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Logistik im Dialog

E-Mobility reloaded

Autoren:

Sascha Hähnke über neue Entwicklungen zu alternativen Antrieben und E-Mobility

Ob auf engen Straßen innerhalb von Großstädten oder auf den Autobahnen – der Druck, im Güterkraftverkehr CO2 einzusparen, wächst. Längst haben auch europäische Produzenten erste Prototypen für elektrische oder gar durch Wasserstoff angetriebene Lkw auf den Markt gebracht. Zeit, einmal Bilanz zu ziehen und zu schauen, wo es in Sachen E-Mobilität im Straßenverkehr hingehen kann.

Sascha Hähnke, bereits Gast in der ersten Episode von Logistics People Talk, ist zurück und bringt nicht nur Neuigkeiten zu den Rhenus-Projekten für nachhaltige Transportlösungen mit, sondern zeigt auch, was bei der Rhenus-Schwester REMONDIS anders läuft. Seit Februar 2023 ist Sascha Hähnke Geschäftsführer der REMONDIS Sustainable Services. REMONDIS ist ein führendes Unternehmen der Kreislauf- und Wasserwirtschaft und setzt im eigenen Fuhrpark zunehmend alternative Antriebe ein.

Anders, so Hähnke, sind in diesem Bereich der Druck und auch die Vorgaben der Kommunen und öffentlichen Einrichtungen als Partner und Kunden, die die Entwicklung von nachhaltigen Transportlösungen vorantreiben. Unterstützt werden diese Investitionen mittlerweile durch offizielle Förderprogramme, die bis zu 80 Prozent der Differenzkosten zwischen Diesel- und Elektro- bzw. Wasserstoff-Lkw subventionieren. Bei der Ladeinfrastruktur werden sogar 80 Prozent der Gesamtkosten gefördert. „Aber es sind immer noch 20 Prozent Mehrkosten bei den oft mehr als 400.000 EUR teuren Fahrzeugen. Wir kriegen diese Pionierarbeit nicht vom Staat geschenkt“, so Hähnke.

Trotzdem begleitet er auch weiterhin die Entwicklung der alternativen Antriebe im Transportgeschäft der Rhenus Gruppe, beispielsweise durch Innovationsthemen, Kundenerprobungen und Prototypen-Projekte. Im Podcast beschreibt er die Fortschritte in der Fortführung der Tests für Wasserstoff und Elektroantriebe mit erhöhter Reichweite sowie die Entwicklungen für Verbrennungsmotoren, mit HVO als synthetischem Kraftstoff. „Es handelt sich bei den E-Lkw auch längst nicht mehr nur um Prototypen. Es gibt mittlerweile genug Hersteller, die lieferfähig und deren Konzepte ausgereift sind“, freut sich Hähnke über die Entwicklung.

Er ist fest davon überzeugt, dass alle entwickelten alternativen Antriebe ihre Berechtigung haben werden. Die Herausforderung, so betont er, wird es sein, die parallele Tank- und Ladeinfrastruktur für E-Ladesäulen, Wasserstoff und klassische Kraftstoffe aufzubauen und genug Ladestationen für Personen- und Güterverkehr zur Verfügung zu stellen. Fantasie oder Zukunftsvision? Finden Sie es heraus in der neuesten Episode von Logistics People Talk.

 

Please note: This episode is only available in German. You can find the English transcript here.

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Podcast Cover Episode 18
14.06.2023

Logistics People Talk | Episode 18

Sascha Hähnke ist zurück als Gast und berichtet von Fortschritten bei alternativen Antrieben und E-Mobility im Straßentransport. Die aktuelle Herausforderung: eine parallele Tank- und Ladeinfrastruktur für Verbrennungs- und Elektromotoren aufzubauen.

Transkript unserer Podcast-Episode

00:00:00
Gwen Dünner: Servus und herzlich willkommen. Wir begrüßen Sie zu unserer heutigen Episode von Logistics People Talk aus München von der transport logistic. Nach vier Jahren Pandemiepause kommt hier die Logistikwelt wieder ins Rollen, und auch bei uns gibt es ein Wiedersehen mit Sascha Hähnke und einem Update zu alternativen Antrieben im Straßenverkehr. Wir sind Ihre Hosts ...

00:00:20
Andrea Goretzki: Andrea Goretzki ...

00:00:21
Gwen Dünner: und Gwen Dünner.

00:00:23
Andrea Goretzki: Unsere erste Episode, E-Mobility aus dem April 2021, ist bis heute unsere meistgehörte Folge. Wir haben also offenbar mit dem Thema einen Nerv getroffen. Hinzukommt, dass in den letzten zwei Jahren weitere Entwicklungen das Thema beflügelt haben. Das ist Grund genug für uns, noch einmal nachzulegen. Ich begrüße ganz, ganz herzlich bei uns im Messestudio Sascha Hähnke. Hallo, Herr Hähnke. Toll, dass Sie heute hier sind und sich die Zeit für uns genommen haben.

00:00:52
Sascha Hähnke: Hallo und guten Morgen! Vielen Dank für die Einladung. Wenn die erste Folge die meistgehörte war, dann ist das so bei der Rhenus, dass wir nur ein Ziel haben können. Diese muss noch besser werden.

00:01:02
Andrea Goretzki: Genau, ja.

00:01:03
Gwen Dünner: Wir gucken mal. Herr Hähnke, damals haben wir Sie als Geschäftsführer der Rhenus Transport begrüßt. Aber nicht nur für Sie hat sich inzwischen einiges geändert, sondern auch im Bereich Elektromobilität. Erzählen Sie doch mal.

00:01:16
Sascha Hähnke: Ich bin seit Februar jetzt bei der Schwester. Ich bin bei einer Gesellschaft, die heißt REMONDIS Sustainable Services. Der Name ist Programm, und ich konnte mein Hobby zum Beruf machen. Ihr wisst ja, dass ich das so nebenamtlich gemacht habe. Ich musste mir das immer vor meiner Zeit klauen und das Thema ist immer mehr gewachsen innerhalb der Gruppe. Ich habe dann bei REMONDIS tatsächlich die Chance bekommen, mein Hobby zum Beruf zu machen. Das können übrigens wenige von sich sagen und es gibt eigentlich nur einen Grund dafür. Der Fuhrpark ist deutlich größer bei REMONDIS als bei uns bei der Rhenus. Nein, es gibt nicht nur einen Grund. Der zweite ist, dass REMONDIS mit diesen Sammelfahrzeugen in der Innenstadt unterwegs ist und der Druck, CO₂zu sparen im Güterkraftverkehr, ist in der Innenstadt schneller und größer als auf der Autobahn. Das sind eigentlich die beiden Gründe, warum ich das gemacht habe.

00:02:09
Andrea Goretzki: 10.000 Fahrzeuge, das hört sich erst einmal beeindruckend an, aber wie ist das denn? Ist so eine riesige Elektroflotte nicht auch ziemlich teuer beziehungsweise lohnt sich das vor einem wirtschaftlichen Hintergrund?

00:02:21
Sascha Hähnke: Ja, die ist teuer, immer noch wie vor zwei Jahren. Wir haben ja bei Rhenus Trucking gemeinsam mit Contargo schon sehr zeitig angefangen. Ich war gestern noch auf einer Veranstaltung von der Verkehrsrundschau und habe da Kollegen getroffen, Logistikunternehmeninhaber und Geschäftsführer von Logistikunternehmen, die mich oder uns damals ausgelacht haben, was wir da für einen Unsinn beginnen und so. Die lachen mittlerweile nicht mehr.

00:02:52
Andrea Goretzki: Nein, jetzt lachen Sie.

00:02:52
Sascha Hähnke: Genau. Bei der Contargo ist die Flotte gemeinsam mit der Rhenus deutlich ausgebaut worden. Es gibt da ein Förderprogramm. Als wir damals anfingen, gab es, ich glaube, 30.000 oder 40.000 Euro für ein Fahrzeug, was 400.000 gekostet hat. Mittlerweile gibt es ein sogenanntes KsNI-Förderprogramm. Da werden 80 Prozent der Differenzkosten zwischen dem Diesel- und dem Elektro- oder dem Wasserstoff-Lkw gefördert, für die Ladeinfrastruktur sogar 80 Prozent voll gefördert. Das macht den Schmerz erträglicher, aber es sind immer noch 20 Prozent Mehrkosten. Nicht, dass jetzt irgendjemand glaubt, wir bekommen vom Staat diese Entwicklung und Pionierarbeit geschenkt. Das ist bei Weitem nicht so. Das ist weder bei Rhenus noch bei REMONDIS der Fall. Dann darf ich Innovationsthemen, Kundenerprobung, Prototypengeschichten für die Rhenus weitermachen. Das freut mich sehr. Das sind also die übergreifenden Themen. Es gibt genug Hersteller, die jetzt lieferfähig sind. Das ist alles ausgereift, was wir damals gemacht haben. Das war echte Pionierarbeit. Mittlerweile sind das Serienfahrzeuge. Man kann bei vier, fünf Herstellern mittlerweile einfach so bestellen, wie man früher einen Diesel bestellt hat. Dafür braucht mich niemand mehr bei der Rhenus. Ich darf aber diese übergeordneten und diese Innovationsthemen auch für die Rhenus weiter mitmachen. Das macht großen Spaß.

00:04:09
Andrea Goretzki: Können Sie vielleicht noch einmal so ein bisschen etwas dazu sagen, wie sich die Flotten bei Rhenus und REMONDIS mittlerweile aufteilen? Wie viel davon ist schon mit alternativen Antrieben angetrieben? Was ist noch herkömmlich unterwegs?

00:04:27
Sascha Hähnke: Es ist unheimlich viel passiert seit damals. Wir haben ja so mit sechs, sieben Autos angefangen bei der Contargo. Gemeinsam mit Rhenus Trucking ist der Weg weitergegangen. Bei dieser Förderung, die ich eben angesprochen habe, gibt es so Calls, also Fristen, wo man Anträge stellen darf. In dem sogenannten ersten Call hat die Contargo nochmal 28 schwere Lkws bewilligt bekommen. So heißt das. Da haben wir eine schöne Urkunde bekommen in Berlin. Das hat alles lange, viel zu lange gedauert. In dem zweiten Call sind es über 50 Fahrzeuge. Das heißt, die Contargo wird gemeinsam mit der Rhenus Trucking auf etwa 100 schwere Fahrzeuge zulaufen und sie werden diesen Weg auch weitergehen, während sie natürlich parallel Infrastruktur dafür aufbauen, weil die geladen werden müssen. Rhenus Home Delivery macht einiges im Verteilerbereich. Die haben ja damals schon mit uns zusammen getestet mit den leichten Fahrzeugen. Darüber haben wir auch damals gesprochen. Ich hatte am Montag noch einen Call mit der Automotive. Das heißt, die Kollegen rufen mich noch an. Da geht es um so ein Shuttle-Geschäft, wo die auch überlegen, das zu elektrifizieren. Was mir große Freude macht, ist, dass überall etwas passiert. Bei REMONDIS ist das genauso. Da gibt es Wasserstofffahrzeuge. In Freiburg haben wir ein Joint Venture mit der Stadt Freiburg zusammen. Übermorgen bin ich in Frankfurt, weswegen ich am Partner-Event der Rhenus auf der Messe leider nicht teilnehmen kann. Ich wäre gern gekommen, aber da muss ich nach Frankfurt. Da gibt es eine große Übergabe von Elektro-Lkws an eine Gesellschaft, die wir mit der Stadt zusammen haben. Und so weiter. Also in beiden Companys passiert unheimlich viel und die Fahrzeugzahl ändert sich fast wöchentlich. Wir haben ja aus diesem ersten Förder-Call diesen Bescheid bekommen. Dann muss man die Autos bestellen und dann werden die jetzt ausgeliefert. Ich müsste tatsächlich Rhenus Trucking fragen, wie viele Volvos jetzt da sind, weil ich weiß, dass sie Volvos jetzt fast täglich ausgeliefert hat.

00:06:16
Gwen Dünner: Neben den Kosten liegt bei einer solchen zukunftsweisenden Flotte natürlich auch die Frage nach der Ladeinfrastruktur nahe. In unserem letzten Gespräch haben Sie gesagt, dass es da noch einiges an Hausaufgaben zu erledigen gibt. Als Lehrerkind frage ich da, wurden diese erledigt?

00:06:29
Sascha Hähnke: Ich überlege gerade, ob das die Schulnote fünf oder sechs bekommt. Ich meine die öffentliche Ladeinfrastruktur. Nein, da ist überhaupt nichts passiert. Es gibt keinen ernsthaften Ladepark. Ich habe mir kürzlich einen in Wörth angesehen. Der ist nicht einmal für öffentliche Lkws, aber das ist so ein kleiner Anfang. Es gab ein Projekt an der A2, das HoLa, Hochleistungsladen, heißt. Da sollten von Dortmund bis Berlin bestimmte Schnellladepunkte gebaut werden. Da sind wir ausgestiegen, weil dieses ganze Projekt hanebüchen war. Das war wirklich eine Katastrophe. Also wenn wir schon aussteigen ... Wir machen ja viel mit, unter anderem auch viele Innovationen. Der Rhenus-Standort in Bottrop war vorgesehen, aber wenn uns niemand sagen kann, was wir eigentlich für eine Rolle spielen ... Sind wir Elektrotankstellenbetreiber? Sind wir nur Grundstückvermieter? Was passiert eigentlich hinterher mit der aufgebauten Ladeinfrastruktur? Die haben uns tatsächlich damals angeboten, dass es zurückgebaut wird. Ich sage: „Warte einmal. Mit Fördergeldern und Steuergeldern bauen wir etwas auf, machen wir ein Projekt und danach wird es zurückgebaut.“ Es konnte auch keiner sagen, ob wir in fünf, sechs Jahren für einen gewissen Restwert dann die Technik übernehmen können. Solche Sachen spielen sich da ab. Das ist eine Katastrophe. Man kann heute, wenn man dieses sogenannte Depotladen macht, wie das die Contargo macht, kann man anfangen. Man hat immer den Heimathafen, sage ich immer, wo das Fahrzeug lädt, und dann fährt man bestimmte Distanzen und kommt wieder zurück. An das Unterwegs-Laden im Fernverkehr glaube ich überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich halte das für ein Märchen.

00:07:56
Gwen Dünner: Sagen Sie das, weil es zu lange dauert oder weil es nicht genug gibt?

00:07:59
Sascha Hähnke: Weil es heute nicht genug gibt. Wir haben ja eben darüber gesprochen, dass die ersten Hersteller lieferfähig sind. Es passiert bei öffentlichen Ladestationen überhaupt nichts und wir müssen in der Parallelwelt organisieren. Das heißt, der Diesel wird noch lange da sein. Der wird langsam herauswachsen und die alternativen Antriebe kommen dazu. Dann sage ich jedem, der dieses Märchen erzählt, dass nach vier Stunden, wenn ein Fahrer Pause macht, ausgerechnet dann eine freie, schnellere Säule zur Verfügung steht ... Wer dieses Märchen erzählt, soll einfach mal abends auf eine Raststätte fahren und sich ansehen, was da los ist. Es gibt unterschiedliche Zahlen, aber es fehlen heute schon 30.000 bis 40.000 Lkw-Parkplätze für Dieselfahrzeuge. Da muss ich mich fragen, wo wir denn einen zusätzlichen Ladepark aufbauen? Wir werden keine Dieseltankstelle abreißen dafür, sondern wir brauchen die Dieseltankstelle auch noch. Das heißt, es muss eine Parallelwelt organisiert werden für Wasserstofftankstellen und Ladeinfrastruktur. Im Moment scheint es so zu sein, dass die Privatwirtschaft das Ganze stemmen soll, und da tue ich mich sehr schwer mit. Das muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen.

00:08:56
Andrea Goretzki: Ja, das ist kein einfaches Thema. Jetzt sprechen wir heute ja nicht nur über E-Mobility, wofür man ja die Ladesäulen braucht, sondern wir wollten einmal die alternativen Antriebe im Allgemeinen betrachten. Dazu zählen ja auch Wasserstoff und die eben schon genannte Oberleitung. Was hat sich in diesen Bereichen getan? Sind die vor zwei Jahren angestoßenen Projekte vorangeschritten?

00:09:20
Sascha Hähnke: Das ist zweischichtig. Unsere Meinung zur Oberleitung haben wir ja schon mehrfach gesagt. Wir sehen diese 4.000 Kilometer nicht, die da irgendwo in der Presse herumgeistern, sondern wir sehen es als Ladeoption. Wir möchten einmal schauen, ob wir unterwegs so ein Auto geladen kriegen. Wir haben drei Jahre gebraucht, um einen Diesel-Hybrid-Lkw mit zehn Kilometern jetzt auszutauschen gegen einen, der 50 Kilometer kann. Also ganz ehrlich, es fahren immer noch fünf Fahrzeuge. Es werden jetzt weitere Projektpartner gesucht. Es sollen ein paar mehr werden. Aber auf der A5, wo wir bei Darmstadt unterwegs sind, fahren immer noch fünf, sechs Autos mit einem Diesel-Hybrid, der jetzt 50 Kilometer elektrisch kann. Das ist also besser als zehn, das stimmt, aber nach drei Jahren müssten wir jetzt eigentlich schon mit einem batterieelektrischen Lkw da darunter durchfahren. Also da kann man mal sehen, über was für Zeitfolgen wir reden. Ich sage immer in meinem Bundesland, wo ich herkomme ... Ich weiß nicht, ob ihr es wisst. Wenn wir drei heute ein Windrad bauen wollen, wissen Sie, wann sich das dreht? In sieben Jahren. In sieben Jahren dreht sich das. Wir reden also immer über Jahre bei diesen Prozessen. Also da ist ein bisschen etwas passiert. Es ist aber unbefriedigend. Die Strecke wird auch ein bisschen erweitert auf der A5. Richtung Frankfurt geht es weiter, aber das dauert alles Jahre. Es ist furchtbar langsam. Wasserstoff ist eine andere Geschichte. Das gab es erst als Müllsammelfahrzeuge von einer Firma Faun, also nicht von Mercedes. Umgerüstet, das habe ich eben erzählt, haben wir bei REMONDIS. Jetzt geht es in der Speditionswelt langsam los. Es gab mit Hyundai damals, darüber haben wir auch gesprochen, den ersten Hersteller, der in der Schweiz herumgefahren ist mit einem Verteilerfahrzeug. Jetzt gibt es von den deutschen Herstellern zwei, drei Projekte, wo wir als Rhenus dabei sein dürfen. Das eine macht Daimler Truck und dieser Lkw heißt GenH2. Das wird auch eine Vorserie sein, eine Kleinstserie. Es sind ein paar Sattelzugmaschinen, die wir testen dürfen, und das Gleiche macht MAN. Das heißt Bayernflotte. Daran sind wir auch Projektpartner. Da waren wir in Nürnberg, hat der Herr Söder einen Scheck vorbeigebracht und der Herr Aiwanger. Also auch da gibt es Landesförderung, damit endlich einmal etwas passiert. Die deutschen Hersteller fangen jetzt ein bisschen an und wir dürfen zweimal Projektpartner sein.

00:11:20
Gwen Dünner: Klingt aber auch schon vielversprechend. Klar, solche Projektlaufzeiten sind lang, aber man muss ja auch irgendwo anfangen dann.

00:11:26
Andrea Goretzki: Ja. Auf der anderen Seite kommt da jetzt nicht vielleicht doch noch irgendwie ein bisschen Druck darauf, weil auch die Notwendigkeit besteht?

00:11:33
Sascha Hähnke: Na ja, warum fahren seit anderthalb, zwei Jahren schon Hyundais in der Schweiz, und wir drei reden jetzt über ein Projekt, was irgendwann einmal nächstes Jahr anfängt, also eine Testflotte oder ein Feldversuch? Da sind bestimmte Hersteller einfach schneller gewesen oder haben auf das richtige Pferd schneller gesetzt oder umgekehrt. Viellecht haben ein paar Hersteller auch diese Entwicklung ein bisschen unterschätzt oder zu lange auf das Dieselpferd gesetzt. Ich kann es nicht sagen. Mich nervt das auch. Das sind deutsche Hersteller. Wir sind vom Ursprung her ein deutsches Unternehmen und ich finde das ganz traurig, dass wir zeitlich momentan mit den deutschen Lkws hinterherlaufen. Wir müssen da höllisch aufpassen und einfach da Geschwindigkeit reinbekommen, auch bei den batterieelektrischen Lkws. Da ist das nichts anderes.

00:12:14
Andrea Goretzki: Aber wir als Rhenus beziehungsweise REMONDIS bleiben da am Ball und sägen weiterhin Nerven.

00:12:25
Sascha Hähnke: Ja, wir versuchen zu treiben. Ich bin Kundenexpertenbeirat, so heißt das eigentlich, aber ich sage immer Kundenbeirat, bei MAN und Daimler. Ich glaube manchmal, die ertragen mich nur, weil wir eine große Flotte haben und weil die uns als Kunden nicht rausschmeißen können. Natürlich treiben wir weiter, nerven und und weisen darauf hin, und ich glaube, wir müssen das tun. Auf dieser Veranstaltung gestern beziehungsweise auch letzte Woche, als ich bei Schäffler war, sind komischerweise immer die gleichen Unternehmen. Also die Anzahl der Kollegen ist nicht großartig gewachsen. Das macht mir auch Sorge, also nicht nur die Geschwindigkeit, wann diese Fahrzeuge entwickelt werden und wann die eigentlich auf den Markt kommen, sondern auch die Spieler, die den Mut haben. Das sind zwei Hände voll und das waren die gleichen zwei Hände voll vor zwei, drei Jahren. Da würde ich mir auch wünschen, dass mehr Kollegen auch mitmachen und nicht abwarten. Ich halte das nicht nur für fahrlässig, lange an Diesel festzuhalten, weil wir unsere Unternehmen, beide Firmen, Rhenus genau wie REMONDIS, auf diese Transformation des Fuhrparks vorbereiten müssen. Ich halte das auch für fatal gegenüber unseren Kunden. Die wollen Lösungen, erwarten von uns Lösung und die haben sie immer bekommen, sowohl von Rhenus als auch von REMONDIS. Wir müssen auch diese Fehler gemacht haben und wissen, wie es funktioniert und wie es nicht funktioniert. Ansonsten sind wir kein ernsthafter Partner für unsere Kunden mehr. Darum frage ich mich bei manchen Kollegen immer so: "Mensch, worauf wartet ihr!?" Das sage ich denen auch so. "Macht doch einmal. Kauft doch einmal zwei, drei Autos. Fangt einfach einmal an." Es müssen nicht gleich diese 50, 80, 100 sein, wie wir es jetzt machen. Zugegeben, wir haben auch ein bisschen früher, also vor drei Jahren, angefangen. Aber wenn die jetzt mal so mit drei, vier, fünf, sechs starten würden ... Jedes Auto hilft, jede Ladesäule hilft und wenn Wasserstofffahrzeuge nachgefragt werden, werden auch Tankstellen gebaut. Ich sage immer: "Wir haben nicht Henne und Ei, sondern wir haben leider immer noch Hennen und Eier."

00:14:24
Gwen Dünner: Im Grunde kann man ja sagen, wir sind Macher. Aber wir haben ja schon am Anfang gehört, Sie sind ja jetzt bei unserer Schwester REMONDIS. Warum hat das Thema dort noch einmal einen anderen Stellenwert? Wir haben das schon einmal so ein bisschen angesprochen, aber können wir vielleicht noch einmal ein bisschen in der Tiefe hineinblicken?

00:14:39
Sascha Hähnke: Der Stellenwert ist ein anderer. Nein, der ist gar nicht anders. Der ist früher da. Es gibt eine Clean Vehicle Directive, die sagt, wenn du die Sammlung von einem öffentlichen Auftraggeber machen möchtest, musst du zehn Prozent des Fuhrparks umgestellt haben auf alternative Antriebe. Es gibt kommunale Kunden und Gewerbekunden bei REMONDIS, und ich kenne zwei Fälle, wo die Industrie auf einmal das da hineingeschrieben hat und gesagt hat: "Ich will das auch. Ich muss es zwar noch nicht, aber ich schreibe das da schon mal hinein und erwarte bei einer Ausschreibung, dass mein Logistikdienstleister diese Clean Vehicle Directive erfüllt. Das sind so kleine Anfänge. Noch einmal, städtisch gibt es da schon, aber ich bin mir ganz sicher, dass das ganz normal mit den Industriekunden genauso kommen wird. Also es ist einfach nur früher da, holt uns aber bei Rhenus ein, und darum, Gott sei Dank, haben wir schon sehr, sehr zeitig angefangen, uns mit diesen Themen zu beschäftigen.

00:15:30
Gwen Dünner: Aber ist ja wenigstens gut zu sehen, dass dieser Druck, den man schon vor Jahren im Grunde vorausgesagt hat, wirklich auch von alleine kommt, nicht nur, weil es Auflagen gibt. Die Industrie fängt da jetzt auch schon an, nicht weil sie muss, sondern weil sie kann.

00:15:40
Sascha Hähnke: Wenn Sie so wollen, wenn heute eine privatwirtschaftliche Unternehmung die Clean Vehicle Directive in eine Ausschreibung hineinschreibt, ist das freiwillig. Also es ist nicht uneigennützig, sondern auch ein bisschen egoistisch für die CO₂-Bilanz und für selbstgesteckte Klimaziele. Das ist ganz klar. Aber gesetzlich ist es erst einmal eine freiwillige Geschichte. Den Druck haben die Städte heute schon, und darum müssen wir uns bei diesen kommunalen Sammelfahrzeugen umschauen und sputen.

00:16:09
Andrea Goretzki: Jetzt haben wir ganz, ganz viel zu den bereits etablierten alternativen Antrieben erfahren. Wie sieht das denn aus mit neuen Entwicklungen, also beispielsweise im Bereich synthetische Kraftstoffe? Wie schätzen Sie das Thema ein? Kommen da auch noch Neuerungen auf uns zu?

00:16:26
Sascha Hähnke: Ja, absolut. Wir fahren ja als Rhenus schon viele Jahre in den Niederlanden HVO, einen synthetischen Diesel. Das ist, wenn man so will, sogar ein synthetischer Kraftstoff. Der ist jetzt nicht vergleichbar mit dem, was in der Presse gerade aktuell diskutiert wird, aber bei diesem synthetischen Diesel ist es so, dass er zwischen 70 und 85 Prozent CO₂ einspart, obwohl es da unterschiedliche Zahlen gibt. Ich halte das für ein sehr gutes Mittel für die Bestandsflotte. Wir reden immer nur über die alternativen Antriebe nach vorne, aber diese Bestandsflotte, die vor zwei Jahren angeschafft wurde, oder die Dieselfahrzeuge, die dieses Jahr noch gekauft werden, die noch Jahre im Einsatz sein werden, müssen wir auch CO₂-reduziert fahren lassen. Da ist zum Beispiel ein HVO, also synthetischer Diesel, eine fantastische Geschichte, weil ich nichts umbauen muss. Ich muss technisch keine Geschichten machen. Das Gleiche gilt für die synthetischen Kraftstoffe, die jetzt auch im Pkw-Bereich diskutiert werden. Die werden gerade kaputt gerechnet. Ich frage mich immer, wer so schlau ist und das jetzt schon weiß, was dann der Liter kosten wird, wenn eine Massenproduktion erst einmal in Gang ist. Wir hypen gerade Wasserstoff, der brutal teuer ist. Der ist noch einmal gestiegen. Der ist heute teurer als damals, als wir vor zwei Jahren gesprochen haben. Da war es schon unwirtschaftlich, aber er wird vollkommen gehypt, Wasserstoff, Kompetenz, Land, Kontinent und so weiter. Bei den synthetischen Kraftstoffen fangen wir jetzt schon an, alles kaputt zu rechnen, ohne zu wissen, was das Ding am Ende des Tages überhaupt kosten wird. Eine Diskussion wird sein, ob das in Fahrzeuge, Flugzeuge oder Schiffe oder so gehört. Da müssen wir einmal schauen, wo das landet. Aber ich bin grundsätzlich ein Fan davon, dass wir technologieoffen jedem Weg hinterhergehen und das genau untersuchen und auch tatsächlich einsetzen.

00:18:11
Gwen Dünner: Wahnsinn. Das ist eigentlich schon das perfekte Schlusswort, finde ich. Also wir sehen schon, Sie werden zum Dauergast bei uns. Ich habe noch so viele Fragen, aber ich glaube, wir müssen ... Wir haben nämlich letztes Mal den Fehler gemacht, so viel zu machen, dass wir es in zwei Folgen aufteilen mussten. Also wir würden Sie da sehr gerne noch einmal einladen. Ich glaube, das ist auch ein Thema, bei dem es wichtig ist, immer den Entwicklungen zu folgen. Wenn das möglich wäre, wäre das super, wenn Sie wieder vorbeikommen.

00:18:40
Sascha Hähnke: Wir können uns ja in zwei Jahren wieder zur Messe treffen.

00:18:42
Gwen Dünner: Ja, genau. Sehr gut.

00:18:42
Sascha Hähnke: Da fällt mir noch etwas ein, das wir vielleicht kurz erzählen sollten. Wir haben diese BLC gegründet. Das ist ein Joint Venture zwischen REMONDIS und Rhenus, das sich mit Batterielogistik, also Logistik nicht nur im Sinne von Transportlogistik, sondern generell mit dem Handling und Repair und so weiter beschäftigt. Das ist ein ganz frisches Ding. Da können wir in zwei Jahren schauen, wie weit die Kollegen sind. Die investieren und bauen neu. Also beide Gesellschaften machen etwas gemeinsam in diesem Bereich Batterie. Das ist eine tolle Geschichte.

00:19:11
Andrea Goretzki: Ja, das ist ein ganz spannendes Thema. Das haben wir auf jeden Fall auch auf dem Zettel für einen Podcast. Dann schauen wir einmal und machen etwas zusammen in zwei Jahren wieder in München.

00:19:21
Gwen Dünner: Das ist ein Dauer-Date und ist schon einmal fest eingetragen. Super. Dann wollen wir uns wirklich ganz herzlich noch einmal bedanken, dass Sie bei uns waren. Wie gesagt, das Thema ist zukunftsträchtig. Das Thema ist ein Dauerbrenner und wird mit Sicherheit jetzt in den nächsten Jahren wieder weitere Entwicklungen mit sich tragen. Also nochmal vielen, vielen Dank.

00:19:37
Sascha Hähnke: Danke für die Einladung und eine schöne Messe und viel Erfolg noch.

00:29:40
Andrea Goretzki: Ihnen auch vielen Dank. Damit wollen wir diese Episode beschließen und verabschieden uns mit einem Pfiat di und bis zum nächsten Mal. Vielen Dank auch an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer. Wenn Sie keine Episode verpassen wollen, abonnieren Sie Logistics People Talk auf Spotify, Google oder Apple Podcasts. Alle unsere Episoden und weitere spannende Artikel finden Sie auch auf unserem Experten-Blog sowie der Rhenus-Website. Wir wünschen allzeit Straßen ohne Staus und freie E-Ladesäulen. Es grüßen Ihre Fahrtenbegleiterinnen ...

00:20:13
Gwen Dünner: Gwen Dünner ...

00:20:14
Andrea Goretzki: und Andrea Goretzki.

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