der Mitarbeiter.“
Aus der Innovationsinitiative sind bereits mehrere erfolgreiche Projekte hervorgegangen. Im 50.000 Quadratmeter großen Rhenus-Lager im polnischen Swarzędz nahe Poznań werden täglich 18.000 Sendungen für den Online- und Versandhandel abgefertigt. Die täglichen Laufwege der Mitarbeiter zwischen den Regalen mit den Waren und der Packstation haben sich seit 2018 um 800 Meter pro Strecke verkürzt. Nach der Zusammenstellung befördern seitdem kleine Roboterfahrzeuge, genannt Effibots, selbstständig die Sendungen zur nächsten Station. „Durch diese Unterstützung können die Mitarbeiter Sendungen einfacher und schneller zusammenstellen“, erklärt Theresia Teigelkamp.
In den Niederlanden wurde im April 2019 ein automatisiertes Lagersystem in Betrieb genommen. Im 60.000 Quadratmeter großen Lager in Tilburg entstand auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern ein Aluminiumgitter mit 21.000 Behältern. 19 Roboter übernehmen hier die Lagerung und Kommissionierung von hochwertigen Produkten für verschiedene Branchen und Kunden. Das System AutoStore von Swisslog ist mit dem Warehouse-Management-System sowie mit dem Transport-Management-System von Rhenus verbunden. Die Roboter stapeln die Behälter direkt übereinander und transportieren sie an drei Kommissionierplätze. So spart das AutoStore-System im Lager nicht nur Laufwege, sondern aufgrund der Kompaktheit auch Platz.
„Indem wir bestehende Prozesse durch moderne Technologien effizienter machen, können wir langfristig wettbewerbsfähig bleiben“, betont Theresia Teigelkamp. „Bei der Integration stellen wir immer unsere Mitarbeiter in den Fokus. Unsere Lösungen sollen dabei helfen, dass sie ihre täglichen Aufgaben noch effizienter ausüben können. Das zeigen auch andere Projekte, die wir derzeit verfolgen: Die Arbeit mit Picking-Handschuhen und Inventurdrohnen werden die Arbeit in Zukunft weiter erleichtern.“
Kein Zweifel: Die Beispiele aus der Rhenus Gruppe zeigen, dass Roboter die tägliche Arbeit erleichtern und die Effizienz steigern. Also eine klare Win-win-Situation. Fürs Unternehmen, für die Mitarbeiter – und letztlich für die Kunden.
Studie: Wie die Digitalisierung in der Logistikbranche gelingt
Spannende Insights dazu liefert eine Studie der Unternehmensberatung PwC.
Die Ergebnisse auf einen Blick:
Facts & Figures: Weltweite Statistiken über Industrie- und Serviceroboter
Die International Federation of Robotics (IFR) liefert Wissen satt über den aktuellen Stand der Robotik in unserer Welt.
Statistische Jahresberichte, Positionspapiere, Case Studies und mehr:
Anmelden
Bitte melden Sie sich an, um diesen Artikel zu speichern oder zu kommentieren.
Sie sind noch nicht angemeldet?
Registrieren
Kommentare
Für diesen Artikel gibt es 2 Kommentare
RadekKimak
04.08.2021 - 11:51
Hello, interesting topic, but if you are interested in the latest trends and news of robotics, everything you talk about here will be obsolete in 5 years, the systems are much more advanced and large logistics companies will invest big money in automation and robotics, completely autonomous systems will be delivery, sorting of shipments and shipping will be performed by a robot. Let us not forget the new challenges of the logistics of private space flights, a common thing within ten years, we should think ahead and gain an edge.
dosi
09.07.2021 - 11:04
Wahnsinn, was alles möglich ist!