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Exoskelett in der Logistik: Wie die Hebehilfe im Lager unterstützt

Logistiker gesucht, Superheld gefunden: Was für die einen wie eine Erscheinung aus der Welt der Science Fiction klingt, ist für manch andere bereits ein täglicher Begleiter bei der Arbeit. Das Exoskelett in der Logistik unterstützt Mitarbeiter beim Handling schwerer Teile und bei Überkopfarbeiten. Wir geben einen Überblick über die Chancen der innovativen Hebehilfen.

Ein Mann mit einem Exoskelett beim Anheben eines Pakets in einem Lager

Was ist ein Exoskelett?

Riesige, von Menschen gesteuerte Maschinen oder metallische Roboteranzüge mit Flugfunktion? Ganz so futuristisch ist das Design nicht. Bei einem Exoskelett, wie es beispielsweise in der Logistik verwendet wird, handelt es sich um leichte tragbare Anzüge, die den menschlichen Körper bei schweren Arbeiten und wiederholten Bewegungen stabilisieren und entlasten. Das tun sie mithilfe von Strom, Akkus, Druckluft, Federungen oder der Verteilung der Gewichtsaufnahme. Unterschieden wird dabei zwischen aktiven Exoskeletten, die mithilfe einer Stromquelle gepowert werden, und passiven Exoskeletten, die eine Federung besitzen oder die Gewichtsaufnahme anderweitig verteilen. Ursprünglich wurden sie zur Rehabilitation von Menschen mit Bewegungseinschränkungen und für das Militär entwickelt. Heute noch vereinzelt in der Erprobung, könnten die Hebehilfen schon bald flächendeckend in der Logistik und vielen weiteren Bereichen im Einsatz sein. Das Ergebnis: mehr Entlastung und Produktivität bei verschiedenen Tätigkeiten rund ums Lager.

Belastung angenommen: Hilfsmittel für den Arbeitsplatz von Morgen

Die Hauptaufgabe von Exoskeletten ist es, Muskel-Skelett-Erkrankungen vorzubeugen. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin1 sind diese die häufigste Ursache für krankheitsbedingte Ausfallzeiten und Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. Insbesondere Arbeitsplätze im Handel, in der Automobilbranche und in der Intralogistik bergen diverse motorische Belastungen, die sich langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken können. Als Mittel zur Entlastung, zum Beispiel vom Rücken, können Exoskelette daher Ausfallzeiten reduzieren und dazu beitragen, dass qualifizierte Mitarbeiter länger gesund arbeiten können. So sorgt das Exoskelett im Lager für ein Plus an Ergonomie und beugt Verletzungen vor.

Pneumatische Handschuhe können die Kraftübertragung als Hilfe bei feinmotorischen Tätigkeiten, zum Beispiel im Kleinteilelager, unterstützen. Andere Varianten des Exoskeletts ermöglichen Werkern das Sitzen ohne Stuhl. Doch das wohl am Weitesten verbreitete Modell sind die rucksackartigen Anzüge, die beim Heben oder Tragen schwerer Gegenstände den Rücken und die unteren Lendenwirbel schonen und das Gewicht durch die Belastung beispielsweise über die Hüfte ableiten.

Motorische Belastungen dank Exoskelett im Lager bewältigen

Bis zu 25 Kilogramm können Exoskelette einiger Hersteller stemmen – und auch schwerere Lasten so reduzieren. Bei kleineren Paketen macht dies das Heben und Tragen sehr einfach. Größere Lasten werden zumindest leichter. Trotzdem muss der Träger aber noch die eigene Muskelkraft der Arme aufwenden.

Das Exoskelett kommt in der Logistik vorrangig als Hebehilfe zum Einsatz. Das Warenmanagement im Lager ist ein Arbeitsplatz, der sich nur schwer automatisieren lässt. Hier werden oft Waren unterschiedlichster Formen und Größen in teils geringen Stückzahlen bewegt. Zudem erfordern die Kommissionierung, Qualitätskontrolle und Verladung ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit und kleinteiliges Arbeiten. Gleichzeitig führen hierbei eintönige oder belastende Haltungen zu einer schnellen Ermüdung der Mitarbeitenden.

Deshalb werden Exoskelette in der Logistik zur körperlichen Unterstützung, als Präventionsmaßnahme und zur Reduktion von Sicherheitsrisiken bereits von mehreren Logistikdienstleistern getestet. „Die Gesundheit unserer qualifizierten Mitarbeiter ist unser höchstes Gut“, betont Francois-Xavier Goussard, Leiter Methoden und Innovationen in Frankreich bei der Rhenus Gruppe. Der weltweit operierende Logistikdienstleister testete Exoskelette in der Logistik als Hilfsmittel zum Heben von Lasten bereits im Jahr 2020 an einem Lagerstandort im französischen Hafen von Valenciennes – die Pressemitteilung dazu gibt es hier. „Wir hatten schon länger den Plan, Exoskelette als Unterstützung für unsere Kommissionierer und im Verladebereich zu testen. Aufgrund der Corona-Pandemie und der verschärften Sicherheitsbedingungen für unsere Mitarbeiter haben wir das Exoskelett konkret getestet, um so den Mindestabstand am Arbeitsplatz einhalten zu können.“

Exoskelett für Logistik 4.0 – alles nur Zukunftsdenken?

Um die Belastungen der menschlichen Workforce zu reduzieren, bieten Exoskelette für Arbeitsplätze in der Intralogistik also viele Vorteile. Doch daneben bestehen Risiken wie eine unsachgemäße Handhabung und dadurch ausgelöste Verletzungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen und Arbeitsunfälle. Zudem sind die Exoskelette zurzeit noch nicht serienreif und haben mitunter einen hohen Preis. „Nach unserem ersten Test haben wir uns zunächst dazu entschlossen, den gesamten Prozess an der Kommissionierstation innerhalb des Lagers sowie bei der Lkw-Verladung zu beleuchten und weiterzuentwickeln“, berichtet Goussard. „Dann werden wir den erweiterten Test und die Anschaffung von Exoskeletten ins Auge fassen. Für uns ist die Implementierung der Exoskelette in unserem Lager aber durchaus denkbar.“

In anderen Branchen, wie der Automobilindustrie, erweitern Exoskelette bereits die Arbeitsplätze als persönliche körperliche Schutzausrüstung bei einigen US-Automobilherstellern. Doch Studien, wie die des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML2, sehen neben dem Potenzial für statische Aktivitäten die Notwendigkeit der Anpassung von Ergonomie und vereinfachter Handhabung durch den Nutzer.

Und wie geht es weiter? Verrichten die Roboteranzüge die Arbeit in ein paar Jahren dann ganz ohne menschlichen Piloten? „Soweit würde ich nicht gehen“, meint Goussard. „Das Exoskelett hilft bei schweren Lasten, aber das Wesentliche an den Aufgaben ist die Kombinationsgabe und das Wissen unserer Mitarbeiter, welches Paket wie, wohin und auf welche Weise platziert, zusammengestellt und verladen werden muss. Wir sind noch weit davon entfernt, dass eine Maschine das im gleichen Maße wie ein erfahrener Lagermitarbeiter kann.“ 

Mithilfe von innovativen Lösungen wie Exoskeletten können wir Lagerprozesse für Sie noch effizienter gestalten.

Aber welche Technologien hat Rhenus außerdem bereits im Einsatz?

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