Die Automobilindustrie steckt mitten in der Verkehrswende. Durch die langsame, aber sichere Umstellung auf E-Mobilität veränderten sich in den Werken der Industrie in den vergangenen Monaten und Jahren viele Prozesse. Die Komplexität in den einzelnen Werken hat sich durch die Hinzunahme von Elektrofahrzeugen, die parallel zu klassischen Verbrennern gebaut werden, um ein Vielfaches erhöht. Hinzu kommt, dass spätestens seit Pandemiebeginn die Wichtigkeit funktionierender Lieferketten in der Automobilbranche gestiegen ist. Denn Rohstoffmangel, Halbleiter-Engpässe sowie der blockierte Suezkanal – um nur einige Beispiele zu nennen – stellten OEMs vor neue Herausforderungen. Die Lieferschwierigkeiten führten unter anderem dazu, dass ganze Betriebe stillstanden und sich Fertigungsprozesse bei Fahrzeugherstellern extrem verzögerten. Die Rolle einer störungsfreien Lieferkette wird immer größer.
Während bei just in sequence erforderliche Komponenten für die Produktion gemäß dem jeweiligen Fertigungstakt genau in der Reihenfolge zugeführt werden, in der sie anschließend verbaut werden, benötigen die Hersteller bei just in time die für die Produktion bzw. Montage notwendigen Materialien innerhalb eines konkreten Zeitfensters zum Fertigungsprozess direkt an den Einbauort. Beide Fertigungsarten erfordern eine Lieferkette, die ohne Verzögerungen funktioniert, sodass benötigte Teile in engen Zeitfenstern und gerecht der Bereitstellungs-Deadlines geliefert werden können. Dies ist auch eine wichtige Voraussetzung mit Blick auf den Wettbewerb: In der Automobilbranche herrscht ein hoher Wettbewerbsdruck. Deshalb ist es für Fahrzeughersteller umso wichtiger, sich dank einer funktionierenden Lieferkette resilient gegenüber der unsicheren Marktsituation zu positionieren. Eine weitere Herausforderung, der Fahrzeughersteller begegnen, ist die Nachfrage nach Produktinnovationen, die den Zahn der Zeit treffen: Digitalisierung, Elektromobilität sowie autonomes Fahren sind nur drei der Themen, die mit neuen Investitionen und großen Veränderungen im Betrieb einhergehen.
Außerhalb ihres Kerngeschäftes wenden viele Fahrzeughersteller enorm viel Zeit und Ressourcen für diverse Logistikumfänge auf. Das Outsourcing an erfahrene Logistikdienstleister kann dabei Abhilfe schaffen: Sie bilden die Schnittstelle zwischen Second- und First-Tier sowie OEMs und führen die klassische Inboundlogistik und Lagerbewirtschaftung aus, aber auch weitere wertschöpfende Dienstleistungen wie Sequenzierung oder Montagen. Mit ihrer Hilfe optimieren OEMs den Logistikfluss und halten Komplexitätskosten so gering wie möglich. Das Ergebnis: Fahrzeughersteller können sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren. Denn Logistikdienstleister bringen das nötige Branchenwissen mit, binden eigene Assets und Fachpersonal ein, übernehmen die Produktionslogistik und versorgen Kunden mit dem richtigen Material zur richtigen Zeit in der benötigten Qualität. Klassische Services aus der Lagerbewirtschaftung umfassen Kommissionierung oder Warenverteilzentren, in denen verschiedenste Teile aufbereitet und sequenziert werden. Auch Montagedienstleistungen von der Planung bis hin zum Lieferanten- und Qualitätsmanagement setzen die Dienstleister um. Mit dem Batterie Life Cycle Management helfen sie OEMs bei der Batterielagerung, -montage sowie dem -recycling. Auf diese Weise können Fahrzeughersteller den wachsenden Umweltanforderungen der Gesellschaft gerecht werden. Insgesamt entlastet das Outsourcing die unternehmenseigenen Ressourcen.
Ein weiterer großer Vorteil des Outsourcings ist die agile Anpassung an Volumenschwankungen. Das betrifft sowohl saisonale Schwankungen, aber auch unvorhergesehene Krisen wie COVID-19 und Marktentwicklungen wie beispielsweise Rohstoffmangel und Lieferkettenprobleme. Logistikdienstleister sind in der Lage, schnell zu skalieren und die Schwankungen am Markt abzufedern. Zudem sind OEMs weniger abhängig von im Markt eingekauftem Frachtraum. Besonders in Krisenzeiten ist das ein erheblicher Wettbewerbsvorteil. Darüber hinaus vereinfachen sich durch die Auslagerung der Logistikaktivitäten an Experten mit einem umfangreichen Serviceangebot die Arbeitsprozesse. Auch von einer größeren Flexibilität profitieren Fahrzeughersteller. Denn Hersteller, die die Logistik in Eigenregie vornehmen, sind an vorhandene Kapazitäten gebunden. Ist das Personal nicht verfügbar oder sind eigene Lagerkapazitäten erschöpft, stockt die Lieferkette. Dienstleister hingegen sorgen dafür, dass die Abläufe reibungslos funktionieren und es zu keinen Back-Logs kommt. Das hat unter anderem positive Auswirkungen auf die Kosten: Hersteller, die eigene Lagerstätten betreiben sowie eigenes Fachpersonal beschäftigen, schaffen dadurch hohe Fixkostenblöcke. Mithilfe von Logistik-Experten lassen sich diese vermeiden. Darüber hinaus sind die Big Players im Bereich Logistik für Automotive ebenso wie ihre Kunden in vielen europäischen Ländern aktiv. Die Zusammenarbeit birgt ein schnelleres Wachstumspotenzial.
Fahrzeughersteller sind seit der Pandemie einem noch größeren Druck als ohnehin schon ausgesetzt. Sie müssen neuen Herausforderungen rund um Lieferschwierigkeiten und Rohstoffknappheit begegnen und stets auf dem neuesten Stand der Technik sein, um im Wettbewerb mitzuhalten. Der Fokus auf das Kerngeschäft gelingt nur, wenn ein starker Partner die Logistikaktivitäten übernimmt, die Arbeitsprozesse schlanker gestaltet und Kostenblöcke reduziert. Nicht zuletzt, weil bereits durch eine Verlagerung von fünf Prozent der Wertschöpfung immense Einsparungen erzielt werden können. Durch das Localisation Center Concept von weltweit tätigen Logistikdienstleistern lassen sich Wertschöpfungsinhalte, die wesentlich zur Transportineffizienz verschiedener Module beitragen, in die Werksnähe verlagern. Dadurch können Transportvolumina deutlich reduziert werden. Das ist insbesondere mit Blick auf die aktuell hohen Spritpreise effizient. Auch aus ökologischer Sicht ist das Outsourcing an Logistik-Experten für OEMs sinnvoll.
Die Rhenus Gruppe realisiert Automobillösungen von der sequenzierten Teilebereitstellung bis zur Montage einbaufertiger Module und kompletter Fahrzeuge.
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