Gemeinsam mit dem Terminalbetreiber Contargo setzt der Truckprovider Rhenus Trucking auf E-Lkw: Die beiden Unternehmen sind damit wichtige Vorreiter, was alternative Antriebe und nachhaltige Logistik angeht. Im Frühjahr 2019 kaufte Rhenus Trucking sechs vollelektrische 44-Tonner und setzt diese seither für den Containertransport an den Contargo-Terminals in den Häfen Duisburg und Neuss ein. Eine mutige Entscheidung. Kein anderes Unternehmen hatte je zuvor in Deutschland eine solche E-Truck-Flotte aufgebaut. Und die Umsetzung des Projekts war alles andere als einfach. Denn es gibt erst wenige Hersteller von schweren batteriebetriebenen Lkw.
Allerdings: Im Vergleich zu Diesel-Trucks kosten heute vergleichbare Elektro-Lkw rund dreimal mehr. Je nach Bauart liegt die Reichweite zwischen 100 und 250 Kilometern – danach muss die Batterie geladen werden. Für eine effiziente Schnellladung ist es zusätzlich wichtig, eine notwendige Ladeinfrastruktur zu schaffen – der Fahrzeugeinsatzplan hat die eventuelle Zwischenladezeit zu berücksichtigen.
Um verschiedene Modelle zu testen, hat Rhenus Trucking Fahrzeuge bei drei Herstellern gekauft: je zwei Lkw beim niederländischen Unternehmen DAF, zwei bei dem Schweizer Anbieter Futuricum und zwei bei der Schweizer E-Force. Alle bewähren sich. Selbst wenn beim Aufladen der Batterien konventioneller Strom genutzt würde, lassen sich die Gesamt-CO2-Emissionen mit den E-Lkw bereits um rund 40 Prozent senken. Contargo setzt an allen Standorten Ökostrom ein, daher werden die CO2-Emissionen sogar um 90 Prozent reduziert (WtW). Und das Ergebnis ist mehr als wichtig. Denn schwere Nutzfahrzeuge sind für rund ein Viertel aller CO2-Emissionen im Straßenverkehr verantwortlich.
Deswegen ist es auch kein Zufall, dass es Anerkennung aus der Branche gab: Dafür, dass sie mit der E-Flotte emissionsarme Verkehre ermöglichen und dem Thema E-Mobilität einen Schub verliehen, erhielten Rhenus, Contargo und DAF von den Fachmagazinen VerkehrsRundschau und TRUCKER den Preis „Green Logistic Innovation 2019“.
Was mit dem Projekt von Rhenus Trucking und Contargo klar wurde: „Für lange Strecken im Fernverkehr eignen sich E-Trucks zwar noch nicht. Sie sind aber eine sinnvolle Alternative im Nahverkehr“, so Sascha Hähnke. Durchschnittlich bewegen sich die E-Lkw in einem Radius von 40 Kilometern rund um die Contargo-Terminals. Dabei sind die batteriebetriebenen Trucks auf zwei bis drei Touren täglich unterwegs und legen pro Lkw im Durchschnitt 240 Kilometer zurück. Kristin Kahls Fazit: „In unserem kombinierten Verkehr passen batterieelektrisch betriebene Lkw hervorragend in unser Logistikkonzept.“
Auch wenn erste Erfolge zu verzeichnen sind: Noch ist nicht abzusehen, welche Zukunft Elektrofahrzeuge im Güterverkehr haben, wie schnell sie den Markt erobern werden, in Serie gehen und preislich mit den heutigen Diesel-Lkw konkurrieren können. Es gibt hoffnungsvolle Experten wie Auke Hoekstra. Der niederländische Verkehrswissenschaftler geht davon aus, dass sich E-Lkw durchsetzen. „Ich denke, dass wir in fünf Jahren 40-Tonnen-Batterie-Sattelzüge mit einer Reichweite von 800 Kilometern haben, die mehr Ladung transportieren können als heutige Lastwagen“, sagte Hoekstra zuletzt dem Online-Magazin Klimareporter.
Längere Akkulaufzeiten und intelligente Schnellladestationen, die mit der Disposition verknüpft werden, könnten die Attraktivität aber weiter erhöhen. An eine vollständige Umstellung aller Lkw auf Elektro glaubt Hähnke indes nicht. Für ihn bleiben vorerst auch andere Technologien wie Wasserstoff oder Erdgas interessant. Aus diesem Grund hat Rhenus Trucking nicht nur die sechs E-Sattelzugmaschinen für Contargo im Einsatz, sondern beteiligt sich mit einem ebenfalls für Contargo auf der Teststrecke „E-Highway A5“ im Einsatz befindlichen Oberleitungs-Hybrid-Lkw an dem Projekt „Elisa“. Und gemeinsam mit Remondis gibt es in Köln mit dem E-Actros von Mercedes noch ein weiteres E-Lkw-Projekt der Rhenus Trucking.
Wie auch immer: Der Güterverkehr muss auf jeden Fall grüner werden. Und die Fahrzeugflotten der Logistiker werden sich entsprechend weiterentwickeln und an marktreifen Innovationen orientieren.
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