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Interview
Logistik im Dialog

Nachhaltigkeit auf der Letzten Meile

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Klimawandel oder Klimakrise?

Fakt ist: Um die Klimaziele aus dem Pariser Abkommen zu erreichen, sind große Anstrengungen vonnöten, die nur gemeinsam gemeistert werden können. Auf dem Weg zur Klimaneutralität müssen Unternehmen viele Hürden meistern und dürfen keine Berührungsängste mit neuen Technologien haben. Dass die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen kein Sprint ist, weiß Sören Lauenstein, Head of Sustainability der Rhenus Home Delivery. Im Interview berichtet er, wie sich Logistikdienstleister auf der Letzten Meile nachhaltiger aufstellen können.

Redaktion: Herr Lauenstein, Nachhaltigkeit wurde in vielen Unternehmen über lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt. Warum hat das Thema für viele Unternehmen mittlerweile einen so hohen Stellenwert?

Sören Lauenstein: Es stimmt, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeit vielerorts unterschätzt wurde. Dass das Thema nun in den Mittelpunkt gerückt wurde, ist eine zu begrüßende Entwicklung und wird der Notwendigkeit gerecht, endliche Ressourcen einzusparen. Dies verdanken wir sicherlich auch einem steigenden Bewusstsein für ökologische Belange innerhalb der Gesellschaft – nicht zuletzt durch globale Initiativen wie Fridays for Future. Auch innerhalb der Wirtschaft ist Nachhaltigkeit nicht mehr nur nice-to-have, sondern eine Selbstverständlichkeit. So ist eine Grüne Logistik zu einer zentralen Anforderung unserer Kunden geworden, die aktiv eingefordert wird.

Redaktion: Welche Ziele hat sich denn Ihr Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit gesetzt?

Sören Lauenstein: Wir wollen der Klimaneutralität Schritt für Schritt näherkommen. Unser Unternehmensziel ist es, unseren Kohlenstoffdioxidausstoß bis zum Jahr 2025 deutlich zu verringern – und das um zwei Drittel. Dieses Ziel erreichen wir jedoch nur mit einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen, die einerseits unsere Flotte betreffen, andererseits auch unsere Standorte.

Redaktion: An welchen Stellschrauben haben Sie bereits gedreht und wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Sören Lauenstein: Seit 2019 sind alle unsere Standorte in Deutschland gemäß der Energiemanagementnorm DIN EN ISO 50001 auditiert. 2020 haben wir damit begonnen, unsere deutschen Niederlassungen nach und nach ans Ökostrom-Netz anzuschließen. Der letzte Standort wurde schließlich Anfang 2021 aufgeschaltet. Gleichzeitig haben wir unsere Glühbirnen durch energiesparende LEDs ausgetauscht. Wir bemühen uns auch, möglichst viel Papier und Energie einzusparen. Das klingt nach kleinen Schritten, die aber in der Summe zählen. Seit diesem Jahr achten wir beim Bezug von Neuimmobilien darauf, dass diese die Voraussetzungen für Photovoltaikanlagen mitbringen. So zum Beispiel an unserem modernen Standort im britischen Lutterworth und unserem Neubau in Hilden.

Redaktion: Jenseits des Energiesparens an Ihren Standorten – welche Maßnahmen zur CO2-Reduktion setzen Sie in Bezug auf Ihre Fahrzeugflotte um?

Sören Lauenstein: Hier sehen wir besonders viel Potenzial, Einsparungen zu erzielen. Wenn wir unsere CO2-Emissionen betrachten, fallen 80 Prozent bei der Zustellung der Sendungen durch Diesel-Lkw auf der Letzten Meile an. Schon in den vergangenen Jahren haben wir uns sehr intensiv an vielen Feldversuchen mit E-Lkw beteiligt, zum Beispiel mit den Marken Maxus, Orten und Quantron. Darüber hinaus hat unsere Tochtergesellschaft E-Cargo-Bikes von ONO, Citkar und ANTRIC getestet. In diesem Sommer haben wir nun rund 60 E-Sprinter bestellt und möchten unsere Flotte im nächsten Jahr auf insgesamt 150 E-Fahrzeuge umstellen.

Redaktion: Setzen Sie also in Zukunft komplett auf elektrische Antriebe?

Sören Lauenstein: Nein, wir sind offen, was den Einsatz unterschiedlicher Technologien angeht. Aufgrund Infrastruktur und Reichweite liegt unser Schwerpunkt allerdings sicherlich auf E-Antrieben. Ich bin jedoch auch sehr gespannt, welche Erfahrungen wir demnächst mit unserem ersten Wasserstoff-Lkw sammeln werden, denn die Wasserstoff-Brennstoffzellen ermöglicht uns ebenfalls die Chance, unseren CO2-Fußabdruck weiter zu senken.

Redaktion: Können Sie uns einmal erklären, wie genau Sie den CO2-Ausstoß überhaupt messen?

Sören Lauenstein: Einfach gesagt messen wir die gefahrenen Strecken unserer Fahrzeuge zum Endkunden und errechnen auf dieser Basis den CO2-Fußabdruck je Sendung. So ermöglichen wir unseren Auftraggebern, einen Überblick über den produzierten Kohlenstoffdioxid durch die an sie ausgelieferten Sendungen zu erhalten. Wir gehen aber noch einen Schritt weiter, indem wir den gesamten CO2-Wert unseres Unternehmens darstellen – denn nur so ergibt sich ein umfassendes Bild. Zudem hilft es uns dabei, unsere Verbesserungspotenziale zu erkennen und umzusetzen.

Redaktion: Können Verbraucher, die Ware bestellt haben, ihre Lieferung auf Wunsch auch selbst finanziell ausgleichen?

Sören Lauenstein: Auch wenn unser Hauptziel die Dekarbonisierung ist, bieten wir Konsumenten die Möglichkeit, den CO2-Ausstoß ihrer Zustellung über die gemeinnützige Stiftung MyClimate zu kompensieren. Dieser Ausgleich fließt in verschiedene Klimaschutzprojekte.

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