Zahlen. Daten. Fakten. Nachhaltigkeitsberichte in der LogistikZahlen. Daten. Fakten. Nachhaltigkeitsberichte in der Logistik
Interview
Logistik im Dialog

Zahlen. Daten. Fakten. Nachhaltigkeitsberichte in der Logistik

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Im Gespräch mit einem internationalen Logistikdienstleister: Rhenus Automotive setzt auf das Ziel „CO₂-Neutralität“

Vom Buzzword zur Unternehmensphilosophie: Für zahlreiche Unternehmen ist Nachhaltigkeit längst kein Trendthema mehr, sondern ein wichtiger Bestandteil ihrer Strategie für Gegenwart und Zukunft. Das gilt für Automobilhersteller wie Logistikdienstleister gleichermaßen – zum Beispiel, wenn es um Emissionswerte, CO₂-neutrale Prozesse und die Einsparung von Ressourcen geht. Besonders spannend wird es, wenn beide Branchen aufeinandertreffen, etwa bei Rhenus Automotive.

Stefanie Müller, Head of Corporate Social Responsibility, kennt die täglichen Herausforderungen der Industrie. Sie erklärt im Interview, wie sich der Logistiker im Automobilbau in puncto Nachhaltigkeit strategisch aufstellt und warum Nachhaltigkeitsberichte dabei ein wichtiges Tool sind.

Redaktion: Frau Müller, die gesamte Automobilindustrie befindet sich aktuell in einer radikalen Umbruchphase. Welche Rolle spielt dabei das Thema Nachhaltigkeit?

Stefanie Müller: Nachhaltigkeit in der Automobilindustrie wird vor allem durch zwei Faktoren geprägt: Zum einen treiben gesetzliche Vorgaben wie die Einführung strengerer Abgasnormen den Wandel voran. Zum anderen wächst das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema, wie das steigende Interesse an nachhaltigen Fahrzeugen zeigt. Das Auto als reines Statussymbol hat ausgedient; die Menschen wollen sinnvolle und nachhaltige Mobilitätsoptionen. Die Branche hat diese Herausforderung erkannt und angenommen. Auch wir arbeiten daran, sie zu meistern.

Redaktion: Wie Unternehmen ihre Prozesse nachhaltig gestalten, dokumentieren sie etwa in Nachhaltigkeitsberichten. Was ist hierbei zu beachten?

Stefanie Müller: In einem Nachhaltigkeitsbericht informiert ein Unternehmen seine Stakeholder und die interessierte Öffentlichkeit über die drei Bereiche seiner Nachhaltigkeitsstrategie: ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Wichtige Themen sind Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange, Menschenrechte und Compliance. Verschiedene Richtlinien und Standards unterstützen die Berichterstattung, etwa die Global Reporting Initiative (GRI). Deren Standards schaffen für Unternehmen und Öffentlichkeit eine Grundlage, um die Auswirkungen eines Unternehmens zu kommunizieren und vergleichbar zu machen.

Bisher sind nur bestimmte Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Dazu gehören große kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaften und bestimmte Personenhandelsgesellschaften, Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen. Dies wird sich ab dem 1. Januar 2025 ändern: Dann wird der Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) auf nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern ausgeweitet.

Redaktion: Rhenus Automotive ist aktuell nicht berichtspflichtig. Warum haben Sie sich dennoch dazu entschieden, Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen?

Stefanie Müller: Als Logistikdienstleister für die Automobilindustrie nehmen wir eine besondere Rolle ein, die weit weniger sichtbar ist als beispielsweise die „klassischen“ Logistikbereiche wie Straßentransporte oder Luft- und Seefracht. Im Automobilbau kümmern wir uns unter anderem um die Werkslogistik, die optimale Materialversorgung der Fertigungsbänder unserer Kunden „just in time“ und „just in sequence“ – also zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Reihenfolge. Auch komplexe Montagen gehören zu unseren Aufgaben, zum Beispiel von Interieurmodulen wie Dachhimmel und Türverkleidungen, aber auch von kompletten Motoren und Achsen. Diese „unsichtbare“ Rolle im Produktionsprozess macht es für uns umso wichtiger, die Auswirkungen unseres unternehmerischen Handelns auf Mensch und Umwelt ehrlich und transparent zu kommunizieren. Das schafft Vertrauen bei Mitarbeitern, Kunden und der Öffentlichkeit. Deshalb haben wir 2019 mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung begonnen, um für uns selbst die wesentlichen Belastungen unserer eigenen Geschäftstätigkeit zu identifizieren und die Ausgangssituation zu definieren. Das war der Startschuss für die Herausforderung „CO2-Neutralität“, an der wir täglich arbeiten.

Redaktion: Was tut Rhenus Automotive in Sachen Nachhaltigkeit und wie spiegelt sich das im Nachhaltigkeitsbericht wider?

Stefanie Müller: Im Mittelpunkt unseres Nachhaltigkeitsberichts stehen die Themen Ökologie und Soziales. Wir legen unsere Treibhausgasemissionen offen und sprechen über unsere Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen. Zudem thematisieren wir unsere Unternehmenskultur und unsere Arbeitsbedingungen. Seit dem 1. Januar 2023 setzen wir unsere Verpflichtungen aus dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) konsequent um. Über diese Herausforderung und unsere Herangehensweise sprechen wir im Bericht offen. Grundsätzlich ist es unser tägliches Ziel, klimaschädliche Umweltauswirkungen zu identifizieren, zu messen und sukzessive zu reduzieren. CO2-Emissionen beziehen wir als reale Kosten in unsere Kalkulation ein. Durch die kontinuierliche Optimierung und Verschlankung unserer Prozesse eliminieren wir überflüssige Arbeitsschritte – und damit auch überflüssigen Verbrauch natürlicher Ressourcen. Dazu modernisieren wir unsere Infrastruktur mit energiesparenden Optionen und Alternativen, zum Beispiel auf Basis eines zentralen, nach ISO 50001 zertifizierten Energiemanagementsystems. Dieses erfasst und bewertet die Verbräuche aller Standorte und ermöglicht gezielte Energieeffizienzmaßnahmen. Nachhaltigkeit spiegelt sich natürlich auch im Arbeitsschutz und in der Sicherheit unserer Mitarbeiter als unserem wertvollsten Gut wider, um ein gutes, sicheres und gesundes Arbeitsumfeld zu bieten.

Redaktion: Beteiligt sich Rhenus Automotive über diese Maßnahmen hinaus an spezifischen Nachhaltigkeitsinitiativen für die Automobilindustrie?

Stefanie Müller: Zusammen mit unserem Schwesterunternehmen TSR Automotive GmbH haben wir das Joint Venture „The Battery Lifecycle Company“ (BLC) gegründet. Ziel ist ein ganzheitliches Batterierecycling entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Batterie eines Elektrofahrzeugs steht nur so lange im Fokus des Automobilherstellers, bis sie mit dem Fahrzeug das Werk verlässt. Bislang werden etwa 10 bis 20 Prozent der Batterien in der Automobilproduktion aufgrund defekter Komponenten als Ausschuss behandelt und entsorgt. Hier setzt das Know-how der BLC an, damit Rohstoffe nicht ungenutzt bleiben. Funktionsfähige Batterien, deren Leistung für den Fahrzeugeinsatz nicht mehr ausreicht, werden für die Wiederverwendung in neuen Anwendungsbereichen aufbereitet. Batterien, die irreparabel defekt und nicht mehr einsatzfähig sind, werden entladen, zerlegt und die Bestandteile in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt.

Darüber hinaus beteiligt sich Rhenus Automotive an Forschungsprojekten wie Innologbat (Innovationslabor für Batterielogistik in der Elektromobilität), um gemeinsam mit Forschungspartnern und der Wissenschaft branchenübergreifend eine zukunftsfähige Batterielogistik zu schaffen. Generell möchten wir den Aufbau einer widerstandsfähigen Infrastruktur und eine nachhaltige Industrialisierung im Rahmen derartiger Kooperationen fördern.

Redaktion: Welche Nachhaltigkeitsziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?

Stefanie Müller: Neben dem Ziel der CO2-Neutralität unterstützen wir die Initiative UN Global Compact für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung sowie die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und deren Sustainable Development Goals – diese sind ein universeller Appell der Vereinten Nationen, die Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und das Leben und die Perspektive aller Menschen zu verbessern. Die Rhenus Gruppe hat vier dieser 17 Sustainable Development Goals als vorrangige Ziele für eine nachhaltige Entwicklung identifiziert: Klimaschutz, Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, Gesundheit und Wohlergehen sowie Industrie, Innovation und Infrastruktur. Wir verpflichten uns zu Sofortmaßnahmen, um dem Klimawandel und seinen Auswirkungen entgegenzuwirken, indem wir über die gesetzlichen Vorgaben der Klimaziele hinausgehen.

Als international tätiges Familien- und Logistikunternehmen nimmt Rhenus seine gesellschaftliche Verantwortung ernst, denn Nachhaltigkeit ist der Schlüsselfaktor für stabiles und langfristiges Wachstum. Deshalb fördern wir ein inklusives, nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle. In verschiedenen Projekten mit Partnern aus Wissenschaft und Forschung bringen wir unsere Expertise und Erfahrung ein, um nachhaltige Lösungen für die logistischen Herausforderungen der Zukunft zu erarbeiten.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Die entsprechenden Personenbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für alle Geschlechter (m/w/d).

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