Savoir-vivre in Frankreichs drittgrößter Stadt

Von der Stadt Lyon haben sicher die meisten schon mal gehört: „Das sind doch die mit dem guten Fußballverein? Und kommt man da nicht immer auf der Durchreise in den Süden vorbei?“ – Wenn Ihre Gedanken ähnlich lauten, dann halten Sie beim nächsten Mal doch einfach mal an! Denn das hat sich Frankreichs drittgrößte Stadt redlich verdient – mit ihrem unbeschreiblichen Mix aus Kulinarik, Architektur und Savoir-vivre direkt am Wasser.

Diese Beschreibung klingt ganz nach Paris? Das stimmt! Schließlich bietet Lyon das Beste der französischen Hauptstadt – darunter großbürgerliche Paläste und Plätze und eine Restaurantszene, die Gourmets schwärmen lässt. Nur eben im etwas handlicheren Format. Auch die Umgebung weiß zu überzeugen: Die Stadt liegt im Südosten Frankreichs am Zusammenfluss von Rhône und Saône und ist umgeben von fruchtbarer Landschaft und berühmten Weinbaugebieten.

„Die Festung des Lug“

Wie gut es sich in der Gegend wohnen lässt, haben wohl schon die Römer erkannt: Denn sie gründeten Lyon als Lugdunum im Jahre 43 vor Christus. Dieser Name basiert auf dem gällischen Lugdun, das sich aus zwei Wörtern zusammensetzte: aus Lug, einem keltischen Gott, zuständig für Ordnung und Recht, sowie dunos, was Festung oder Hügel bedeutet. Die Festung bzw. der Hügel des Gottes Lug also. Der Ortsname ist seit dem 13. Jahrhundert in den Formen Lugdon, Luon und schließlich als Lyon belegt.

Was Lyon zur Weltstadt macht

Heute bildet Lyon mit fast 520.000 Einwohnern die drittgrößte Gemeinde Frankreichs. Sie ist die Kernstadt des zweitgrößten Ballungsraums mit knapp 1,7 Millionen Einwohnern und des zweitgrößten Einzugsgebiets mit rund 2,2 Millionen Einwohnern in Frankreich. Das ist nicht verwunderlich: Die Stadt übt eine Anziehungskraft sowohl national als auch europäisch aus. Ihre Bedeutung in den Bereichen Kultur, Bankwesen, Finanzen, Handel, Technologie, Pharmazie, Kunst und Unterhaltung macht sie zu einer Weltstadt mit dem Rang „Beta“ laut Ranking vom Globalization and World Cities Research Network im Jahr 2020, vergleichbar mit Osaka, St. Petersburg oder Detroit. Sie ist außerdem die zweitgrößte Studentenstadt Frankreichs mit vier Universitäten bzw. mehreren Grandes écoles.

Diverse Industrien sorgen für internationalen Ruf

Die historische Industriestadt Lyon beherbergte im Süden der Stadt zahlreiche petrochemische Betriebe entlang der Rhône im sogenannten Chemiekorridor. Die Region hat eine lange Tradition wirtschaftlicher und technologischer Initiativen: Bankwesen und Buchdruck in der Renaissance, später Maschinenbau und wissenschaftliche Forschung in Medizin, Physik und Virologie. Einen internationalen Ruf genießt Lyon in den Bereichen Maschinenbau, Textilien, Gesundheit, Chemie und Pharmazie. So befindet sich hier die von der WHO abhängige Internationale Agentur für Krebsforschung. Auch die Internationale kriminalpolizeiliche Organisation Interpol hat in Lyon ihren Sitz.

Von Lichterfesten und architektonischen Highlights

Lyon hat sich ein bedeutendes architektonisches Erbe bewahrt, das von der Römerzeit über die Renaissance bis ins 20. Jahrhundert reicht. Die Viertel Vieux Lyon, Colline de Fourvière, Presqu’île und Pentes de la Croix-Rousse wurden entsprechend in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Im ältesten Stadtteil Lyons, Vieux Lyon, treffen mittelalterliche Gassen auf Renaissancehäuser. Diese repräsentative Architektur erinnert an den Wohlstand, zu dem es Händler und Bankier durch die Seidenproduktion im 15. und 16. Jahrhundert brachten. Passend dazu liegt schräg gegenüber auf der anderen Seite der Rhône das Viertel Croix-Rousse. Wo im 19. Jahrhundert Tausende Webstühle mit dem lautmalerischen Namen „Bistangklack“ standen, gibt es heute schicke Boutiquen, Galerien und Cafés. Das wahre Shopping-Paradies mit der Fußgängerzone Rue de la République liegt jedoch auf der Presqu’île, einer Halbinsel zwischen Rhône und Saône. Hier schlägt das Herz der Stadt, das unter anderem das prächtige Rathaus, das Musée des Beaux Arts und die Oper von Lyon umfasst. Am direkten Zusammenfluss zeigt sich die Presqu’île ultramodern. Experimentelle Fassaden zeigt etwa das Musée des Confluences, das mit einer silbrig glänzenden Komposition aus Glas und Stahl an ein Raumschiff erinnert.

Mitten im Stadtteil Vieux Lyon liegt sie auf einem Hügel. Wer die Höhenmeter mit der Standseilbahn Funiculaire bewältigt, wird mit dem Anblick der Basilika Notre-Dame de Fourvière belohnt. Das weiße viertürmige Wahrzeichen Lyons beeindruckt mit goldglänzenden Malereien und Mosaiken sowie imposanten Buntglasfenstern. Die Aussichtsterrasse ist ein wahres Must-see. Besucher können sich zudem auf die Spuren der römischen Ursprünge der Stadt machen. Neben einigen baulichen Überresten inmitten des modernen Lebens zeigt das Museum Lugdunum archäologische Funde.

Wer sich in der autofreien Altstadt von Vieux Lyon treiben lässt, stößt meist irgendwann auf sie: die sogenannten Traboules. Kennzeichen dieser Passagen können eine geöffnete Tür oder Durchgänge in versteckte Innenhöfe sein. Diese Querverbindungen dienten ursprünglich als trockene Transportwege für die kostbaren Seidenstoffe. Später waren sie Fluchtweg und Versteck, etwa während der Aufstände zu Beginn der Industrialisierung oder für die Résistance im Zweiten Weltkrieg.

Es ist ein ganz besonderes Schauspiel: Am 8. Dezember feiern die Lyoner das Lichterfest „Fête des Lumiéres“. Die ganze Stadt erstrahlt im Lichterglanz und huldigt der Jungfrau Maria. Ursprünglich religiösen Ursprungs, ist das Fest mittlerweile zu einer Institution geworden, die Touristen aus der ganzen Welt anzieht. Vier Tage lang haben diese Zeit, um die Lichtinstallationen rund um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu bewundern.

Eines der berühmtesten Museen ist das Musée des Confluences. Dieser Name leitet sich zum einen von seiner Lage am Zusammenfluss von Rhône und Saône ab. Zum anderen lassen die Ausstellungen rund um grundsätzliche Fragen der Menschheit gewissermaßen Wissen aus Archäologie, Naturkunde, Technik und Kunstgeschichte „zusammenfließen“. Ein Raum beantwortet beispielsweise die Frage „Woher kommen wir?“, welche die Besucher auf einem schneckenförmigen Weg vom Homo sapiens zurück bis zum Urknall nachvollziehen können.

Notre Dame de Fourvière

Traboules

Fête des Lumiéres

Musée des Confluences

Spitzengastronomie im „Bauch Frankreichs“

Als wären Superlative in puncto Kunst und Kultur nicht genug, punktet Lyon auch hinsichtlich seiner Gastronomie. Der sogenannte „Bauch Frankreichs“ war Heimat des Spitzenkochs Paul Bocuse (1928–2018), dem Wegbereiter der „Nouvelle Cuisine“. Zu den mehr als 4.000 Restaurants der Stadt zählen zahlreiche Sterne-Lokale. Neben zweifellosem Talent liegt der Grund für diese hohe „Michelin“-Dichte sicherlich an den Erzeugnissen aus der Region: Obst und Gemüse aus dem Rhônetal, Rindfleisch vom Charolais und Käse aus der Auvergne sind nur einige der Qualitätsprodukte. Die unmittelbare Nähe zu berühmten Weinbaugebieten wie der Bourgogne tut ihr Übriges.

Tipp Nr. 1: Auf den Spuren von Paul Bocuse führt der Weg nicht am Traditionsrestaurant „L’Auberge du Pont de Collonges“ vorbei. Denn die knallig rot-grüne Fassade und das große Leuchtschild mit dem Namen des Gründers sind nicht zu übersehen. Auf der Speisekarte finden sich Klassiker der französischen Küche wie Foie Gras.

Tipp Nr. 2: Wer auf Spitzenniveau essen, aber dafür etwas weniger tief in die Tasche greifen möchte, sollte den verschiedenen Brasserien von Bocuse einen Besuch abstatten. Die Brasserie l’Est, Brasserie le Sud, Brasserie le Nord und Brasserie l’Ouest verbinden die hervorragende Kulinarik mit lockerem Bistroflair.

Tipp Nr. 3: Typisch Lyoner Spezialitäten isst man am besten in den zahlreichen Bouchons lyonnais. Diese kleinen rustikalen Gaststätten zaubern Gerichte für den anspruchsvollen Gaumen wie den bodenständigen Hunger. Hier sollten Besucher unter anderem folgende Leckereien probieren …

  • Der Lyoner Salat besteht aus Salat, geräuchertem Speck, Brotcroûtons und einem pochierten oder weichgekochten Ei. Das Gericht wird das ganze Jahr über gegessen und ist ideal, um als Vorspeise den Appetit auf den Rest des Essens anzuregen.
  • „Pâté en croûte“ heißt so viel wie Pastete mit Kruste. Diese Wurst- und Backware entstand im Mittelalter: Ursprünglich war die Kruste nicht zum Verzehr gedacht, sondern diente dazu, das Fleisch länger haltbar zu machen. Heute wird die gesamte Pastete genossen, und ihre Herstellung ist zu einer wahren Kunst geworden: Es gibt sogar eine Pasteten-Weltmeisterschaft!
  • Die Rosette de Lyon ist eine mit Knoblauch und Rotwein verfeinerte Trockenwurst – eine der symbolträchtigsten kulinarischen Spezialitäten Lyons. Auch die Saucisson brioché ist eine wahre Delikatesse: eine gekochte Lyoner Wurst mit Pistazien, von einem weichen Brioche umhüllt.
  • Die Lyoner Quenelles sind längliche Klöße, die traditionell mit Hechtfilet gemacht werden. Serviert werden sie in der berühmten Nantua-Sauce, bestehend aus Krebsfleisch und Tomaten.
  • Das Coussin de Lyon („Lyoner Kissen“) ist eine typische Süßigkeit, die in den 1960er-Jahren von dem Chocolatier Voisin kreiert wurde. Die Herstellung des Meisterwerks aus Schokoladenganache, Marzipan und Curacao-Aroma benötigt ganze vier Tage. Ihre Form und ihr Name erinnern an das Kissen, auf das die Schöffen im Jahr 1643 eine Kerze, sieben Pfund und einen goldenen Taler gelegt haben sollen, um die Jungfrau Maria anzuflehen, die Stadt während einer Pestepidemie zu verschonen.

Lyon ist wichtiger Nord-Süd-Knotenpunkt

Lyon besticht durch seine einmalige Lage: Die Stadt befindet sich an einem geografischen Knotenpunkt des Landes, nördlich des Rhône-Korridors und zwischen dem Zentralmassiv im Westen und dem Alpenmassiv im Osten. Das beschert Lyon eine strategische logistische Position im Nord-Süd-Verkehr Europas – als Knotenpunkt zahlreicher Straßeninfrastrukturen und wichtigstem Durchgangspunkt für Eisenbahnlinien. Auch wenn die Stadt traditionell mit Paris und Marseille verbunden ist, sind heute die Verbindungen zu den Städten Genf in der Schweiz und Turin in Italien immer wichtiger geworden. Von diesem einzigartigen Standort profitiert auch der Logistikdienstleister Rhenus: 30 Kilometer von Lyon entfernt befindet sich mit Saint-Quentin-Fallavier eine der größten Logistikplattformen Frankreichs. Rhenus verfügt dort über fünf Lagerhäuser, günstig positioniert zu Italien, der Schweiz und dem Osten Frankreichs.

Und was können wir für Sie tun?

Spezialisiert auf internationalen multimodalen Transport und Logistik gehört die Rhenus Gruppe zu den führenden Unternehmen auf dem französischen Markt. Rhenus Logistics entwirft und realisiert individuelle Transport- und Logistiklösungen für die komplexen Herausforderungen des Industriesektors.

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