[Translate to Deutsch:] [Translate to Deutsch:]
Trends & Innovationen

Grüne Logistik: ein Blick in Gegenwart und Zukunft

Autor:

Ressourcen sparen und nachhaltig agieren

Ressourceneffizienz ist nicht erst seit der Energiekrise in aller Munde. Im Zeichen des Klimaschutzes ist der bewusste und nachhaltige Umgang mit Wasser, Strom und weiteren Rohstoffen schon länger in Politik, Wirtschaft und Privathaushalten angekommen. Geht es darum, Verantwortung zu übernehmen, sind auch Logistikdienstleister als einer der Hauptverursacher von Emissionen im Transport- und Gebäudesektor ganz vorn mit dabei. Wie sieht eine Logistik aus, die umweltverträglich und wirtschaftlich zugleich ist?

Veranschaulichung CO2-Fußabdruck

Ein Blick auf den Carbon-Footprint zeigt: Der Transportsektor ist in hohem Maße für den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den Ausstoß klimaschädlicher Gase verantwortlich. Eine Studie von Statista prognostiziert, dass im internationalen Straßengüterverkehr im Jahr 2050 fast 4,5 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Insbesondere die Verkehrsträger Seefracht mit 2,6 Milliarden Tonnen und Luftfracht mit 762 Millionen Tonnen CO2 werden gemäß dieser Prognose zu einer drastischen Steigerung des Treibhausgasausstoßes beitragen. Angesichts des schon jetzt fortschreitenden Klimawandels ist dies eine große Herausforderung. Aber auch eine Aufgabe, der sich Logistikdienstleister mit modernen Klimakonzepten für einen schonenden und auf natürliche Regeneration ausgelegten Umgang mit Ressourcen stellen. Ziel ist eine „grüne Logistik“, die nicht nur im Sinne von Klimaschutz handelt, sondern auch unternehmerische Verantwortung übernimmt.

„Als international tätiges Logistikunternehmen tragen wir große gesellschaftliche Verantwortung – gegenüber unseren Partnern, Kunden und der Umwelt.“
Isa Kohn | Head of Sustainability bei der Rhenus Gruppe

CO2-Neutralität ist das langfristige Ziel

co2 neutral

Die eigenen CO2-Emissionen reduzieren und nachhaltige Transport- und Lieferketten für Kunden schaffen: Um sich kontinuierlich verbessern zu können, sollte das Thema Nachhaltigkeit langfristig gedacht werden. Dabei spielt die Dekarbonisierung eine wichtige Rolle, um langfristig Kundennachfragen nach Logistikdienstleistungen CO2-neutral bedienen zu können. Logistikdienstleister setzen deshalb auf erneuerbare Energien, alternative Antriebstechnologien und multimodale Verkehrslösungen, um in den unterschiedlichen Geschäftsfeldern – von Lagerung über Luft- und Seefracht bis zu Straßentransport – ressourcensparend zu wirtschaften.

Lagerlogistik: energieeffiziente Logistikimmobilien

Rhenus-Contract-Logistics Tilburg-exterior

Der deutsche Markt für Lager- und Logistikflächen ist auf Rekordkurs. Im Jahr 2021 wurden mit rund 8,67 Millionen Quadratmetern Fläche mehr als 25 Prozent als noch im Vorjahr umgesetzt, so ein JLL-Report. Hinzu kommt: Fläche ist eine begrenzte Ressource. Um die fortschreitende Flächenversiegelung aufzuhalten, werden gesetzliche Restriktionen erlassen. Deutschland hat sich verpflichtet, die Neuversiegelung von Flächen bis 2030 auf nur noch 30 Hektar pro Tag zu reduzieren. Bei den einzelnen Logistikimmobilien gibt es dennoch zahlreiche Möglichkeiten für eine nachhaltige Entwicklung. Entstehen Lagerstandorte nicht auf der Grünen Wiese, sondern auf einem Brownfield, besteht die Chance der Ressourcenschonung. Die beim Abriss der Altgebäude gewonnenen Materialien der Bausubstanz sind teils im Rahmen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes wiederverwertbar und lassen sich zum Beispiel für den Unterbau nutzen. Begrünte Dächer schaffen Rückzugsorte für Vögel und Insekten; Photovoltaikanlagen produzieren grünen Strom, um beispielsweise die Emissionen der im Lager eingesetzten Technologien wie Fördertechnik zu senken.

Ein Best-Practice-Beispiel ist das Logistikzentrum eines weltweit tätigen Logistikdienstleisters im niederländischen Tilburg: Dieses Lager ist eines der nachhaltigsten Logistiklager weltweit und wurde im Jahr 2019 für den „BREEAM Award“ nominiert. Unter anderem sorgen eine Solaranlage, hochwärmegedämmte Fassaden und eine Regenwasser-Toilettenspülung sowie soziale Aspekte für das Rating „outstanding“.

Emissionen in der Luftfracht reduzieren

Flugzeug mit Biokraftstoff

Die Luftfahrtindustrie plant, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern – zum Beispiel im Rahmen von Fly Net Zero. Dabei handelt es sich um das von der International Air Transport Association (IATA) bzw. deren Mitgliedsfluggesellschaften festgelegte Ziel, bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu werden. Diese Verpflichtung entspricht dem Pariser Abkommen, das eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius vorsieht. Wie das gelingen kann? Zum einen durch die Senkung des Verbrauchs an fossilen Brennstoffen, zum anderen durch den Einsatz von Sustainable Aviation Fuel (SAF) als Alternative zu fossilem Kerosin. Zu SAF gehört beispielsweise Biokerosin, das aus Biomasse, Holzresten, Abfällen, Fetten und Altölen hergestellt werden kann. Die Herausforderung dabei: Der Biokraftstoff muss mit den in Betrieb befindlichen Triebwerken verwendet werden können – bei Flugzeugen mit einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Ein vollständiger Ersatz von herkömmlichem Kerosin ist daher aktuell nicht immer möglich. Mit der Erzeugungsmethode von HEFA (Hydroprocessed Esters and Fatty Acids) können nachhaltige Brennstoffe aber zumindest bis zu 50 Prozent des verwendeten Kerosins ausmachen. Als einen ersten Schritt bietet ein weltweit tätiger Logistikdienstleister über das Programm seinen Kunden an, ihre Sendungen auf bestimmten Routen mit umweltfreundlicheren, also verbrauchsärmeren, Flugzeugen zu transportieren.

Wesentlich langfristiger – oder vielmehr futuristisch – gedacht sind Elektroflugzeuge. Im Vergleich zu fossilen Energieträgern bietet elektrische Energie – sofern es sich um grünen Strom handelt – viele Vorteile: leise Motoren, keine Treibhausgasemissionen im Falle von grünem Strom und kostengünstige Energie bei Eigenproduktion über Solaranlagen. Diese Möglichkeit war zwar aufgrund der Reichweite und des Gewichts von Batterien bislang wenig realistisch, wird aber dank neuer Technologien immer konkreter. Zum Beispiel dank erster Pilotprojekte wie Solar Impulse 2, ein Solarflugzeug, das im Jahr 2016 die Welt umrundete. Bis solche Antriebe aber für Großraumflugzeuge nutzbar sind und damit für die Logistik interessant werden, wird es noch einige Zeit dauern. Besteht der Bedarf, sich als Logistikdienstleister in puncto Luftfracht nachhaltiger aufzustellen, gibt es zum Glück auf dem Boden noch etliche Möglichkeiten. Denn an den Flughäfen ist E-Mobilität, beispielsweise zur Abfertigung und für interne Umfuhren, längst angekommen. Zudem trägt ökologisches und leichteres Verpackungsmaterial, wie zum Beispiel Pappkufen, die als Hilfsmittel beim Bau von Luftfrachtpaletten verwendet werden, zu einer umweltbewussteren Logistikdienstleistung bei.

Nachhaltig auf See- und Binnenwasserstraßen transportieren

Ein Großteil aller weltweit gehandelten Waren wird auf dem Seeweg befördert. Der unbestreitbare Vorteil: Im Vergleich zu konventionellem Land- oder Luftverkehr sind Schiffe der wesentlich umweltfreundlichere Verkehrsträger, wenn es um lange Strecken geht. Nichtsdestotrotz bleibt auch der Seefrachtverkehr weiterhin Verursacher von Treibhausgasemissionen, Lärmbelästigung und Ölverschmutzung – zum Beispiel durch den Einsatz stark umweltbelastender Brennstoffe wie Schweröl. Im Rahmen des „Call to Action for Shipping Decarbonization“ haben mehr als 200 Organisationen aus der gesamten maritimen Wertschöpfungskette einen Aufruf an die Regierungen unterschrieben. Die Forderungen: Emissionsfreie Schifffahrtsprojekte sollen durch nationale Maßnahmen unterstützt und bis 2030 durch politische Maßnahmen zur Standardlösung werden. Zudem sollen sich die Regierungen zur Dekarbonisierung der internationalen Schifffahrt bis 2050 verpflichten. Für dieses Ziel befinden sich die Verantwortlichen im Innovationswettlauf um alternative Antriebe.

Schiff mit Hybrid-Antrieb

Aktuell werden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt: Die Häfen schaffen Kapazitäten für Flüssigerdgas (LNG) und den Import von Wasserstoff; öko-effiziente Krananlagen, E-Mobilität und grüner Strom über Photovoltaikanlagen machen die Terminals fit für die Zukunft. Der Warentransport wird teils auf dem Wasser via Schubleichter anstelle von Lkws umgesetzt. Schiffe werden umgerüstet oder mit Hybridantriebssystemen ausgestattet, die Gas, Öl oder Elektro kombinieren. Auch in der Binnenschifffahrt findet eine kontinuierliche Modernisierung der Flotten statt. Wie aktuelle Projekte zeigen, setzen hybride Koppelverbände auf neue Antriebskonzepte, beispielsweise auf eine Kombination aus einer Brennstoffzelle auf Wasserstoffbasis, einer skalierbaren und langlebigen Lithium-Ionen-Batterie und modernen Generatoren.

E-Mobilität und andere Antriebe auf den Straßen

Straßentransporte sind für einen nicht geringen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich. Laut Umweltbundesamt sind die Emissionen im Lkw-Verkehr in den vergangenen Jahrzehnten zwar durch bessere Motoren, Abgastechnik und eine bessere Kraftstoffqualität gesunken. Gleichzeitig gleicht die wesentlich höhere Anzahl an Lkws auf den Straßen diese Einsparung wieder aus und sorgt für ein Plus an CO2: So lagen die absoluten CO2-Emissionen des Straßengüterverkehrs in Deutschland im Jahr 2020 bei 45,9 Millionen Tonnen. Da logistische Dienstleistungen auf dem Straßenweg jedoch unabdingbar sind, setzen Logistiker seit einigen Jahren auf eine zunehmende Elektrifizierung ihrer Flotten.

Rhenus e-LKW

Auch LNG gehört zu den nachhaltigen Antriebstechnologien. Gegenüber konventionellen Antriebsarten stoßen LNG-Trucks rund 15 Prozent weniger CO2-Emissionen als ein normales Dieselfahrzeug sowie nahezu null Emissionen bei Stickoxiden und Rußpartikeln aus – bei einer Reichweite von bis zu 1.300 Kilometern. Ebenfalls zukunftsweisend: Solarzellen auf Fahrzeugen könnten das Stromnetz in absehbarer Zeit entlasten und die Reichweite der Flotten von Logistikdienstleistern steigern. Erste Tests zeigen, wie es geht.

Fazit

Innovativ Nachhaltige Logistik

Die Übersicht über die verschiedenen Verkehrsträger zeigt: Nachhaltigkeit ist mittlerweile in sämtlichen Sparten der Logistik in den Köpfen angekommen oder sogar bereits zum festen Bestandteil der Unternehmensphilosophie geworden. Zum Teil wird es vom technologischen Fortschritt und zukünftigen Innovationen abhängen, wie schnell und wie umfassend Ziele der Dekarbonisierung und CO2-Neutralität umsetzbar sind. Die ersten Stufen wie E-Mobilität und weitere alternative Antriebstechnologien zeigen jedoch bereits, dass sich nachhaltiges und wirtschaftliches Handeln nicht gegenseitig ausschließen. Aktuelle Projekte und Initiativen stehen für eine „grüne“ Logistik, die effizient ist und Verantwortung für zukünftige Generationen übernimmt.  

Sie wünschen weitere Informationen?

Die Rhenus Gruppe hat zahlreiche Projekte ins Leben gerufen, die den Emissionsausstoß reduzieren und die Umweltbilanz in der Logistik verbessern.

Mehr


Kommentare

Für diesen Artikel gibt es 0 Kommentare

Was denken Sie?

Bitte melden Sie sich an, um diesen Artikel zu speichern oder zu kommentieren.
Sie sind noch nicht angemeldet? Jetzt registrieren

Anmelden

Bitte melden Sie sich an, um diesen Artikel zu speichern oder zu kommentieren.
Sie sind noch nicht angemeldet? Registrieren

arrow_upward