Projekttransport von Destillerietanks für Whiskey-Brennerei in Nordirland

Ein Projekttransport vom unterfränkischen Kitzingen bis ins nordirische County Antrim stellt besondere Anforderungen an den Transporteur: Von der Streckenplanung über die Auswahl der Verkehrsträger bis hin zum genauen Timing gibt es vieles zu koordinieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass das Spezialequipment zur Whiskeyherstellung der Firma GEA genau zum richtigen Zeitpunkt auf der Baustelle zur Erweiterung der Whiskeybrennerei Old Bushmills Distillery ankommt.

Eng aneinander stehen die gedrungenen, weiß getünchten Natursteinhäuser. Es wirkt beinahe so, als würden sie sich entlang des Flusses Bann in die saftig-grüne Uferböschung ducken. Es ist ein nicht ganz so typischer, nordirischer Herbsttag – in der Nacht hat es geregnet, die Straßen sind noch nass, aber die Wolken haben sich verzogen und einem dichten Hochnebel Platz gemacht, durch den sich die Sonne ihren Weg zu bahnen versucht. Eine absolute Idylle – fast wie in einem Reisemagazin. Wären da nicht die drei Übermaßtransporter mit den dunkelblauen Zugmaschinen, die ihre in weiße Folie verpackte, zylinderförmige Fracht absolut präzise und zielsicher durch die engen Gassen manövrieren.

4.000 Frachttonnen erfordern sorgfältige Projektplanung

Ihr Ziel: Old Bushmills – mit ihrer über 200-jährigen Geschichte eine der ältesten Whiskeybrennereien der Welt. Ihre Fracht: mehrere Destillerie-Tanks zur Whiskeyherstellung, die beim Neubau der Brennerei zur Erweiterung der Produktion Verwendung finden werden. Bis zu diesem Punkt haben die Tanks bereits einen weiten Weg zurückgelegt. Sie stammen aus dem Werk von GEA in Kitzingen und bilden den ersten Teil von insgesamt 25 beauftragten Tankanlagen, die im Rahmen eines Spezialtransports für Schwergut von Unterfranken nach Nordirland verschifft werden. Zusammen mit weiterem Spezialequipment zur Whiskeyherstellung wie einem Energiespeicher, Elektrik, Verbindungselementen und Rohrleitungen umfasst der Auftrag den Transport von insgesamt rund 4.000 Frachttonnen.

Doch nicht nur aufgrund seines Gesamtumfangs hat es dieser Auftrag in sich: Die Destillerie-Tanks sind sehr empfindlich, schon kleinste Kollisionen bei der Verladung, beispielsweise mit einem Haken oder einer Kette, würden die dünne Außenhülle zerkratzen und irreparabel beschädigen – hier sind also sowohl ein extrem vorsichtiges Handling als auch eine entsprechend gute Transportsicherung vonnöten.

Und auch die Streckenplanung ist für Profis: Zur Bewältigung des gesamten Transportweges waren verschiedene Verkehrsträger vom Lkw über das Binnenschiff bis hin zum Breakbulk-Schiff im Einsatz, eine besondere Herausforderung stellte die letzte Meile in Nordirland aufgrund der Straßenverhältnisse und engen Bebauung in den zu passierenden Ortschaften dar.

Handle with care: Transportsicherung als besondere Herausforderung

Eine Aufgabe, der sich Rhenus Project Logistics, der Spezialist für komplexe Projekttransporte innerhalb der Rhenus Gruppe, gerne stellte. Annette Odtallah und Yvonne Nikolaus, die beiden Projektmanagerinnen für das Vorhaben, kennen sich mit anspruchsvoller Fracht aus: „Schon bei der Verladung auf die Spezialtrailer ab Werk mussten wir immens vorsichtig sein – so wurden zum Beispiel sämtliche Leitern mit einem speziellen Dämmmaterial umwickelt, um bei der Befestigung der Halteriemen an den Hebepunkten Beschädigungen an den Tanks zu vermeiden“, erinnert sich Yvonne Nikolaus.

Vom GEA-Werk in Kitzingen aus startete das Equipment seine Reise per Straßentransport zum Hafen in Kitzingen. Eigentlich ist das eine kurze Strecke, nur acht Kilometer gilt es hier zurück zu legen, aber diese ersten Kilometer der Reise bargen bereits die ersten Herausforderungen: Diverse Unterführungen auf der eigentlichen Strecke machten einen kleinen Umweg durch ein Wohngebiet nötig. Dort waren wegen der engen Straßen bereits im Vorfeld Halteverbotsschilder aufgestellt worden, damit keine parkenden Autos ein Durchkommen verhindern würden. Und obwohl der Transport in den späten Abendstunden stattfand, kamen zahlreiche Anwohner aus ihren Häusern, um sich die Kolonne aus acht Übermaß-Trailern anzusehen, die da gemächlich durch ihre Wohnstraße wälzte.

Schlussendlich konnte der Weg in Rekordgeschwindigkeit zurückgelegt werden - in 35 Minuten vom Werk bis zum Hafen in Kitzingen, wo der Schwergutumschlag stattfand. Dabei wurde die Fracht per Kran sorgfältig auf ein Binnenschiff verladen. Hier war ein absolut harmonisches Zusammenspiel zweier Kräne die Voraussetzung, um die einzelnen Tanks unbeschadet und passgenau in den Laderaum zu lotsen.

Per Binnenschiff ging es von Kitzingen über Karlstadt, wo der Energiespeicher aufgenommen wurde, weiter zum Rhenus Deep Sea Terminal Maasvlakte in Rotterdam. Den Schwertransport von Rotterdam aus organisierte Rhenus Maritime Services, Befrachter und Reeder für Short-Sea-Verkehre. Die Weiterverschiffung erfolgte per Breakbulk-Schiff nach Londonderry in Nordirland. Der Seetransport birgt für solch empfindliche Fracht wie die Destillerie-Tanks ein enormes Risiko: Bedingt durch ihre Zylinder-Form bieten die Tanks nicht viele Laschpunkte – also Punkte, an denen man Ladung auf einem Schiff oder Lkw für den Transport befestigen kann. Auf die Transportsicherung musste also ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Zum  Schutz während des Seetransports wurden die Tanks aus geschliffenem Stahl zudem mit einer speziellen weißen Schutzfolie versehen. So konnten Salzwasser und Witterung der empfindlichen Fracht nichts anhaben.

Gelungene Koordination als Erfolgsgeheimnis

In Londonderry angekommen, wurde das Equipment auf speziellen Lagerflächen am Hafen bereitgehalten und auf Abruf zur Bushmills-Baustelle gebracht, wo die einzelnen Teile direkt verbaut wurden. Dieses Vorgehen erforderte eine sehr enge Abstimmung nicht nur mit den Verantwortlichen für den Neubau vor Ort, sondern auch mit den ansässigen Behörden, denn Projekttransporte wie dieser müssen in Nordirland von der Polizei begleitet werden und dürfen – im Gegensatz zu Schwertransporten beispielsweise in Deutschland – nur tagsüber stattfinden.

Vom Löschhafen in Londonderry bis zur Baustelle in Bushmills ging es dabei 60 Kilometer über gut ausgebaute Landstraßen. Wegen der engen Bebauung und den Oberleitungen für Strom und Telefon war es in vielen Ortschaften jedoch notwendig, diese zeitweise abzustellen. Um hier entsprechende Beeinträchtigungen möglichst kurz zu halten, war die gute Koordination der Projektleitung mit den Ansprechpartnern vor Ort Voraussetzung für den Projekterfolg.

Sorgfältige Streckenplanung sichert reibungslosen Schwertransport

Da die Auflieger samt Tanks zu den Übermaßtransporten zählen, war es ohnehin notwendig, die Strecke im Vorfeld entsprechend zu präparieren: „Bei der Streckenprüfung haben wir direkt mit festgelegt, an welchen Stellen aufgrund der Höhe der geladenen Tanks Baumbeschneidungen vorgenommen werden mussten. Oft hätten Äste einfach zu tief über der Straße gehangen und gegebenenfalls die Fracht beschädigt. Gleiches galt auch für Ampelanlagen in den Ortschaften. Hier wurden pünktlich zum Transport die Ampeln teilweise zur Seite gedreht, damit wir mit den Trailern überhaupt die Strecke nutzen konnten“, erinnert sich Annette Odtallah.

Als wenn das nicht bereits genug Koordinationsaufwand erfordert hätte, kam zusätzlich erschwerend noch die Situation aufgrund der Corona-Pandemie hinzu. So kam es während des gesamten Projekts immer wieder zu tageweisen Verzögerungen, weil es irgendwo in der Lieferkette oder auf der Baustelle bei Bushmills selbst zu Krankheits- oder Quarantäne-Fällen kam und entsprechend pausiert werden musste. „Diese zusätzlichen Erschwernisse konnten wir aber dank der großen Flexibilität aller Beteiligten gut auffangen. Hilfreich dabei war sicherlich, dass wir als Projektleitung bereits im Vorfeld zu dem Projekt die gesamte Streckenprüfung vor Ort durchgeführt und alle Ansprechpartner persönlich kennen gelernt haben“, so die Projektmanagerin.

Folgen Sie der Reise der GEA-Destillerie-Tanks

Fazit: Zufriedene Kunden dank guter Umsetzung

Und so fällt auch das Resümee der Kunden nach erfolgtem Transport wohlwollend aus: „Nicht jeder Logistikdienstleister kann Spezialtransporte professionell durchführen. Das Transportkonzept, die detaillierte Ausarbeitung der Machbarkeitsanalyse und die umfangreichen Vorbereitungen haben den Ausschlag für Rhenus Project Logistics gegeben. Die Umsetzung hat trotz Herausforderungen wie der Corona-Pandemie außerordentlich gut geklappt“, resümiert Andreas Holleber, Standortleiter bei GEA in Kitzingen.

 

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