Smarte Erste-Hilfe-Ausstattung mit NB-IoT-Technologie sorgt für mehr Sicherheit

Bei einem Unfall, Brand oder medizinischen Notfall ist schnelles Handeln gefragt. Insbesondere am Arbeitsplatz und an öffentlichen Orten sollte die Erste-Hilfe-Ausstattung jederzeit griffbereit und vollständig zur Verfügung stehen. Innovative Lösungen mit NB-IoT-Technologie ermöglichen eine Echtzeit-Überwachung und können so den Aufwand der regelmäßigen Kontrolle sowie Wartung von Notfallausrüstung minimieren und die Sicherheit erhöhen.

Erste-Hilfe-Koffer, Feuerlöscher, Rettungsringe oder Defibrillatoren – die richtige Notfallausrüstung kann Leben retten oder schlimmere Auswirkungen zum Beispiel von Unfällen oder medizinischen Notfällen abmildern. Insbesondere im Arbeitsumfeld, bei größeren Menschenansammlungen oder an stark frequentierten Orten wie Behörden, Universitäten, Messen sowie in Sport- und Kulturstätten ist es wichtig, das passende Notfallequipment stets bereitzuhalten. Dies stellt viele Unternehmen und Einrichtungen vor Herausforderungen. So war es bislang meist notwendig, die Erste-Hilfe-Ausstattung regelmäßig manuell auf Vollständigkeit zu überprüfen sowie die Mindesthaltbarkeit etwa von Verbandsmaterialien im Blick zu behalten. Gerade an öffentlichen Orten besteht zudem das Risiko von Diebstahl oder Missbrauch von Notfallausstattung, was nicht immer sofort bemerkt wird.

Als Jonas von Frieling, Head of Innovation Hub der Letzte-Meile-Spezialisten Rhenus Home Delivery und Rhenus High Tech, und sein Team mit der Entwicklung von intelligenter Erste-Hilfe-Ausrüstung starteten, standen zunächst die eigenen Unternehmen auf dem Prüfstand. In der Logistik gehört Notfallequipment nicht nur in Logistikhallen und Bürokomplexe, sondern auch in alle Auslieferfahrzeuge. Die Notfallausstattung für Lkw umfasst beispielsweise Warnlampe, Warndreieck, Warnwesten, Taschenlampe, Mundschutz und ein Erste-Hilfe-Set. „Im Lkw gibt es hierfür keinen festen Stauraum. Es ging uns daher zunächst einmal darum, eine Möglichkeit zu schaffen, alle Notfallutensilien an einer zentralen Stelle im Fahrzeug zu lagern, damit im Falle eines Notfalls nicht erst umständlich danach gesucht werden muss“, berichtet Projektmanagerin Julia Jörling.

Grau, grün, rot – bis zum Endprodukt ist es ein langer Weg

Als erste Lösung konzipierte das Team ein noch analoges Safety-Board, das in die Airline-Schienen eines Fahrzeugs gehängt werden konnte. Nach positivem Nutzer-Feedback wurde im nächsten Schritt eine große rote Safety-Box inklusive IoT-Technologie entwickelt. Im Laufe weiterer Optimierungen verkleinerte der Innovation Hub den Notfallkoffer für den Lkw und entwickelte schließlich zusätzlich eine stationäre Version mit Erste-Hilfe-Material, das innerhalb eines Logistikbetriebs benötigt wird. Mit der Zeit änderten sich die Farben und der Name. Die aktuelle Version des Notfallkoffers hat ein rotes Design und wird unter der Bezeichnung resc.io angeboten.

Probieren geht über studieren. Innerhalb von zwei Wochen stand der erste Prototyp.

„Während der Produktentwicklung haben wir uns die Frage gestellt: ,Warum konzipieren wir nicht gleich eine digitale Lösung mit Echtzeit-Kontrolle, mit deren Hilfe nicht nur die zeitraubenden Kontrollen entfallen?‘“, so Jörling. Denn selbst, wenn Arbeitgeber die gesetzlich vorgeschriebenen Prüf- und Wartungsintervalle übererfüllen, reichen analoge Kontrollen nicht an die Echtzeit-Prüfung heran. Mit einer digitalen Lösung entsteht somit nicht nur ein Kosten-, sondern auch ein enormer Sicherheitsvorteil. Denn die Sicherheit in der Arbeitsstätte obliegt dem Arbeitgeber, der Sorge tragen muss, die sicherheitstechnischen Vorgaben zu verwalten, zu prüfen und einzuhalten.

Vor der Entwicklung des IoT-Notfallkoffers prüften die Kontrollverantwortlichen Woche für Woche jeden einzelnen Koffer in den großräumigen Lägern: ob diese noch versiegelt waren und wenn nicht, welcher Bestandteil herausgenommen wurde. Ein aufwendiger Prozess. Mit den resc.io-Produkten ist das nun deutlich einfacher und spart viel Zeit. Mithilfe eines integrierten Senders erfährt der Kontrollverantwortliche sofort, wenn ein Notfallkoffer geöffnet wurde. So muss die Vollständigkeit nur dann kontrolliert werden, wenn ein Koffer tatsächlich geöffnet wurde.

So funktioniert der digitalisierte Rettungskoffer mit NB-IoT-Technologie:

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Was bedeutet IoT?

IoT ist die Abkürzung für Internet of Things, das Internet der Dinge. Das IoT steht für eine globale Infrastruktur, die es erlaubt, Anlagen, Maschinen sowie Objekte miteinander zu vernetzen. Mithilfe von Sensoren, Software und Technologien können Daten zwischen den Geräten und Objekten ausgetauscht werden. Das Internet of Things zählt zu den Schlüsseltechnologien der digitalen Transformation und bietet eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Unternehmen können damit ihre Prozesse verbessern und Produkte weiterentwickeln, wirtschaftliche Potenziale erschließen und Kosten minimieren.

Sobald ein Notfallkoffer geöffnet wird, löst der integrierte Sender aus und übermittelt automatisch eine E-Mail oder SMS an alle in der Cloud zuvor angelegten Nutzer. „An unseren Standorten haben wir drei Stufen implementiert: Zunächst geht die Information an einen Kontrollverantwortlichen im Lager. Der Koffer muss dann innerhalb von 24 Stunden überprüft und der Alarm aufgehoben werden. Geschieht dies nicht, erhält der Niederlassungsleiter und schließlich der Regionalleiter eine Meldung.“

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Technische Details des Rettungskoffers

  • Maße: 357 x 305 x 110 mm
  • Batterien (austauschbar): 3x AAA
  • Batterie-Lebensdauer: mind. 5 Jahre
  • Integrierter NB-IoT-Sender
  • Fernsteuerung über die Cloud
  • Inhalt des Koffers konfigurierbar
Technische Details des Rettungskoffers

NB-IoT funktioniert überall in Europa – auch ohne WLAN

Bei der Produktentwicklung lag der Fokus auf einem einfach zu installierenden System. Dieses sollte überdies unabhängig von WLAN-Strukturen und Steckdosen sein, die nicht überall vorhanden sind. Aus diesem Grund nutzt der Innovation Hub einen Sensor basierend auf NB-IoT. NB steht für Narrowband (Schmalbandnetz), ein Funkstandard speziell für das Internet der Dinge. Anwender*innen können darüber Datenpakete übertragen. Die NB-IoT-Technologie erreicht eine sehr hohe Gebäudedurchdringung und hat einen geringen Energiebedarf. Zudem ist sie flächendeckend in Europa verfügbar.

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Vorteile von NB-IoT für Notfallausrüstung

  • Hohe Gebäudedurchdringung
  • Niedriger Batterie-/Akkuverbrauch
  • Kein WLAN erforderlich
  • Funktioniert ohne Steckdose
  • Alarm mit Echtzeit-Übertragung
  • Europaweite Einsatzmöglichkeit
Vorteile von NB-IoT für Notfallausrüstung

Mit dem Notfallkoffer für Fahrzeuge, Büros und Lager war es für den Innovation Hub jedoch nicht getan. Schnell entstand die Idee, weiteres Notfallequipment mit NB-IoT zu verbinden – beispielsweise Rettungsringe oder Feuerlöscher. Herausgekommen ist ein Feuerlöscher mit zwei Funktionen: Zum einen wurde ein Bewegungssensor verbaut, der auslöst, wenn der Feuerlöscher bewegt wird. So kann sichergestellt werden, dass der Feuerlöscher nicht beschädigt oder manipuliert wird, ohne dass er aus seiner Halterung entnommen wurde. Zum anderen ist der Feuerlöscher über einen Magnetmechanismus mit der Wand verbunden, welcher bei Entnahme des Feuerlöschers eine Meldung auslöst. Ähnliches wird auch für den Rettungsring angeboten. „Demnächst statten wir einen kompletten Hafenstandort im Ruhrgebiet damit aus“, berichtet Jonas von Frieling.

Feuerlöscher

Rettungsring

Verbandskasten

Neue Notfallprodukte mit NB-IoT-Verknüpfung sind bald verfügbar

Wer Interesse an der Verbindung der NB-IoT-Technologie mit Erste-Hilfe-Ausrüstung hat, muss diese jedoch nicht zwangsläufig ganz neu erwerben. Für Betriebe, die bereits mit Notfallkoffern ausgestattet sind, bietet der Innovation Hub künftig auch kostengünstigere Retrofit-Lösungen zur Nachrüstung an. Der NB-IoT-Sensor inklusive passender Halterung ist dann auch ohne technische Kenntnisse einfach zu installieren.

Weiterentwicklung mit eigener Cloud

„Darüber hinaus besteht unser Ziel darin, den Funktionsumfang der Plattform zu erweitern“, strebt Jonas von Frieling an. Aufgrund der hohen Nachfrage könnten in Zukunft auch die Mindesthaltbarkeitsdaten einzelner Produkte wie von Verbandsmaterialien oder Augenspüllösungen in den Stammdaten erfasst werden. Rechtzeitig vor Ablauf der Mindesthaltbarkeitsdaten erinnert dann das System die verantwortlichen Mitarbeiter.

Darüber hinaus plant das Team die Integration von Modulen, die das vollautomatisierte Nachbestellen von Verbrauchsmaterialien ermöglichen sowie Analysen über Ort und Zeit von Notfallereignissen geben. Letzteres bietet eine wertvolle Datengrundlage zur Entwicklung präventiver Maßnahmen von Unfällen.

Investition lohnt sich

Zudem arbeitet der Innovation Hub an Tools, mit denen sich feststellen lässt, ob der Bereich vor der Erste-Hilfe-Ausrüstung frei zugänglich ist und keine Kisten oder Paletten den Weg verstellen. Falls dies nicht der Fall ist, könnte ein Alarm gesendet werden. Geprüft wird auch eine Lösung, die anzeigt, wie viele Pflaster noch im digitalisierten Pflasterspender vorhanden sind. Mit diesen Informationen kann der Sicherheitsbeauftragte gezielt und nachhaltig die Erste-Hilfe-Ausrüstung wieder ausstatten. Doch auch ohne die geplanten Weiterentwicklungen ist das Interesse an der IoT-Notfallausrüstung des Innovation Hubs schon jetzt sehr hoch. Allein im eigenen Unternehmen sind aktuell 250 Koffer im Einsatz und eine Reihe weiterer Unternehmen hat Interesse an der Lösung bekundet. Im November 2022 wurde der Innovation Hub für seinen Erste-Hilfe-Koffer mit integrierter NB-IoT-Technologie von der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik sogar mit dem Präventionspreis „Goldene Hand“ prämiert. Auf einer Website können sich Interessierte über die aktuellen Produkte und Bestellmöglichkeiten informieren. Der derzeitige Preis für einen Notfallkoffer mit NB-IoT-Sensor variiert je nach Bestellmenge und -umfang und liegt im niedrigen dreistelligen Bereich. Eine Investition, die sich auszahlt – einerseits durch die eingesparten Kontrollkosten und andererseits aufgrund der Vorteile der Echtzeit-Überwachung.

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Der Innovation Hub: Inkubator für neue Ideen

Wenn es darum geht, Prozesse in Unternehmen zu hinterfragen, verbesserte Abläufe zu erproben und innovative Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln, ist der Innovation Hub von Rhenus Home Delivery und Rhenus High Tech gefragt. Unter Leitung von Jonas von Frieling und Ermin Cehajic entwickelt das Team innovative Lösungen für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten in der Logistik.

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Bildquellen: BGHW / FINGADO GmbH; Innovation Hub

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