00:00:02
Gwen Dünner: Hallo, wir begrüßen Sie herzlich zu einer neuen Episode von Logistics People Talk, dem offiziellen Rhenus-Podcast für alle, die in Sachen Logistik niemals die Neugier verlieren. Präsentiert von...
00:00:14
Andrea Goretzki: Andrea Goretzki
00:00:15
Gwen Dünner: und Gwen Dünner.
00:00:19
Andrea Goretzki: Seit dem 1. Januar des Jahres ist das Windenergie-auf-See-Gesetz in Kraft. Mit dessen Hilfe will die Bundesregierung bis zum Jahr 2030 die installierte Leistung von Offshore-Windenergie auf mindestens 30 Gigawatt und bis 2045 auf mindestens 70 Gigawatt steigern. Um diese Ziele zu erreichen, leistet die Logistik einen entscheidenden Beitrag. Sie sorgt für den Transport von Komponenten und Crews, Versorgungsfahrten zu Offshore-Plattformen sowie zusätzliche Dienstleistungen wie beispielsweise Zollabfertigung oder Abfall- und Containermanagement. In unserer heutigen Episode möchten wir einen genaueren Blick auf alles werfen, was sich vor Deutschlands Küsten in Sachen Logistik abspielt. Dafür haben wir uns zwei Fachleute eingeladen. Ich begrüße ganz herzlich bei uns am Mikrofon Heike Winkler, Geschäftsführerin des Bremerhavener Windindustrieverbands und Innovationsclusters, und Björn Wittek, Geschäftsführer der Rhenus Offshore Logistics. Herzlich willkommen bei Logistics People Talk. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und uns heute mit auf See nehmen.
00:01:25
Björn Wittek: Vielen Dank. Wir freuen uns, heute dabei zu sein.
00:01:28
Heike Winkler: Vielen Dank. Ich freue mich auf das Gespräch.
00:01:31
Gwen Dünner: Steigen wir doch einmal direkt in das Thema ein. Frau Winkler, wir haben gerade gehört, 30 Gigawatt durch Offshore-Windenergie sind das gesetzte Ziel der Bundesregierung bis 2030. Wo stehen wir denn heute schon?
00:01:42
Heike Winkler: Relativ am Anfang. Wir sind ein bisschen über acht Gigawatt, die wir in Nord- und Ostsee installiert haben. Das heißt, da fehlt noch ein bisschen etwas bis 30 Gigawatt. Es ist aber auch nicht alles, das wir planen. Beziehungsweise möchte die Bundesregierung bis 2035 sogar 50 Gigawatt in Nord- und Ostsee installiert haben. Das wird noch ein Weg, aber wir freuen uns darauf. Dazu kommen noch einmal vier Gigawatt Offshore-Elektrolyse. Das heißt, da wird es einiges zu bauen geben.
00:02:19
Gwen Dünner: Das heißt, es ist nicht nur Offshore-Windenergie, sondern es sind auch andere Energieformen, die mit eingerechnet werden?
00:02:26
Heike Winkler: Wenn sie mit drinnen wären, wären sie Teil der 30 Gigawatt. Sie kommen aber dazu. Das heißt, das ist noch mehr Ausbau der Offshore-Windenergie, was wir als Windenergieverband selbstverständlich begrüßen. Aber jetzt wird es für die Weichenstellung sehr dringlich.
00:02:44
Gwen Dünner: In der Einleitung erwähnte ich bereits den maßgeblichen Anteil, den Logistik an der Energiewende hat. Was heißt denn eigentlich offshore im Kontext der Industrie vor dem Deich?
00:02:55
Björn Wittek: Vor dem Deich oder offshore heißt erst einmal ganz pauschal: alles, was außerhalb der Küstenlinie passiert. In dem Moment, wo wir eine Installation in der See oder selbst im Fluss haben und wir mit einem Schiff hinfahren müssen, sind wir eigentlich erst einmal weg von der Küste. Das heißt, wir müssen Transportmittel nutzen, die speziell für diese Einsatzzwecke geschaffen wurden: Schiffe, Plattformen bis hin zu Hubschraubern. Das heißt, wir gehen erst einmal von einer komplett anderen Logistik aus, als diese an Land stattfindet. Das ist nicht nur ein offshore-windspezifisches Thema, sondern wir haben draußen auf der Nord- und Ostsee oder letztlich auch global in den Meeren Offshore-Wind als einen Teil der Installationen, die stattfinden. Wir haben in der Nordsee das Thema Öl und Gas sehr breit aufgegliedert, mit Ausnahme von Deutschland. Wir haben andere Energiearten, die draußen generiert werden, zunehmend Wellenkraftwerke, Strömungskraftwerke. Wir haben natürlich das gesamte Thema Umwelt- und Naturschutzbelange, die auch da stattfinden. Ob das nun über den Schutz ist von Arealen mit Überwachungsfunktionen bis hin zum Aufbau ähnlicher Themen. Das sind alles Aktivitäten, die im Prinzip spezialisierte Werkzeuge für Transporte, Bau, Installationen und Ähnliches einfach auch erfordern. Was heißt das für uns? Wir müssen als Logistiker einen ganz anderen Blick annehmen, als wir es an Land haben. Da, wo wir simpel mit dem Lastwagen hinfahren oder einfach mit dem Gabelstapler etwas machen können, müssen wir eigentlich etwas völlig anderes aufbauen. Das ist eben nicht erst seit gestern, sondern wir haben eigentlich vor plus/minus 15 Jahren angefangen, uns auch ernsthaft mit diesem Thema zu beschäftigen. Ganz klar haben wir den Häfen erst einmal als ganz wesentliche Schnittstelle. Ohne Hafen passiert letztlich draußen nichts. Wir brauchen dieses Verbindungsglied zwischen dem, was landseitig passiert, eigentlich die Vorbereitung der Waren zum Hinausbringen, zum Installieren, zum Produktivsetzen. Auf der anderen Seite natürlich den Hafen als wesentlichen Anker, um von dort aus die Wartung und Serviceaktivitäten durchzuführen. Keine technische Anlage läuft auf Dauer, ohne dass sie einmal gewartet oder einmal repariert wird. Wir brauchen diese Abgangs- und Ausgangsorte von dem, was stattfindet. Das sind die Häfen. Wir müssen innerhalb der Gruppe auch darauf achten, wie wir da an der einen oder anderen Stelle im Großen und Ganzen auch positioniert sind.
00:05:06
Andrea Goretzki: Herr Wittek, können Sie in diesem Kontext vielleicht noch einmal zusammenfassen, was da die Offshore-Windenergie alles umfasst?
00:05:14
Björn Wittek: Im Bereich Offshore-Wind sprechen wir eigentlich von zwei großen Segmenten. Das eine ist die eigentliche Windkraftanlage, sprich das Fundament. Heutzutage oftmals ein Großrohr, auch Monopile oder Jacket genannt, eine aufgelöste Gitterstruktur mit dem Turm darauf, mit der eigentlichen Windkraftanlage und den Rotorblättern. Damit wir den Strom überhaupt offshore an Land zurückbringen können, wo wir ihn auch wirklich nutzbar machen können, müssen wir in diesem Zuge eine recht komplexe Netzinfrastruktur aufbauen. Das ist technisch durchaus eine große Herausforderung. Da gehen wir auch durchaus in technologische Grenzbereiche, die heutzutage stattfinden. Wir müssen nicht nur einen eigentlichen Windpark, das Kraftwerk, errichten, sondern alles, was wir dafür als Netzinfrastruktur benötigen. Das ist ein Bereich, auf den wir uns relativ frühzeitig fokussiert hatten. Letztlich geht es immer um den Aspekt der Plattformversorgung. Die Netzinfrastruktur stellt sich über große Plattformen dar, den Konverter, ob die gesamte Umspannungstechnik auch installiert wurde. Im Prinzip sind es kleine Fabriken, die installiert wurden und versorgt werden müssen. Das ist für uns ein Fokusmarkt, auf den wir uns auch von Anfang an konzentriert haben.
00:06:23
Gwen Dünner: Man hört, das ist sehr komplex, was die Logistik angeht. Frau Winkler, Sie kennen das Thema Offshore-Windkraft auch vonseiten der Hersteller. Wie schauen diese auf die Ziele der Bundesregierung? Herr Wittek sprach gerade schon einmal dieses Problem bzw. die Herausforderung begrenzter Netzkapazität oder die Netzwerke der Stromtrassen an. Sehen Sie da ähnliche Herausforderungen?
00:06:43
Heike Winkler: Ja. Wir als WAB e.V. vertreten rund 250 Unternehmen. Unser Schwerpunkt ist die Zulieferindustrie. Um das Erklären vorwegzunehmen, das sind nicht nur die Hersteller, dazu gehört alles. Dafür brauchen wir die maritime Industrie, wie Herr Wittek gerade sagte. Wir brauchen die Übertragungsnetzbetreiber, viele, viele kleine und mittelständische Unternehmen, die hier auch beheimatet sind. Es geht viel um regionale Wertschöpfung, die ineinandergreifen muss. Natürlich sehen wir alle, dass es gigantische Ziele sind. Wie bereits erwähnt, von ein bisschen mehr über acht Gigawatt bis 30 Gigawatt. Das ist schon einmal ein beeindruckender Schritt. Aber ich gehe jetzt noch einmal zurück. Wir hatten von 2008 bis heute Zeit für diese acht Gigawatt. Natürlich waren auch viele dieser Mitgliedsunternehmen international tätig und haben auch dort Offshore-Windparks realisiert. Dennoch ist es eine sehr lange Zeit im Verhältnis zu der Zeit von heute bis 2030 oder eben auch bis 2035 mit den 50 Gigawatt. Das ist schon eine riesige Challenge. Daher sprach ich vorhin auch von den richtigen Weichenstellungen. Es geht aber gleichzeitig auch noch darum, dass überall in den Nachbarländern ganz viel Offshore-Windenergie installiert wird und dass die auch ihre eigenen Ressourcen brauchen. Das heißt, es ist ganz, ganz wesentlich, dass gerade auch die heimische Wertschöpfungskette eng zusammenarbeitet, Synergien nutzt und auch industrieübergreifend diese Ziele voranbringt. Sonst ist das wirklich sehr unrealistisch. Wir glauben daran, dass diese Ziele erreichbar sind. Wir sind davon überzeugt, dass wir für die Versorgungssicherheit des Landes, aber natürlich auch für den Klimaschutz zusammenarbeiten müssen, Hand in Hand an Nord- und Ostseeküste, um das umsetzen zu können.
00:08:52
Gwen Dünner: Sie haben gerade noch einmal die Rahmenbedingungen angesprochen. Welche gibt es zusätzlich dazu, dass Sie sagten, dass alle gemeinsam anpacken müssen?
00:08:59
Heike Winkler: Es müssen Häfenkapazitäten da sein. Wir als WAB vertreten 160.000 Fachkräfte im Onshore-Windbereich, Maritim, aber auch eben Offshore-Wind. Wir brauchen aber nur für die Offshore-Windindustrie eine Verdopplung der Beschäftigtenanzahl, um diese Ziele stemmen zu können. Das heißt, wir müssen Recruiting in einem überdimensionierten Maße realisieren, in einem wirklich großen Schub vorantreiben. Wir müssen Ausbildungsmarketing machen, wir müssen die Häfeninfrastruktur schaffen. Wir brauchen die Netze, wie Herr Wittek sagte. Wir brauchen perspektivisch die Pipelines, um den grünen Wasserstoff transportieren zu können, oder auch Schiffslösungen. Da ist ganz, ganz viel, wo wir uns auch gerade immer wieder auf diesen Bereich Logistik verlassen müssen. Wir wissen, dass wir da sehr, sehr kompetente Player wie auch Rhenus an Bord haben, die diese Themen vorantreiben. Aber auch Herr Wittek wird wissen, dass das Herausforderungen, mächtige Dimensionen sind, die wir da gemeinsam stemmen wollen.
00:10:07
Andrea Goretzki: Frau Winkler, was Sie beschreiben, lässt schon erahnen, dass vor Deutschlands Küsten schon jetzt eine ganze Menge los ist. Das wird wahrscheinlich noch mehr werden, wenn wir die gesetzten Ziele erreichen wollen. Herr Wittek hat es eingangs auch schon gesagt, die Nordsee stehe nicht ausschließlich für die Installation von Windenergieanlagen zur Verfügung. Da gibt es noch viel, viel mehr. Es gibt ausgewiesene Naturschutzgebiete, es wird Erdgas gefördert, es gibt diverse Kabeltrassen und Pipelines. Schlussendlich, das darf man nicht vergessen, benötigt der Fischfang noch entsprechende Flächen. Das heißt, es gibt eine Vielzahl von Nutzungsinteressen, die auch zu Konflikten führen können. Wo ist denn eigentlich noch Platz in der Nordsee? Wer hat auf diesen bereits schon ein Auge geworfen?
00:10:51
Heike Winkler: Das ist natürlich eine wesentliche Frage oder ein wesentliches Thema, das Sie da ansprechen. Natürlich wollen alle Nutzer gleichermaßen berücksichtigt werden. Nun steht aber in der Gesetzgebung, dass wir die Offshore-Windenergie brauchen. Die Offshore Windenergie ist systemrelevant und hat auch eine Priorität. Wir als Offshore-Windindustrie waren auch immer geneigt, Ko-Nutzungsgespräche anzustrengen. Das muss natürlich vertieft werden. Alle haben natürlich ein berechtigtes Interesse. Wir wollen gerne kooperative Lösungen voranbringen. Das heißt, wir möchten gemeinsam mit den Nutzern Räume finden, bestenfalls auch gemeinsame Nutzungsansätze finden, um bestimmte Nutzungsformen nebeneinander und auch auf der gleichen Fläche realisieren zu können. Dafür ist einfach extrem viel Abstimmungsbedarf erforderlich und auch viele technologische Lösungen, die das mitbringen. Wir sehen aber auch dort sehr große Wertschöpfungschancen für kleine und mittelständische Unternehmen in diesem Bereich.
00:12:02
Björn Wittek: Ich würde in diesem Zuge eigentlich immer ganz gerne den Begriff des Offshore-Industrieparks prägen. Wir haben bis jetzt, wie es für relativ neue Industrien üblich ist, Offshore-Wind kann man in diesem Kontext immer noch als relativ neue Industrie definieren, üblicherweise eine relativ singuläre Nutzung. Das heißt, wir fokussieren uns auf eine Nutzungsart, was auch erst einmal sinnvoll ist, um eine solche Industrie überhaupt zu einer Reife zu bringen und überhaupt die Lage zu versetzen, auch kommerziell am Markt agieren zu können. Jetzt ist Offshore-Wind per se nicht mehr ganz neu, sondern hat auch 15, 20 Jahre hinter sich gebracht. Das heißt, über die Schwelle, zu einer etablierten Industrie zu werden, sind wir schon. Wir sollten uns auch langsam Gedanken machen, wie wir von dieser singulären in eine Mehrfachnutzung übergehen können. Frau Winkler sprach es eben an, der Wettbewerb ist einfach groß. Wir haben Schifffahrtstrassen, wir haben Liegeplätze für Schiffe, sprich Reedereien, wo sie einfach auf Position sind. Wir haben vor unseren Küsten einen großen Baustoffabbau. Wir müssen Pipelines bauen, wir brauchen Kabeltrassen, wir brauchen auch noch Fischgründe. Auch die Marine benötigt natürlich Übungsflächen, in denen sie agieren können. Bei uns in Deutschland ist es noch keine große Diskussion, aber das Thema CO2-Speicherung wird auch eine ganz wesentliche Fragestellung im Rahmen des Klimawandels sein. Wie wir auch, sei es ein temporärer Zeitraum, in der Lage sind, CO2 einzufangen oder auch einfach einzuspeichern. Wir kommen in eine Situation, dass die eigentlich gefühlt großen Flächen doch sehr knapp werden. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, zu schauen, wie viele Sachen ich letztlich auch in das gleiche Gebiet überlegen kann. Wir haben insofern einen relativ etablierten Planungsprozess. Der wird federführend über das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, das BSH, geleitet. Wo es im Rahmen der maritimen Flächenplanung sehr komplexe Abstimmungsprozesse gibt, bei denen alle beteiligten Stakeholder auch gefragt werden, was geht, was geändert werden kann. Man muss sich trotzdem auch im Klaren sein, dass wir nicht alle Interessen gleichermaßen bedienen können, sondern Dinge priorisieren müssen. Das ist aber im Wesentlichen ein politischer Konflikt, der auch ausgetragen werden muss. Je mehr wir in der Lage sind, Nutzungsinteressen gemeinsam kooperativ in Einklang zu bringen, Stichwort Ko-Nutzung, desto geringer werden diese Nutzungskonflikte ausfallen, desto interessanter wird es auch für alle draußen, das voranzutreiben. Für uns als Logistiker: Je mehr draußen passiert, desto mehr Warenbewegungen werden wir auch haben. Letztlich ist es das, was wir können.
00:14:20
Heike Winkler: Vielleicht darf ich an der Stelle noch kurz etwas ergänzen. Es gibt heute schon Ansätze, die zum Beispiel Fischerei in Offshore-Windparks mit in den Blick nehmen. Wir sehen, da haben wir auch einfach die Chance, dass sich Fischbestände wieder erholen, um da auch einmal ein ganz positives Beispiel zu bringen. Das heißt, diese Synergien können auch ganz, ganz viel Positives bewegen. Die angesprochene Priorisierung von Herrn Wittek hat die Bundesregierung nun einmal vorgenommen. Jetzt müssen wir bloß gemeinsam Lösungen erarbeiten.
00:14:55
Björn Wittek: In diesem Zuge darf auch nicht nur kurzfristig gedacht werden. Wir haben hier tatsächlich ein Thema, worüber auch wahlperiodenübergreifend nachgedacht werden muss. Wie geht man mit solchen Themen um? 70 Gigawatt als Ziel bis 2045, gefühlt eigentlich auch noch mehr. Aber das Thema grüner Wasserstoff kommt noch mit hinzu. Das geht nicht, wenn wir von jetzt auf gleich hin- und herspringen. So ein Typisches rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Das ist für eine Industrie, in der wir hier unterwegs sind, am Ende des Tages tödlich. Weil sich die Projektrealisierungszeiträume eher zwischen fünf und zehn Jahren bewegen. In diesem Kontext passt durchaus die Fragestellung: Sind 70 Gigawatt in Deutschland, Nord- und Ostsee realistisch? Ich glaube ja, auch wenn es anstrengend werden wird. Ein Hilfsmittel werden wir am Ende haben, das ist das Repowering, sprich der Ersatz von alten Anlagen durch neue Anlagen. Das wird uns ab, ich vermute, eher Mitte der 30er-Jahre auch langsam ereilen. Ganz einfach, weil die Windparks auch in Richtung technischer Lebensdauer kommen und zurückgebaut werden müssen. Das ist in sich noch einmal ein extrem komplexes Thema, weil wir uns auch da wieder mit der Netzinfrastruktur und Ähnlichem auseinandersetzen müssen. Auch noch einmal andere Prozesse benötigen, auch noch eine komplett andere Infrastruktur dahinter. Aber ich glaube, das ist in sich eine Thematik, die so ausführlich ist, bei der unsere Entsorgungskollegen auch dabei sein müssten. Das packen wir lieber einmal in einen separaten Podcast.
00:16:12
Gwen Dünner: Das wollte ich gerade sagen, darüber machen wir noch einmal eine eigene Folge. Das sagen wir oft und holen wir immer noch einmal die Kollegen für Remondis oder TSR dazu. Ich wollte nämlich gerade, genau wie Frau Winkler, den Bogen noch einmal zum Positiven schlagen. Die Lage ist dringlich, der Platz auf See und in den Häfen ist knapp. Aber wie schon angesprochen, gibt es diese Ko-Nutzungskonzepte und Lösungen. Es gibt viele Formen, die nebeneinander durchgeführt werden können. Gleichzeitig ist das nicht nur etwas, was auf See bzw. für die Hersteller und für die Windparks selbst passiert, sondern auch in der Logistik. Deswegen noch einmal die Frage an Herrn Wittek, wie denn die Logistiker dabei helfen können, diese bestimmten Engpässe zu bewältigen. Gibt es da zum Beispiel auch Konzepte, die Sie bereits umsetzen, um hier auch die Entlastung auf dem Wasser und in den Häfen fortzuführen?
00:17:06
Björn Wittek: Die Energiewende auf See wird meines Erachtens an Land entschieden werden. Die Häfen sind der Schlüssel dazu, auch für die Produktionsketten. Sprich, wenn ein großes Turbinenwerk irgendwo am Platz ist, muss dieses auch versorgt werden. Das wird auf der Größenordnung der Bauteile nicht ohne Hafen oder wassergebundenen Transport gehen. Andersherum müssen die Fertigkomponenten hinausgebracht werden. Das heißt, der Hafen, der sowieso schon ein wesentlicher Schlüssel ist, hat einfach für das Thema Offenshore-Wind oder Offshore-Industrie in Summe noch einmal deutlich an Bedeutung gewonnen. Wir werden schlicht und ergreifend in Kapazitätsengpässe hineinlaufen. Industrie, Infrastruktur, wie es Häfen sind, hat eben relativ lange Vorlaufzeiten. Mit einem Fingerschnipp zu sagen, ich brauche jetzt einmal fünf, sechs, sieben neue Kajen, wie viel auch immer man benötigt, das ist kein Prozess, der innerhalb von ein oder zwei Jahren abgeschlossen ist, sondern wir sprechen locker über ein Jahrzehnt. Weil wir ganz einfach sowohl die Planungsprozesse haben als auch der Bau physisch nicht von jetzt auf gleich erfolgt. Wenn ich erst einmal eine Spundwand für eine neue Kaje gesetzt habe und dahinter den Sand zum Aufhalten hineinbringe, wir haben natürliche Setzungsprozesse, ist ganz schnell auch einmal ein Jahr vorbei, in dem ich auch nichts machen kann. Da kann ich noch so viel beten und hoffen, dass es schneller geht. Bestimmte Dinge sind auch physisch realisiert. Uns wird in den nächsten Jahren nicht sonderlich viel anderes übrig bleiben, als zu schauen, die vorhandenen Kapazitäten so clever wie möglich zu nutzen. Das heißt, wir müssen insbesondere schauen, dass wir die Flächenproduktivitäten an den Liegeplätzen, und das ist der Schlüssel, so hoch wie möglich bringen. Das heißt, Ware, die hereinkommt, möglichst schnell ins Binnenland zu bringen. Sei es auch in kurzen Zwischentransporten auf eine Fläche, die hafennah ist, vielleicht immer noch als Hafenareal definiert ist. Weil Rotorblätter, die zum Beispiel bei uns in Cuxport im Terminal hereinkommen, werden nicht erst an der Kaje zwischengelagert. Sondern gehen auf einen Lkw und werden drei, vier, fünf Kilometer in das Hinterland gebracht, lagern da und werden später dort abgeholt. Das schafft uns erst einmal direkt im Hafen am Liegeplatz Kapazität, die für andere Importe zur Verfügung steht. Auch den kleinen Hinweis muss man geben: Wir wollen nicht nur offshore ausbauen, sondern wir haben das Ziel, onshore auch noch einmal den Turbinenpark bis 2030 zu verdoppeln, in der Größenordnung. Auch das bedingt noch einmal eine enorme Anzahl an Importen. Auch der PV-Bereich soll einmal um 120, 130 Gigawatt wachsen. Auch das sind Ladungsströme, die irgendwie abgewickelt werden müssen. Wir werden über im Hafen nachgelagerte oder auch andersherum vorgelagerte Konzepte nachdenken müssen. Das wird etwas mehr Geld kosten. Das wird in den Projekten eingepreist werden müssen, sodass die Logistik ein noch mehr gebrochener Transport und noch ein bisschen komplexer wird, als sie heute ist. Wir werden schauen, wie wir Transporte gerade in Richtung Binnenland, vielleicht auch in Richtung Binnenschiff abwickeln können. Auch da sind wir irgendwo begrenzt, was die Dimension und Ähnliches einfach auch angeht. Wir müssen schauen, wie weit wir Dinge deutlich stärker formulieren können, um sie im Hafen in einer Art Plug-and-Play-Konzept zeitlich schneller umsetzen zu können. Ein ganz wesentlicher Hebel liegt einfach darin, dass wir versuchen, die vorhandenen Kapazitäten so effizient wie möglich zu nutzen. Das kann auch heißen, dass wir zukünftig einfach Installationsunternehmen bitten müssen, zu akzeptieren, dass man einen Liegeplatz gemeinsam nutzt. Dass niemand mehr für sein Projekt selbst die komplette Fläche zur Verfügung gestellt bekommt und meinetwegen eine Produktivität von 30, 40 Prozent hat, wir aber die Möglichkeit hätten, ein zweites Projekt darüber abzuwickeln. Auch hier wird es ein „Give and Take“ geben müssen. Es wird für alle Player in der Kette bedeuten, dass sie an der ein oder anderen Stelle Flexibilität zeigen müssen, um Projekte realisieren zu können. Hier haben wir kein Thema, das singulär auf Deutschland beschränkt ist, sondern es geht unseren Nachbarn genauso. Nicht nur unseren Nachbarn, auch wenn man in die USA und Richtung Fernost schaut – auch da gibt es genügend Engpässe, die eigentlich ähnlich geartet sind.
00:20:52
Andrea Goretzki: Wenn wir jetzt noch einmal den Blick von dem Offshore-Part hinlenken zu dem Onshore-Part. Herr Wittek hat es eingangs ganz schön gesagt, die Zukunft von offshore wird nämlich an Land entschieden. Schauen wir doch noch einmal auf das Land. Windenergie ist tatsächlich ehrlicherweise eher ein norddeutsches Thema, in Süddeutschland nicht unbedingt so populär. Frau Winkler, Sie als gelernte Journalistin haben sich mit dem Thema onshore stark auseinandergesetzt. Gibt es aus Ihrer Sicht auch Potenzial für erneuerbare Energien im Süden?
00:21:24
Heike Winkler: Natürlich, es gibt ein gigantisches Potenzial von Erneuerbaren für den Süden. Ich bin volontierte Journalistin, bin aber sehr schnell zum Hersteller in den PR-Bereich gewechselt. Ich kann aus meiner rückblickenden Perspektive und zum Beispiel auch aus den Prototyperfahrungen, die wir an Land gesammelt haben, sagen, dass das ganz wesentliche Themen sind, um den Süden voranzubringen. Das ist auch ein Bereich, in dem sehr, sehr viel Energie gebraucht wird. Da kann es massiv dadurch vorangehen, wenn auch die Onshore-Windenergie weiter ausgebaut wird. Das schafft auch dezentrale Lösungen für den Süden. Das Thema ist das, welches wir gerade eben hatten: Wie transportiere ich an Land, Binnenschifffahrt. Das ist ein ganz, ganz wesentliches Thema dafür. Zum Beispiel reden wir als WAB e.V. gerade über das nationale Hafenkonzept. Da ist auch Binnenschiff, Hinterlandanbindung ein ganz großes Thema. Die Onshore-Logistik ist gerade sehr unter Druck, weil auch da Lösungen fehlen, um diese Onshore-Anlagen entsprechend zu transportieren. Wir sind da mittlerweile bei Anlagengrößen von sieben Megawatt. Das sind keine kleinen Ein-Megawatt-Anlagen mehr, um die es da geht, das sind auch gigantische Bauwerke. Es ist eine Lösung, um auch im Süden schnellstmöglich die Strommengen bereitstellen zu können, die gebraucht werden. Aber es ist auch für grünen Wasserstoff absolut erforderlich. Das heißt, das eine Thema ist: Der Süden profitiert vom Onshore-Windenergieausbau und so kann man relativ schnell auch vor Ort Energieträgerquellen schaffen. Das andere Thema ist, der Süden profitiert sowieso von der gesamten Wertschöpfung. Das heißt, wir haben im Offshore-Windbereich, aber auch im Onshore-Windbereich Unternehmen. Wir können genau sehen, dass auch ganz, ganz viele Unternehmen im Süden sitzen und effektiv für den Norden produzieren, aber eben auch Wertschöpfung für die südlichen Bundesländer schaffen. Da muss vielleicht auch noch viel stärker ein Fokus erfolgen, eine Wahrnehmung dessen, was es eigentlich für Potenziale für Bayern, für Baden-Württemberg darstellt. Ich glaube, es ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem das auch immer mehr verstanden, begriffen wird. Der Norden und der Süden sind da untrennbar. Wir müssen zusammenspielen, um diese Ziele erreichen zu können. Aber auch, um die energieintensive Industrie im Süden entsprechend mit dem notwendigen Strom, mit dem grünen Wasserstoff beliefern zu können. Das heißt, das ist eine wesentliche Weichenstellung. Letztendlich folgt Industrie Energie. Wenn wir, wie Herr Wittek auch angesprochen hat, die großen Kabeltrassen so nicht schnell genug fertigstellen können, wenn die Energie, der Onshore-Ausbau im Süden nicht schnell genug stattfinden kann und damit die energieintensive Industrie nicht über ausreichend Energie verfügt, besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich auch einiges an energieintensiver Industrie an den Küstenstandorten ansiedelt. Das muss einem bewusst sein. Natürlich geht es darum, dass wir ganz Deutschland im Blick haben und natürlich darüber hinaus auch die Nachbarländer. Wir müssen in Deutschland mit der Energiewende ein Beispiel bieten. Wir müssen alle mitnehmen. Wir müssen natürlich auch für den Onshore-Ausbau entsprechend Fachkräfte mobilisieren. Das gilt auch gerade im Süden. Das heißt, auch da geht es darum, dass wir qualifizieren, ausbilden, einstellen müssen. Wir müssen Logistiklösungen schaffen. Wir müssen auch die Teile vor Ort schnell genug installieren können, Projekte umsetzen. Aber auch last, but not least die Bevölkerung einbinden. Unsere Erfahrung ist, dass die Akzeptanz an den Standorten mit dem Ausbau deutlich wächst an, wenn man tatsächlich auch Arbeitsplätze damit verbindet. Insofern denken wir, ist es ganz, ganz wesentlich, auch das in den Blick zu nehmen, aufzuzeigen. Viele Menschen wissen einfach nicht, welche Möglichkeiten die Windenergie direkt für ihren Standort bietet. Da gilt es, einfach zu informieren und immer wieder vor Augen zu führen, dass wir als ein Land die Energiewende gemeinsam umsetzen müssen und alle Synergien nutzen, die dazu zur Verfügung stehen. Wir sagen „stronger together“, man kann auch sagen, stärker zusammen. Das am besten industrieübergreifend. Da müssen wir Gas geben, das wäre vielleicht falsch, wir würden ja Strom geben. Aber beides, wir brauchen die Moleküle und die Elektronen. Wir müssen den Wind voranbringen, um den Rest auch entsprechend so aufzustellen, dass wir Klimaschutz und Versorgungssicherheit gleichermaßen ermöglichen. Das ist uns ein und unseren Mitgliedsunternehmen ein Anliegen. Ich denke, wir haben ganz, ganz, ganz tolle Akteure, geniale Unternehmen dabei, die das schaffen können. Die brauchen nur die Möglichkeiten, das optimal voranzubringen.
00:27:06
Björn Wittek: Ich wäre dafür, dass wir anfangen zu sagen, dass der Süden im Prinzip komplementär zur Energiewende ist. Gerade im Süden haben wir deutlich mehr Sonnenstunden, als wir im Norden haben. PV, sprich Fotovoltaik ist im Süden einfach insgesamt produktiver als im Norden. Es ist genau entgegengesetzt zu dem, was wir im Windenergiebereich haben. Da haben wir im Norden schlicht und ergreifend ein besseres Windpotenzial, als wir es im Süden tendenziell haben. Nur um diese beiden großen Energieerzeugungsformen wirklich sinnvoll miteinander verknüpfen zu können, brauchen wir die Kabeltrasse, einen SuedLink, SuedOstLink, wie auch immer sie alle heißen, um letztlich genau diesen Ausgleich zwischen den eigentlichen Produktivsystemen, die mehr oder minder komplementär sind, zu schaffen. Wenn die Sonne scheint, ist normalerweise der Wind nicht so stark. Wenn der Wind bläst, haben wir normalerweise relativ bewölkten Himmel. Das heißt, wir haben zwei Energieerzeugungsformen, die sich gegenseitig mit nach oben verhelfen. Nur dafür müssen wir auch die Infrastruktur über die Kabeltrassen geschaffen haben. Auch hier eine klarere Kommunikation in Richtung der Bevölkerung, warum, wieso, weshalb, ist, glaube ich, zwingend notwendig. Vielleicht würden wir uns auch einen großen Gefallen tun, wenn wir nicht stoisch für alle das gleiche Ziel herunterbrechen, sondern eines Tages sagen, das, was bei euch in der Region am besten aufgehoben und am produktivsten ist, ist am Ende des Tages auch das, was am meisten zur Energiewende beitragen kann. Auch das bringt deutlich lokale Akzeptanz. Was auf der anderen Seite klar ist: Ohne die Kabeltassen wird das Ganze nicht funktionieren. Das bedingt eben während des Baus Eingriffe in die Landschaft, Verkehrsbelastung. Wir müssen komplette Logistikketten hochziehen. Wir sprechen hier nicht darüber, dass ein kleiner Lkw mit einer Zwei-Tonnen-Kabeltrommel fährt, sondern die Kabeltrommeln, die wir bewegen, wiegen 60, 80, 100 Tonnen, das sind Sondertransporte. Das ist einmal eine gesperrte Straße, das ist einmal eine umgebaute Brücke. Das ist auch über Wochen hinweg ein Graben mit Großtechnik, die dabei ist, Kabel einzuziehen. Im Zweifel auch Hochspannungsmasten, die sichtbar sind. Es ist nicht alles ein Erdkabel. An verschiedensten Stellen auch Konverter oder große Umspannwerke, die in die Hektar auch hineingehen. Das ist auch Teil der Wahrheit. Ohne diese Infrastruktur werden wir nicht in der Lage sein, das Thema Energiewende auch flächendeckend so umsetzen zu können, wie wir es auch wollen. Wir sind als Rhenus in diesem Fall über die Rhenus Projektlogistik im Bereich der Kabeltrassen auch durchaus als Gesamtlogistiker oder als einer der großen Projektlogistiker involviert. Das heißt für uns, wir holen von den Werken der Hersteller die großen Kabeltrommeln ab, bringen sie oftmals zu einem der Seehäfen und anschließend mit dem Binnenschiff hinunter zu Eingangshäfen in der Nähe. Das heißt, die Binnenhäfen spielen auch da eine große Rolle im Rahmen der Energiewende und die letzte Meile bis zur Baustelle. Wir haben zum Teil auch noch auf der Baustelle selbst Aktivitäten. Das sind eben die Herausforderung, in denen wir uns bewegen. Projekt heißt in diesem Fall aber nicht ein- oder zweimal, das, was man sonst so gewohnt ist. Sondern Projektprozesse, die zum Teil auch über mehrere Jahre hinweg laufen. Auch da stehen wir noch am Anfang. Ein Netzanschlusssystem, das wir in der Nordsee bauen, Größenordnung zwei Gigawatt, bedingt im Prinzip einen weiteren Korridor Richtung Süden, in der Größenordnung SuedLink oder SuedOstLink. Das heißt, wenn wir noch einmal 15 Systeme in der Nordsee bauen wollen, werden wir mit Sicherheit auch noch einmal um die zehn Systeme Richtung Süden ziehen müssen. Schon jetzt davon ausgehend, dass so etwas wie Wasserstoffproduktion eher im Norden stattfinden wird, wo die Energie auch da ist. Für die Projektlogistik ist das für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre mit Sicherheit ein Bereich, in dem auch sehr viel passieren wird. Wir müssen auch da schauen, dass die Infrastruktur vorhanden ist, dass das Equipment, insbesondere die Lkw, vorhanden sind. Dass auch die Genehmigungsbehörden mitspielen und man auch weiß, dass das ein wesentlicher Teil für die Energiewende ist.
00:30:51
Andrea Goretzki: Es ist ein Riesenkraftakt, der da auf uns zukommt. Vielen Dank für diese tiefen Einblicke, die Sie beide uns heute gegeben haben. Ich muss tatsächlich gestehen, dass mir vieles von dem, was wir heute gehört haben, so nicht bewusst war. Ich habe bei all der Begeisterung für die Rettung des Klimas durch die Energiewende nicht so gesehen, welche Probleme oder Herausforderungen das tatsächlich auch mit sich bringen kann. Hand aufs Herz, Sie beide sind beruflich bedingt sehr vertraut mit den Herausforderungen der nächsten Jahre. Was macht Sie denn trotzdem zu Optimisten, was die Energiewende angeht?
00:31:29
Heike Winkler: Es geht nur nach vorne. Das heißt, wir brauchen die Energiewende. Da gibt es jetzt keine alternativen Ansätze, die in irgendeiner Form greifen. Um das positiv zu sagen, das ist auch unsere Zukunft. Ich habe es schon angesprochen, Energieversorgung, Versorgungssicherheit, diese Themen. Aber wir müssen das auch einmal so sehen. Es geht um riesige Wertschöpfungspotenziale. Das heißt, wir können Arbeitsplätze schaffen, wir können in Deutschland Unternehmenswachstum generieren. Die Fossilienenergie schafft auch Lücken. Dagegen kann ich die ganzen Bereiche stellen, die neu durch diese Energiewendeansätze entstehen, die auch wieder diese Lücken schließen. Das heißt, das ist sehr, sehr positiv zu sehen, dass wir im Prinzip in Deutschland solch eine industrielle Zukunft vorantreiben können. Wir können Werften, Schiffbau wieder ganz anders einbinden. Wir können mit Ausschreibungssystemen Lösungen schaffen, die auch heimische Wertschöpfung voranbringen. Wir haben tolle Ingenieure, wir haben tolle Unternehmen. Aus meiner Perspektive sind es einfach auch Chancen. Es sind bestimmt Herausforderungen, da haben Sie recht. Es ist auch richtig, darauf hinzuweisen. Aber die Chancen sind aus meiner Perspektive deutlich höher anzusiedeln als die Herausforderung. Die Priorisierung ist in der Gesetzgebung gegeben und das nicht umsonst. Sondern weil wir das gemeinsam wollen und somit werden wir das auch gemeinsam stemmen. Ich bin zuversichtlich und freue mich darauf, da eine richtige Beschleunigung hineinzubringen und mit den Unternehmen gemeinsam voranzugehen. Vielen Dank für diese Möglichkeit, mit Ihnen im Austausch das noch einmal zu erörtern.
00:33:27
Andrea Goretzki: Sehr gerne. Herr Wittek, sind Sie ähnlich optimistisch?
00:33:32
Björn Wittek: Ja, bin ich. Ich glaube, ein wesentlicher Teil ist, dass in den letzten Wochen vieles an Schlüsselaufträgen vergeben wurde. Insbesondere auf der Netzebene haben sowohl Amprion als auch Tennet, die beiden großen deutschen Netzbetreiber, im erheblichen Maße Netzanschlusssysteme beauftragt, insbesondere offshore. Weitere werden in den nächsten Wochen noch kommen, auch auf der Onshore-Seite. Das heißt, ein ganz wesentlicher Teil, um wirklich auch die Energiewende realisieren zu können, ist beauftragt. Das ist der erste Schritt zur eigentlichen Realisierung. Wenn wir die Netzkapazitäten geschaffen haben, werden wir auch dahinter die Windparks, die PV-Parks, meinetwegen auch große Elektrolyseure und Ähnliches schaffen. Das ist genau das, was wir auch an Technologie benötigen, um einen Umbau der Gesellschaft oder insbesondere der Industrie hin zu einer CO2-neutraleren Gesellschaft zu schaffen. Es gibt noch ganz viele Wege, die wir noch gehen müssen. Ich glaube, wir sollten an der anderen Stelle auch zum Teil politische Verbohrtheit beiseitepacken und durchaus technologieoffener unterwegs sein, als wir es heute sind. Da stellt sich mir durchaus die Frage, warum wir in Deutschland die Einzigen sind, die das Thema Carbon Capture, CCS, verteufeln, wenn es in anderen Ländern schlicht und ergreifend ganz normal ist. Da schöpfen wir aber weiterhin noch nicht alle Mittel aus, die wir auch auf technischer Seite haben. Ich glaube aber, dass der Handlungsdruck so groß werden wird, dass die Politik in nächster Zeit realisieren wird, dass sie der Industrie viel mehr Freiheiten geben muss, als es momentan der Fall ist. Sie hat ihre Kernaufgabe erfüllt, sie hat wesentliche Leitlinien gesetzt. Jetzt sind wir als Industrie an der Reihe, zu liefern. Das, was ich da momentan im Hintergrund sehe, sowohl mit dem, was beauftragt wurde, mit dem, was in Planung ist und was auch an Prozessen innerhalb der Industrie angestoßen wurde, ist, dass wir da in den nächsten Jahren eine richtige Welle an großen Projekten sehen werden. Letztlich sind das genau diejenigen, die die Energiewende und den industriellen Umbau auch vorantreiben. Das stimmt mich sehr optimistisch, dass wir jetzt auf dem richtigen Pfad sind.
00:35:34
Gwen Dünner: Ich bin ein bisschen erleichtert, dass es am Ende doch so positiv geworden ist. Weil zwischendurch habe ich mir schon gedacht, dass es schon so viele Herausforderungen sind. Aber ich bin schon froh, dass es sich ein bisschen eher so anhört wie Wirtschaftswunder 2.0. Zumindest wäre das natürlich der tollste Erfolg für diese Branche oder auch für Deutschland, für die Offshore-Industrie. Deshalb noch einmal vielen, vielen Dank an Sie beide für den Besuch bei Logistics People Talk und wirklich für diese sehr, sehr tiefen Einblicke, wie Frau Goretzki schon gesagt hat.
00:36:06
Andrea Goretzki: Vielen Dank dafür.
00:36:07
Gwen Dünner: Es war wirklich eine Freude, darüber zu reden, auch wenn das Thema natürlich nicht nur freudig ist, aber auf jeden Fall sehr viel Potenzial für die Zukunft bietet. Vielen Dank.
00:36:18
Heike Winkler: Danke schön.
00:36:19
Björn Wittek: Danke schön, gerne in weiterer Tiefe mit dem Thema Repowering Offshore noch einmal.
00:36:25
Andrea Goretzki: Unbedingt, das haben wir uns hier schon auf Wiedervorlage gelegt.
00:36:30
Heike Winkler: Wirtschaftswunder 2.0. Damit haben Sie es auf den Punkt gebracht.
00:36:36
Gwen Dünner: Damit bedanken wir uns auch ganz herzlich bei unseren Zuhörerinnen und Zuhörern. Wie immer an dieser Stelle die Bitte: Bewerten, teilen und kommentieren Sie die Logistics-People-Talk-Episoden auf Spotify, Google und Apple Podcasts sowie auf unserem Expertenblog Logistics People Community. Wir hoffen, Sie sind auch beim nächsten Mal wieder mit von der Partie. Es grüßen Ihre Hosts...
00:37:00
Andrea Goretzki: Andrea Groetzki.
00:37:00
Gwen Dünner: Und Gwenn Dünner.
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