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Podcast
Logistik im Dialog

Transport Related Warehousing

Autoren:

Die Lösung für produzierende Unternehmen, mit gestörten Lieferketten umzugehen?

Just in time und just in sequence – lange Zeit waren diese aus der Automobilindustrie stammenden Steuerungskonzepte für die Logistik maßgeblich; die bedarfssynchrone Produktion mit geringer Kapitalbindung war für Unternehmen das erklärte Ziel. Unerlässlich dabei: reibungslos funktionierende Lieferketten. Doch was, wenn gestörte Supply Chains und Lieferengpässe zuverlässige Planungen unmöglich machen? Uwe Karrenberg, Geschäftsführer bei LOXX Lagerlogistik, einem Unternehmen der Rhenus Gruppe in Gelsenkirchen, sieht in Transport Related Warehousing einen Lösungsansatz. Was genau sich dahinter verbirgt und wie der Service Unternehmen angesichts der aktuellen Herausforderungen helfen kann, erklärt er im Podcast „Logistics People Talk“.

Die vergangenen zwei Jahre haben Unternehmen in aller Welt vor extreme Probleme gestellt, wenn es darum ging, die Produktion zuverlässig aufrechtzuerhalten. Die Pandemie mit ihren Lockdowns, der Brexit, der Ukraine-Krieg und Ereignisse wie die Blockade des Suez-Kanals haben die seit Jahren bestehenden, weltweiten Supply Chains gehörig durcheinandergebracht und bislang gut funktionierende Konzepte wie just in time nahezu unmöglich gemacht. Rohstoffengpässe, Lieferverzögerungen und exponentiell gestiegene Kosten sorgten folglich für nie dagewesene Herausforderungen in der globalen Wirtschaft.

Wer wettbewerbsfähig bleiben möchte, muss umdenken und Lösungen finden – Transport Related Warehousing, kurz TRW, kann Unternehmen dabei helfen, den gestörten Lieferketten zum Trotz die Produktion aufrechtzuerhalten und damit einen Weg aus der Krise zu finden. Der Trick dabei: Anders als bei langfristig angelegten Aufträgen wie in der klassischen Kontraktlogistik bietet TRW Kunden die Möglichkeit, schnell und unkompliziert Waren zu lagern, und zwar in unmittelbarem Zusammenhang mit Transport und Umschlag. Uwe Karrenberg spricht hier von „Pufferlägern“, aus denen Waren direkt in die Transporte eingespeist werden können, was den Kunden eine hohe Verfügbarkeit sowie extrem kurze Lieferzeiten garantiert. Im „Logistics People Talk“ gibt er spannende Insights in den Bereich Transport Related Warehousing und nimmt die Hörer*innen mit an den Ort des Geschehens: ins Umschlagslager in Gelsenkirchen.

Hinweis: Den Podcast mit deutschen und englischen Untertiteln finden Sie auch hier.

Podcast
Podcast Cover Transport Related Warehousing
05.10.2022

Logistics People Talk | Episode 12

Uwe Karrenberg sieht Transport Related Warehousing (TRW) als Möglichkeit für Unternehmen, angesichts gestörter Lieferketten die Produktion aufrechtzuerhalten. Der Service sorgt für hohe Verfügbarkeit sowie extrem kurze Lieferzeiten.

Transkript unserer Podcast-Episode

00:00:02
Gwen Dünner: Herzlich willkommen zu einer neuen Episode von Logistics People Talk, dem offiziellen Rhenus-Podcast für alle, die überzeugt davon sind, dass man in Sachen Logistik nie auslernen kann. Präsentiert von:

00:00:14
Andrea Goretzki: Andrea Goretzki ...

00:00:15
Gwen Dünner: ... und Gwen Dünner.

00:00:17
Andrea Goretzki: Unser Thema heute ist ein ganz besonders spannendes und aktuelles. Wir wollen nämlich einmal schauen, welche Möglichkeiten Unternehmen haben, einen Weg aus den aktuellen Lieferkettenproblemen zu finden, Stichwort Transport Related Warehousing, kurz TRW. Da wollen wir heute einmal genauer draufschauen. Wir freuen uns sehr, dass wir heute einmal zu Gast sind und zwar sind wir bei LOXX Lagerlogistik in Gelsenkirchen. Bei uns sitzt Uwe Karrenberg, Geschäftsführer bei LOXX. Uwe, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und willkommen bei Logistics People Talk.

00:00:54
Uwe Karrenberg: Danke für die Einladung. Ich bin gerne hier, habe mich schon gefreut auf den Termin und bin schon einmal gespannt, was ihr so für Fragen für mich habt.

00:01:00
Gwen Dünner: Dann steigen wir doch einmal direkt in das Thema ein. Internationale Lieferketten sind ja andauernd plötzlichen Veränderungen ausgesetzt, aber wahrscheinlich nicht so vielen gleichzeitig oder in kurzer Folge wie momentan: Brexit, die Corona-Pandemie, die Suez-Blockade, Lockdowns in Europa und China, der Ukraine-Krieg. Für Unternehmen bedeutet das ja vor allem eines: Wenn die Supply Chain unterbrochen wird, werden Waren nicht geliefert, Kunden nicht bedient und im schlimmsten Fall die Versorgung der Gesellschaft gefährdet. Aber eine Unterbrechung der Lieferkette muss ja nicht immer eine negative Auswirkung haben, Stichwort Transport Related Warehousing. Uwe, was hat es genau mit dem Begriff auf sich?

00:01:40
Uwe Karrenberg: Ich meine, im Hauptteil haben wir Speditionen in ganz Europa und auf der Welt verteilt und transportieren im Wesentlichen Güter. Transport Related Warehousing heißt: Wir haben an unseren Speditionsanlagen, wie jetzt zum Beispiel hier in Gelsenkirchen, Palettenläger dran gebaut, wo wir verschiedene Waren einlagern können für Kunden. Damit haben wir eine kurzfristige Verfügbarkeit der Waren. Früher hatten viele Unternehmen generell selbst auch Läger, die haben sie abgebaut für Just-in-time-, Just-in-sequence-Produktionen. Das ist ein Trend gewesen aus der Automobilindustrie, wenig Kapitalbindung, immer schön schnell die Sachen verfügbar. Man sieht aber hier ganz klar, wenn man zumindest global arbeitet oder eben länderübergreifend, dass es zu Problemen führen kann, gerade wenn die Supply Chains oder Lieferketten entsprechend nicht mehr so funktionieren, wie sie funktionieren sollen. Dann braucht man wieder Pufferläger – so kann man das ruhig bezeichnen – oder Läger, wo man einfach Güter zur Verfügung hat, um durchzuproduzieren.

00:02:42
Uwe Karrenberg: Das ist vom Prinzip her der Vorteil bei uns, weil wir mit den Lägern, und deswegen Transport Related, zum einen einlagern können – da können wir gleich vielleicht noch einmal auf ein Beispiel aus dem Brexit eingehen, das war ja auch einer der Punkte – oder zum anderen direkt einspeisen können. Das heißt, das Lager – man sieht das auf den Bildern, wir sehen uns das vielleicht nachher noch einmal an – ist direkt an die Umschlagsanlage angebaut und wir können direkt aus dem Lager in die Transporte einspeisen. Das bedeutet extrem hohe Verfügbarkeit, extrem kurze Lieferzeiten, speziell hier in Gelsenkirchen, und Mega-Benefit für unsere Kunden, weil wir, ich glaube, über 70 Destinationen direkt anfahren und damit innerhalb kürzester Zeit die Ware durch ganz Europa transportieren können, aus unseren Lägern heraus.

00:03:27
Uwe Karrenberg: Hier sieht man dieses TRW-Konzept: Vom Prinzip her kommt die Ware hier herein, das sehr ihr da jetzt gleich, im Lager, und geht dann hier praktisch in die Spuren hinein direkt für die Verteilung. Das heißt, Containerware kommt herein, wir löschen die, dann wird kartoniert auf die Paletten gestapelt mit einem gewissen Packschema. Das haben wir alles gemacht, das wird dann gewickelt und wird dann in die Spur gestellt und wird dann direkt in die Verkehre eingespeist. Das ist eben der Benefit, den du hast, wenn du ein Umschlagslager hast, Transport Related, und jetzt nicht noch sagen musst: "Ja, dann kommt die Ware an und dann schaue ich einmal, ob ich einen Transport einmal finde irgendwann." Du hast eben eine höhere Umschlagsgeschwindigkeit und für uns ist das ein super Zusatzgeschäft.

00:04:08
Andrea Goretzki: Was du beschreibst, klingt jetzt teilweise fast schon ein bisschen wie die normale Kontraktlogistik. Das bietet Rhenus ja durchaus auch an. Wie grenzt ihr euch dazu ab, also was ist der Unterschied zwischen der klassischen Kontraktlogistik und Transport Related Warehouse?

00:04:25
Uwe Karrenberg: Da gibt es zwei Ansätze. Nehmen wir einmal als Beispiel: wirklich aus dem Transport eingehend und dann einlagern und weitertransportieren. Das macht die Kontraktlogistik gar nicht. Kontraktlogistik hält Ware vor, also wirklich Lagerkapazitäten in Größenordnungen, die wir auch gar nicht haben. Wir haben hier knapp 7.000 Stellplätze am Standort, haben das jetzt erweitert diesen Monat um noch einmal 4.000 ungefähr. Das ist drüben in der Anlage, da wird noch einmal ein bisschen dran gebaut. Die Größe ist der wesentliche Unterschied. Und wir nehmen auch von Partnern Ware einmal kurzfristig auf, können die zwischenlagern, in sogenannte Zollläger einlagern. Das ist das Thema Brexit. Es hat uns sehr geholfen, dass wir so ein Lager haben, weil die Ware kommt aus England heraus und ist noch nicht verzollt oder muss nach England hinüber und wir können die zwischenpuffern für den Kunden. Das bietet die Kontraktlogistik auch nicht an, Kontraktlogistik fokussiert sich im Wesentlichen auf Großkunden, ich sage einmal, so 3.000 Palettenstellplätze und größer.

00:05:21
Uwe Karrenberg: Wir zielen eher auf den normalen Mittelstand ab, also unsere vielleicht Kleinkunden, die für die Kontraktlogistik auch wirtschaftlich nicht ganz so interessant sind, weil die eben mehr, ich sage einmal, Mehrwertservices bietet, also Kommissioniergeschäfte und dergleichen mehr. Das machen wir auch teilweise für Kunden, aber unser Kernfokus liegt wirklich auf dem Transport und wir bieten eben zusätzlich ein bisschen Lagerfläche an, jetzt aber nicht überproportional. Das ist der wesentliche Unterschied zur Kontraktlogistik, die Größe einfach. Die Kontraktlogistik hat natürlich auch keine Spedition hinten dran, sondern die beauftragen uns dann wieder, Waren vorzuholen, umzuschlagen, zu bündeln oder nutzen einfach Frachtführer für Werksversorgung. Das ist der größte Unterschied. Also da gibt es eine ganz klare Abgrenzung.

00:06:02
Gwen Dünner: Also wir halten fest: kleinere Aufträge, dafür höhere Flexibilität.

00:06:06
Uwe Karrenberg: Genau.

00:06:07
Gwen Dünner: Das klingt ja auch nach einer Menge anspruchsvoller Herausforderungen. Wie begegnet ihr dem bei LOXX?

00:06:13
Uwe Karrenberg: Nehmen wir einmal als Beispiel den Brexit, um dabeizubleiben, weil es vielleicht nicht mehr ganz so aktuell ist wie das Thema Ukraine, was auch einen Einfluss auf die Lagermengen hat, definitiv. Wir mussten innerhalb kürzester Zeit neue Prozesse aufbauen, um die Ware, die kam, entsprechend zwischenzulagern, damit sie verzollt werden konnte und dann praktisch in den europäischen Markt eingeführt werden durfte. Das ist natürlich hochdynamisch, macht aber auch eine Menge Spaß. Natürlich hat man da nicht so viel Vorbereitung wie vielleicht in einer Kontraktanlage, wo man dann mit einem Kunden mehrjährige Lagerverträge abschließt und sagt: "Du, ich baue dir eine Anlage.", weiß ich nicht, 50.000 Quadratmeter, oder bei einem Multi-User-Center, wo man auch mehrjährige Lagerverträge eingeht. Es ist dynamisch, man muss die Prozesse ziemlich schlank halten, sonst verdient man nämlich damit auch kein Geld, sondern zahlt eher drauf.

00:06:59
Uwe Karrenberg: Das war früher einmal der Ansatz von einem Spediteur: "Ich transportiere und ein bisschen Lager habe ich auch." Die haben in dem Lager in der Regel aber auch gar keine Marge draufgehabt. Das ist nicht unser Ansatz. Natürlich wollen wir mit der Lagerung und Vorhaltung auch ein bisschen Geld verdienen. Da wir speziell für das Thema Brexit Subdienstleister der eigenen Spedition sind, können wir das natürlich kostengünstig anbieten. Somit haben wir eine Nische auch aufgetan mit diesem TRW-Konzept, was Kontraktläger nicht haben, aber auch nicht brauchen. So sind wir zum Beispiel auch im Kontakt mit der Warehousing Solution, tauschen uns aus über Anfragen, die für die vielleicht nicht interessant sind, für uns aber dann wieder. Andersherum, wenn wir zum Beispiel Anfragen bekommen, geben wir die Sales nicht einfach weiter. Das sind so Potenziale, die man vorher nicht hatte, die wir natürlich ausschöpfen, um unsere Kunden entsprechend besser bedienen zu können mit den Dienstleistungen.

00:07:48
Andrea Goretzki: Wenn wir jetzt einmal auf das Thema Energie und Nachhaltigkeit schauen – das ist ja wirklich ein besonders heißes Thema: Was bedeutet die Nachhaltigkeit im Blick auf TRW? Was spielt das bei euch für eine Rolle und wie begegnet ihr dem Thema?

00:08:03
Uwe Karrenberg: Es gibt ja verschiedene Ansätze in der Nachhaltigkeit, gerade in der Logistik. Wir verbrauchen natürlich viele Wickelfolien. Wir hatten und haben noch teilweise Gas-Stapler, die wir jetzt austauschen durch Lithium-Ionen-Stapler. Da haben wir einen großen Invest jetzt getätigt oder werden den jetzt tätigen über die nächsten zwei bis drei Jahre und die ganze Flotte austauschen. Also gerade das Thema Flurförderfahrzeuge, das ist ein Riesenthema. Wickelfolie auch. Wir haben Wickelroboter angeschafft, die vollautomatisch wickeln, also die stellt man einfach nur an die Palette heran. Früher ist eben ein Mensch herumgelaufen und hat dann gewickelt oder man musste aufwendig die Ware in eine stationäre Wickelmaschine fahren. Da gibt es mittlerweile mobile Geräte, die besser wickeln und weniger Folie verbrauchen.

00:08:48
Gwen Dünner: Hier ist der Wickelroboter, jetzt sehen wir ihn im Einsatz.

00:08:52
Uwe Karrenberg: Genau. Vom Prinzip her: Das ist die Erweiterung des TRW-Konzepts auch hier, weil drüben alles voll war, wir gesagt haben: "Okay, wir haben so viel Volumen im Zulauf, die Kunden brauchen einfach mehr Lagerflächen, transportnahe Lagerflächen, um auch ihre Abrufe zu machen."

00:09:10
Gwen Dünner: So, der wird jetzt da nah herangefahren und dann?

00:09:13
Uwe Karrenberg: Komm, wir fahren einmal hier herum. Hast du noch etwas zum Wickeln?

00:09:20
Gwen Dünner: Also die Palette steht voll gepackt.

00:09:24
Uwe Karrenberg: Die Palette ist ja aufgepackt. Das passiert in der Regel direkt vor dem Container. Der Container geht auf, dann hat man hinten dieses Fangnetz, das ihr gerade gesehen habt, dann gibt es ein Packschema für die Ware.

00:09:33
Gwen Dünner: Jetzt piepst er. Jetzt wurde die Folie einmal eingesteckt.

00:09:36
Uwe Karrenberg: Jetzt wurde der Roboter gestartet und daneben gestellt.

00:09:39
Gwen Dünner: Jetzt fährt er von selbst herum mit so einem Rad, misst das ab.

00:09:42
Uwe Karrenberg: Genau. Das, was früher praktisch der Mitarbeiter selbst gemacht hat mit dem Wickeln, macht jetzt der Roboter vollautomatisch. Da hat der Mitarbeiter Zeit für andere Tätigkeiten, aber das ist auch einmal ganz gut, weil wir natürlich auch schauen, dass die Leute nicht drei, vier, acht Stunden am Tag Kartons auf Paletten stapeln. Da können die auch einmal kurz durchatmen.

00:09:58
Gwen Dünner: Der arbeitet ja ganz schön zügig.

00:10:01
Uwe Karrenberg: Ja, der wickelt relativ zügig. Da kann man einstellen, wie viele Wicklungen er macht. Das Gerät selbst kann sogar wasserdicht wickeln. Davon haben wir jetzt in kurzer Zeit uns drei Stück angeschafft. Man sieht: Unten wird auch ein bisschen dicker gewickelt, das gibt Stabilität. Jetzt fährt er hoch. Das wird programmiert, ich weiß nicht, sieben oder zehn Programme hat das Ding und wickelt dann vollautomatisch. Der Mitarbeiter muss nachher eigentlich oben nur noch abtrennen. Eine extreme Entlastung, wenn man sich überlegt, dass der mit so einer Rolle da herumlaufen muss! Super.

00:10:44
Gwen Dünner: Irgendwie ein bisschen "satisfying" anzusehen.

00:10:47
Uwe Karrenberg: Total.

00:10:49
Gwen Dünner: Sehr "smooth" fährt er dann da herum.

00:10:51
Uwe Karrenberg: Hier ist der ökologische Vorteil auch. Wir hatten ja auch noch das Thema Ökologie. Der Wickelroboter macht aus einem Meter Folie fünf bis sechs, weil er die vorstrecht. Er stretcht die so vor, dass das perfekt passt. Das heißt, das ist jetzt nicht einfach nur gewickelt, sondern man sieht, dass das richtig Spannung obendrauf hat. Das kann man einstellen, wie viel Spannung.

00:11:11
Gwen Dünner: Das heißt, er spart dann auch Folie ein.

00:11:15
Uwe Karrenberg: Ja, definitiv. Wir sparen extrem viel an Verpackungsmaterial. Wir probieren hier auch verschiedene Folien aus, weil es eben letztendlich Plastik ist. Wir achten auch bei dem Verpacken von Ware oder wenn wir jetzt zum Beispiel Container löschen darauf, dass wir da Kantenschutzecken aus Pappe nehmen; die Bänder zum Straffen der Kartonagen sind dann auch aus recyceltem Material. Auf solche Themen achten wir schon sehr stark. Dann haben wir natürlich auf den Anlagen hier in Gelsenkirchen Solaranlagen drauf. Einen Teil nutzen wir selbst, ein Großteil wird aber einfach eingespeist. Das hilft uns dann perspektivisch natürlich auch, zumindest einen gewissen Grad an Autonomie zu erhalten, indem wir den Strom, den wir selbst erzeugen, auch selbst verbrauchen.

00:12:02
Uwe Karrenberg: Dann war Nachhaltigkeit für uns ein Thema, als ich hier angefangen habe: Wir haben überall Heizungen in den Hallen. Man kann die Hallen alle hochheizen, muss man aber nicht. In gewissen Bereichen braucht man einfach mehr Wärme, gerade wenn Kommissioniertätigkeiten da sind, weil die Mitarbeiter, der Körper braucht ein bisschen Wärme. Ist die Halle allerdings zu warm, ist es auch kontraproduktiv für die Mitarbeiter, ist auch gesundheitsschädlich. Dementsprechend haben wir daran gearbeitet und konnten da jetzt schon mehrere 100.000 Kilowattstunden Energie einsparen, dadurch, dass wir in der letzten Heizsaison einfach einmal die Temperatur auf ein normales Niveau gesenkt haben, was für die Arbeiten auch passt. Der Gasverbrauch ist heruntergegangen – wir kennen selbst die Energiepreise gerade –, da konnten wir auch eine Menge sparen, zumindest am Verbrauch. Vom Preis sind wir alle betroffen. Ich habe auch einmal eine Stromrechnung bekommen. 30 Prozent höher wird die dann im nächsten Monat.

00:12:53
Uwe Karrenberg: Daran arbeiten wir jetzt eben auch. Wir haben ein Energieteam gegründet hier am Standort, um zu schauen, wo wir weitere Einsparpotenziale haben. LED-Leuchten in der Halle sind auch ein super Thema, das ist ein kleiner Invest mit großer Wirkung, weil wir natürlich da auch viel, viel weniger Strom verbrauchen. Intelligente Lichtschaltung: Die Lichter gehen nur an, wenn jemand in den Bereich hineingeht. Also da gibt es ganz, ganz viele Themen. Ja, und Qualität. Je besser die Prozesse sind, desto weniger Schrott produziert man auch auf der Halle, weil natürlich im Umschlag mit Holzpaletten viel Holzabfall anfällt. Die Palettenpreise sind auch überproportional nach oben gegangen, ich glaube, der Einkaufspreis von Europa liegt aktuell bei über 20 Euro. Es ist a) ein finanzielles Thema und b) natürlich dann wieder das Umweltthema. Also Umwelt spart auch Geld. Das war immer der Irrglaube: Wenn man ökologisch arbeitet, dann ist man nicht mehr ökonomisch. Das ist Humbug, schon lange Humbug. Wenn man in die Umwelt investiert, dann spart man auch Geld. Das ist das, was wir festgestellt haben. Auch da konnten wir die Entsorgungskosten massiv senken. Auch schön, also super Effekte.

00:13:57
Andrea Goretzki: Es klingt auf jeden Fall so, als wenn ihr euch schon länger mit dem Thema beschäftigt und das jetzt nicht erst ein Thema für euch ist, seit die Energiekrise im Prinzip vor der Tür steht.

00:14:08
Uwe Karrenberg: Ja, es ist dauerhaft. Wir sind ja auch ISO-zertifiziert, haben einen Umweltmanager vor Ort, der sich intensiv darum kümmert und jetzt auch noch einmal einzelne Strommessungen gemacht hat. Wir streben die ISO 50.001 an. Also beim Energiemanagement haben wir schon viele Potenziale gehoben, das wird dann irgendwann auch einmal schwieriger. Wir haben auch Bienenstöcke, also produzieren auch eigenen Bienenhonig.

00:14:26
Gwen Dünner: Oh, okay, Moment, das muss ich jetzt noch einmal kurz hinterfragen. Gibt es den zu kaufen oder macht ihr das für Kunden?

00:14:32
Uwe Karrenberg: Ja, für Kunden, teilweise für intern.

00:14:34
Gwen Dünner: Cool.

00:14:34
Uwe Karrenberg: Zwei Mitarbeiter sind Imker. Also wir machen hier auch Honig. Ja gut, dann denken die Leute: "Emscher-Lippe-Kanal, ist vielleicht nicht der leckerste Honig", aber das ist auch Humbug. Schmeckt super, ein super Produkt. Wir sagen immer: "Wir machen in Logistik, Solar und Honig."

00:14:53
Andrea Goretzki: Schöne Kombination.

00:14:53
Uwe Karrenberg: Das ist so unser Motto.

00:14:55
Gwen Dünner: Trimodal.

00:14:56
Uwe Karrenberg: Trimodal, genau.

00:14:59
Gwen Dünner: Eine kurze Zwischenfrage, bevor ich jetzt in die Case Study hineingehe: Habt ihr dann entsprechend auch schon eine Vorbereitung für diese Gasmangellage, die sich ja so ein bisschen andeutet? Gibt es da schon irgendwelche Pläne, wenn jetzt wirklich einmal das Gas abgeschaltet wird?

00:15:12
Uwe Karrenberg: Na gut, wir selbst brauchen nicht so viel Gas. Ein Problem werden die Flurförderfahrzeuge werden, aber da sehe ich auch keinen so starken Engpass. Damit habe ich letztes Jahr schon angefangen, mich auseinanderzusetzen, bevor der Krieg auch kam, weil ich denke, man braucht kein Gas. Man hat einmal Diesel gefahren auf der Halle, dann ist man umgestiegen auf Gas, weil es ja dann sauberer war. Aber nur aufgrund der Sauberkeit ist man auf dem Verbrenner geblieben. Klar, Lithium-Ionen, da hat man nachher auch vielleicht ein Entsorgungsproblem. Aber das haben wir langfristig ja nicht mehr, weil wir sehen in anderen Unternehmen der RETHMANN-Gruppe: Die nutzen dann teilweise Batterietechnologie als Blockspeicher. Das könnten wir mit den Lithium-Akkus nachher auch probieren, von den Flurförderfahrzeugen, die wir haben.

00:15:57
Gwen Dünner: Second Life dann.

00:15:58
Uwe Karrenberg: Second-Life-Verwertung von den Geräten. Da können wir natürlich auf die Kollegen der REMONDIS zurückgreifen, die haben darin Mega-Erfahrung. Das ist ein Riesenpotenzial, auch praktisch übergreifend, einmal abgesehen von der ganzen Logistik. Ansonsten: Heizung. Also wir statten die Mitarbeiter im Winter dann noch einmal mit Thermounterwäsche aus. Dann gibt es bewusst noch einmal Bewusstseinsschulungen. Wir haben jetzt auch ein Schnelllauftor neu eingebaut. Weil wenn man sich das vorstellt: Wir haben an der Anlage über 100 Tore, die wirken wie ein Kamin. Da macht man einmal auf und dann geht die ganze Hitze heraus und dann macht man die wieder zu und dann heizt es wieder auf. Das ist ein riesiger Energieverbrauch und da müssen wir einfach ein bisschen bewusster arbeiten. Wir haben letztes Jahr schon damit angefangen, konnten, wie gesagt, schon Gaseinsparungen erzielen und müssen einfach weiter daran arbeiten. Man darf die Temperatur, das wäre auch unsinnig, nicht zu weit herunterfahren, weil die Mitarbeiter müssen arbeiten. Aber unsere neuen Flurförderfahrzeuge haben zum Beispiel auch eine Sitzheizung. Solche Sachen.

00:16:59
Gwen Dünner: Das ist schon einmal komfortabler.

00:17:00
Uwe Karrenberg: Also man kann dann technisch ein bisschen daran arbeiten, am Energiesparen, gerade wenn man sieht: Es sind eben endliche Rohstoffe.

00:17:07
Gwen Dünner: Ja, das stimmt. Dann gehen wir über zur Case Study. Wir wollen jetzt auch noch einmal einen Blick auf eure bisherigen Erfahrungen im Bereich Transport Related Warehousing werfen. Du hattest uns im Vorfeld schon verraten, dass Soho House einer eurer Kunden ist. Wem das jetzt nichts sagt: Das ist ein Anbieter von High-End-Luxus-Clubhotels, die auch eigene Möbel, Deko, Interieurprodukte et cetera verkaufen. Wie haben sich die eben genannten Veränderungen der Lieferkette auf das Geschäft von Soho House ausgewirkt, also vor welchen Problemen stand der Kunde da?

00:17:39
Uwe Karrenberg: Im Wesentlichen stand der Kunde vor dem Problem, dass er seine ganze Ware in UK eingelagert hat. Das war zum einen dann das Thema Brexit und dann kommen natürlich die Schwierigkeiten der Versorgung aus Asien dazu. Es ging um die Basisversorgung B2B, also praktisch die Versorgung seiner Hotelketten mit den Basisgütern. Man kann sich Soho House so vorstellen: Man zahlt einen Clubbeitrag, dann darf man in diese Hotels hinein und alles, was man in dem Hotel sieht, kann man theoretisch kaufen. Betten, Couch, Gläser, High-End-Produkte, also recht tolle Qualität, Kopfkissen, also wirklich alles. Ein Super-Konzept. "Very dedicated", sage ich jetzt einmal, für die Kunden. Da sind dann auch Hollywood-Sternchen dabei und was weiß ich nicht alles. Die haben natürlich keine Lust, 30 Tage auf einen Bademantel zu warten. Gut, die kaufen dann eben irgendwann im Hotel vielleicht einmal den Bademantel oder bestellen sich zwei Couchen, aber auch die sollten dann irgendwann einmal kommen. Die Verfügbarkeit in den Hotels für diese Basisgüter war nicht mehr so gegeben. Das heißt, die hatten Lieferzeiten von über 30 Tagen aus England heraus.

00:18:37
Uwe Karrenberg: Unsere Kollegen aus England, aus der Rhenus-Gruppe Warehousing Solutions, sind dann auf uns zugekommen und haben gesagt: "Habt ihr Kapazitäten?" Die Menge ist auch nicht so viel, also es sind so zwischen 800 und 1.200 Stellplätze. Das passt auch in unser Konzept hinein, weil mehr wollen wir eigentlich auch nicht haben bei einem Kunden, weil es dann auch wieder eher etwas für die Kontraktlogistik ist. Aber für die Kontraktlogistik selbst war es zu klein, da wollte es eben wieder keiner haben. Dann haben wir gesagt: "Schau einmal, wenn du die Ware bei uns einlagerst, verzollt, können wir dir eigentlich ganz Europa innerhalb von drei bis fünf Tagen bedienen." Das war für die natürlich ein Mehrwert, vorher waren es über 30 Tage von der Insel herunter, jetzt nur noch drei bis fünf. Ich meine, wenn man im Luxussegment ist, dann erwartet man auch einen entsprechenden Service, und wir sind Dienstleister, also sind wir auch eine Servicegesellschaft, um das einmal so grob zu nehmen.

00:19:27
Uwe Karrenberg: Die sind sehr, sehr zufrieden. Also wir haben den Kunden innerhalb von zwei bis drei Wochen aufgeschaltet. Das ist ein börsennotierter Konzern, der hat hohe Anforderungen an die Warenverfügbarkeit und an die Inventarisierung und so. Wir waren da sehr, sehr flexibel auch mit unserem Platz, den wir dann hatten, haben Platz freigemacht für die, haben dann eben entsprechend eingelagert und dann ging es auch schon los. Die Kollegen aus UK haben dann die Sachen, die sie hatten, vorgepackt, hier herein, wir dementsprechend umgepackt und seitdem lagern wir. Der Kunde ist gerade nicht mehr in der Ramp-up-Phase, ist schon ein paar Monate jetzt bei uns, aber es gibt immer ein bisschen etwas zu tun mit dem und das macht eine Menge Spaß.

00:20:08
Uwe Karrenberg: Also er ist sehr, sehr zufrieden mit dem Service. Ich meine, vorher 30 Tage, jetzt drei, da sagt er natürlich: "Juhu!" Wir können vielleicht auch durch die Größe, die wir haben, einen anderen Service bieten, muss man auch einmal einfach sagen. Ja, das war Soho House im Rahmen vom Brexit. Ein Riesenthema, also dass Unternehmen gesagt haben: "Boah, wie bekommen wir das denn jetzt hin?" Gerade vielleicht auch Unternehmen, die nicht zwingend an die Insel gebunden sind. Im B2B-, B2C-Bereich haben die da noch viel, das ist noch ein Riesenbestand, auch in UK, also das ist jetzt nicht so, dass wir denen das ganze Geschäft abgenommen haben. Selbst das wäre egal, weil es bleibt in der Gruppe. Ja, das war schon knackig das Projekt, da hat das Team aber auch super gearbeitet und das war auch der Grund, warum ich gerne in der Logistik arbeite: Teamwork. Das ist schon echt schön. Es war schon spannend, definitiv.

00:21:05
Andrea Goretzki: Das heißt, der große Trick dabei war tatsächlich, das Geschäft im Prinzip aus UK herauszunehmen und hier vor Ort zu machen. Gab es da noch andere Dinge, die ihr optimiert habt, sodass es Effekte hatte, oder war das wirklich so der Hauptpart?

00:21:23
Uwe Karrenberg: Der Kunde war es eben nicht gewohnt, dass seine Palette innerhalb von einem Tag gepackt ist. Also wir können dem natürlich auch höhere Abrufgeschwindigkeiten bieten. Das heißt, der ruft ab und will morgen seine Ware haben, kann da natürlich seine Lieferzeit noch mehr verkürzen auch. Die erste Palette ging nach Spanien, glaube ich, nach Barcelona, wenn mich nicht alles täuscht und das funktioniert fast vollautomatisch. Die kommunizieren dann vollautomatisch via Schnittstelle mit unserem Softwaresystem, also unserem Warenwirtschaftssystem, rufen dann ab. Dann haben sie abgerufen, dann hatten wir die Palette am selben Tag noch fertig gepackt, weil es eben gepasst hat und fertig gemeldet. Da waren die natürlich so: "Hey, was ist das denn? Das geht innerhalb von 'same day'?" Ja, es geht "same day", bei gewissen Dingen. So, hier ist der Kommissionierbereich. Vom Prinzip her wird die Ware hier bereitgestellt – Grüße Sie! – und wird dann hier von den Kommissioniererinnen und Kommissionierern entsprechend gepackt in Kartonagen.

00:22:23
Gwen Dünner: Das sieht ein bisschen aus wie eine Werkbank. Heberollen, Zugkette.

00:22:24
Uwe Karrenberg: Ja genau, ist auch so. Vom Prinzip her so die Werkstatt, hier wird dann montiert.

00:22:31
Gwen Dünner: Premium.

00:22:32
Uwe Karrenberg: Premium. Ich meine, man darf auch nicht vergessen: Das ist ein Premiumkunde, der zahlt auch einen Premiumpreis, also braucht er auch einen Premiumservice. Das ist eben das, was wir auch dem Kunden gesagt haben: "Wir können andere Preise nehmen bei den Stückzahlen, müssen dann aber auch einen anderen Service bieten." Also wir können nicht den Standardservice für einen Standardlagerkunden bieten, der dann einmal anruft und irgendwann geht seine Ware hinaus, sondern dann haben unsere Kunden eben auch einen anderen Anspruch, der sie aber auch an uns bindet und zufrieden hält. Das ist für uns wichtig.

00:23:02
Gwen Dünner: Jetzt in diesem Fall hört sich das ja an, als hätte es wirklich komplett gut aufeinander gepasst, also die Lösung perfekt zu der Herausforderung. Gibt es denn aus deiner Sicht andere Branchen, für die sich Transport Related Warehousing auch insbesondere lohnt oder geeignet ist, um die Lieferketten aufrechtzuerhalten zum Beispiel?

00:23:20
Uwe Karrenberg: Hauptsächlich Konsumgut, sagt man so. Wir versuchen schon, Konsumgut einzulagern auch, haben natürlich aber auch Kunden, die produzieren. Das heißt, wir haben viele, viele Anfragen. Eine spannende Anfrage war zum Beispiel von einem Hersteller für Betonbauteile, der Hausverkleidungen macht. Der hat überlegt: "Boah, jetzt habe ich Chemie." Wir haben natürlich kein ADR-Lager hier, also wir dürfen Gefahrstoffe einlagern, aber keine Gefahrgüter. Da gibt es eben feine Abgrenzungen. Das sind so die baulichen Herausforderungen, Genehmigungslage et cetera pp. Die überlegen natürlich: „Wie kann ich meine Lieferkette sicherstellen?“ Also wollen sie zwischenpuffern. Sie selbst wollen aber gar nicht lagern, weil sie von Logistik keine Ahnung haben, sondern sie wollen einen Dienstleister haben, der für sie fünf bis 15 Paletten einlagert, was weiß ich, IBCs oder oder oder, die sie dann abrufen können. Das haben wir schon gesehen. Wir sehen das Volumen im TRW-Bereich. Die Anfragen gehen hoch. Das hat nichts mit dem Brexit oder mit den restlichen Störungen der Lieferketten zu tun.

00:24:25
Uwe Karrenberg: Und Kunden neigen dazu – das ist auch das, was man wirtschaftlich sieht – eigene Bestände wiederaufzubauen, um Lieferkettensicherheit herzustellen. Denn was nützt just in time, just in sequence, wenn ich kein Produkt habe, das ich verkaufen kann? Ein Beispiel: Firmenwagen. Ich bekomme einen neuen Firmenwagen, den brauche ich ja nun einmal beruflich. Ich bestellte letztes Jahr, ich glaube im April. Jetzt haben wir August, Lieferzeit ist vielleicht Oktober, vielleicht auch nicht. Es ist ein Škoda Octavia, ist jetzt auch kein was weiß ich was, aber bedingt durch diese Lieferkettenstörungen haben die natürlich Probleme. Just in time, just in sequence funktioniert super, wenn man alles hat und die Lieferkette passt. Passt die Lieferkette nicht, haben wir Probleme.

00:25:07
Uwe Karrenberg: Deswegen versuchen natürlich alle wieder, ein bisschen was da hineinzupacken. Das nimmt natürlich Kapital für Investitionen, weil das muss ich natürlich wieder in Material binden. Das heißt, das hat dann auch wieder einen kleinen Effekt auf das Wirtschaftswachstum langfristig, weil man natürlich mehr Kapital in, ich sage einmal, Teile und Lagerhaltung steckt, das man eben nicht frei investieren kann in Neuentwicklung oder sonstige Dinge. Das sind die Dinge, die wir so sehen. Das heißt, wir sehen ein bisschen eine Verschiebung, aber wir in der Logistik, so wie wir eben sind, finden ja immer Wege und Mittel, Dienstleistungen anzubieten oder auch neue dann zu schaffen. Ja, da sehen wir schon: definitiv TRW.

00:25:48
Andrea Goretzki: Wenn du da einmal so den Blick in die Glaskugel wagst: Werden diese Probleme denn deiner Meinung nach noch lange anhalten oder ist da irgendwie ein bisschen Entspannung in Sicht? Also wird das Thema TRW für euch weiterhin ein ganz, ganz heißes bleiben oder wie wird sich das deiner Meinung nach entwickeln?

00:26:07
Uwe Karrenberg: Ich glaube, das ist ein Riesenthema und hat ein extremes Wachstumspotenzial. Als der Krieg in der Ukraine angefangen hat, sind die Anfragen für Lagermengen extrem nach oben gegangen, zusätzlich noch einmal. Also wir haben den Brexit gesehen, wir haben dann Covid gesehen, den Lockdown in Shanghai, in Asien, das heißt, da kommt die Ware nicht heraus. Wir haben selbst Kunden, die jetzt schon die Ware aus Asien einlagern, Kunden, die Übermengen bestellen, um Sicherheitspuffer weiter aufzubauen, dann aber selbst gar keine Lagerkapazitäten haben. Das heißt, jetzt kommt die Ware an, die bleibt oben im Hafen stecken – das ist das, was wir jetzt gerade sehen –, weil die oben auch alle voll sind in den Binnenhäfen und in den Seehäfen. Das ist ein Riesenpotenzial für die Kollegen der Air & Ocean, gerade so LCL-Containersendungen und und und. Mit denen sprechen wir auch viel, für die machen wir auch ein paar Containergeschäfte.

00:27:02
Uwe Karrenberg: Das Volumen steigt an im TRW-Bereich, definitiv. Ich sehe den Trend da auch nachhaltig hin, weil viele der Unternehmen einfach sagen: "Boah, wenn ich noch einmal so Umsatzeinbußen habe ..." Vom Prinzip her passiert ja Folgendes: Der, der liefern kann, da geht man dann auch hin. Ich bin ja auch am Überlegen: "Brauche ich ein Auto überhaupt? Ich habe ja noch eins." Wenn das jeder überlegt, dann wird eben auch weniger abgenommen. Ja, und der, der liefern kann, der macht eben den Umsatz. Das ist immer so ein Spiel, das ist natürlich unternehmerisches Denken. Ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen sich Sicherheitsbestände weiter aufbauen. Das haben sowieso alle schon, weil man in so einer Supply Chain immer Wellen hat, nur die Wellen waren diesmal eindeutig zu groß, auch hintereinander und wir wissen nicht, wie sich das langfristig auswirkt.

00:27:46
Uwe Karrenberg: Auch in Asien mit der Lockdown-Nummer, die die da immer fahren. Dann die Containermängel. Wir sehen das jetzt in den USA zum Beispiel auch, die jetzt auch Strafgebühren auf Container erheben, die versuchen das per Gesetz durchzubringen. Selbe Menge hinein, selbe Menge heraus an Containern, sonst kannst du ja gar nichts mehr machen, ansonsten zahlst du pro Tag x Euro. Bei uns die Seehäfen erheben Strafgebühren für diese Mengen. Weil was machen die ganzen Kunden? Die lassen die Ware im Hafen liegen und nutzen den Hafen als Lager, weil es eben günstig ist, weil es da keine Mieten gibt. Jetzt haben die aber die Containermieten hochgezogen im Hafen, wo die dann teilweise bis zu 100 Euro pro Tag pro Container bezahlen. Dadurch haben wir wieder die Chance bekommen, Container zu löschen. Das ist für uns ein Riesending geworden, wo wir sagen: "Okay, wir können dem Kunden jetzt in Gelsenkirchen Container löschen anbieten", wo wir dann praktisch ein neues Produkt geschaffen haben. Container kommt herein, wird dementsprechend umgepackt, Packschema darauf, fertig. Wir haben einen anderen Kunden, für den wir jetzt fast 5.000 Quadratmeter angemietet haben, wo wir 5.000 Stellplätze hineinbauen, der dieses TRW-Konzept sehr zu schätzen weiß, um seine Übermengen aus den Häfen herunterzuholen.

00:29:06
Uwe Karrenberg: Das ist schon schon irre zu sehen momentan. Also ein Riesenpotenzial, aber natürlich auch eine Riesenherausforderung, wegen der Flächen, die wir brauchen für das, was jetzt noch überall schwimmt und schwebt. Das waren zu viele Wellen und die bauen sich jetzt auf und wenn die alle einmal brechen, dann kommt eine Riesenwelle an Ware auf uns zu, die viele nicht verarbeiten können. Das wird auch uns noch zwei, drei Jahre mit Sicherheit weiter begleiten, einfach weil es zu viel Ware ist. So sehe ich das. Für uns ein Potenzial, das aufzubauen, langfristige Kundenbindungen zu schaffen, uns wieder bekannter am Markt zu machen, zum Beispiel als Gelsenkirchener Containerstandort, sage ich jetzt einmal. Wenn es gut läuft, haben wir Ende des Jahres knapp 1.000 Seefrachtcontainer hier abgearbeitet. Vorher hatten wir im Schnitt vielleicht 100. Hier kommt der Container an, der ist jetzt schon so gut wie leer, wird dann auf Palette gepackt.

00:30:00
Gwen Dünner: Das ist ja dunkel da drin in dem Container.

00:30:02
Uwe Karrenberg: Das ist auch ein Problem. Wir können ja einmal in den Container hinein.

00:30:07
Gwen Dünner: Ich hoffe, wir werden jetzt nicht mit verschifft.

00:30:10
Uwe Karrenberg: Nein. Deswegen ist auch wichtig: Signalwesten.

00:30:12
Gwen Dünner: Krass.

00:30:13
Uwe Karrenberg: Man sieht das auch, von der Reflexion her. Muss man einmal schauen, was wir machen, ob wir noch ein (unv. 00:30:16). Aber jetzt komm einmal hier herein. Merkst du das?

00:30:20
Gwen Dünner: Oh, die Hitze.

00:30:21
Andrea Goretzki: Schön.

00:30:22
Uwe Karrenberg: Immer weiter hinein.

00:30:23
Gwen Dünner: So ungefähr, wie wenn man aus dem Flugzeug in den Airport kommt und es sind irgendwie 50 Grad.

00:30:27
Uwe Karrenberg: Wie wenn man in Bangkok aus dem Flieger steigt.

00:30:28
Uwe Karrenberg: Ja, genau.

00:30:30
Gwen Dünner: Das ist schon ein Anstieg.

00:30:33
Uwe Karrenberg: Das ist schon ein Anstieg vom Volumen und es ist natürlich auch körperliche Arbeit, das darf man auch nicht vergessen. Dann haben sie wieder einen Fachkräftemangel und das betrifft uns dann auch wieder. Aber das ist ein anderes Thema, das hat mit TRW nicht so viel zu tun. Da versuchen wir weiter zu automatisieren mit Wickelrobotern, Packschemen, automatischen Rollbändern und und und.

00:31:00
Andrea Goretzki: Das hört sich auf jeden Fall nicht nach einer Entspannung in nächster Zeit an. Ja, sehr spannend das Thema. Wir stellen fest und haben gelernt, dass bei all den derzeitigen Unsicherheiten in Bezug auf die Weltmärkte Transport Related Warehousing für produzierende Unternehmen eine Möglichkeit sein kann, ein Mindestmaß an Planungssicherheit zu behalten. Noch ist es nicht zu allen durchgedrungen, aber wir sind gespannt, wie sich dieser Trend entwickeln wird. Wir setzen darauf, Uwe, dass du uns hier in Zukunft auch auf dem Laufenden halten wirst. Für den Moment aber erst einmal ganz, ganz herzlichen Dank für deine spannenden Insights und toll, dass du unser Gast gewesen bist. Ja, hat Spaß gemacht heute. Danke dafür.

00:31:39
Uwe Karrenberg: Gerne. Schön, dass ihr hier wart. Hat mir Spaß gemacht, euch ein bisschen etwas über TRW zu erzählen und ich hoffe, das interessiert eure Hörer auch. Ich finde es megaspannend und es passt zu uns.

00:31:51
Gwen Dünner: Super Überleitung. Aufruf an unsere Hörer: Wenn es Ihnen gefallen hat, dann lassen Sie uns das wissen! Geben Sie uns bitte einen Like, einen Kommentar, teilen Sie die Folge mit Ihren Mitmenschen, Partnern, Kollegen, Familienmitgliedern, Freunden. Alle Folgen von Logistics People Talk finden Sie wie immer überall dort, wo es Podcasts gibt. Wir hoffen, Sie hören auch nächstes Mal wieder rein. Es grüßen aus Gelsenkirchen:

00:32:16
Andrea Goretzki: Andrea Goretzki ...

00:32:17
Gwen Dünner: ... und Gwen Dünner.

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