So gelingt eine nachhaltige und optimierte Lkw-Tourenplanung

Die Lkw-Logistik dient der Beförderung verschiedenster Produkte – dafür ist Energie notwendig. Die Aufgabe von Logistikdienstleistern besteht darin, die Ware mit einem möglichst geringen Energie-Einsatz zu bewegen, um nachhaltig und ressourcensparend zu agieren. Über die aktuellen Möglichkeiten, den Kraftstoffverbrauch im Lkw-Verkehr zu reduzieren, mit dem richtigen Auflieger-Typ effiziente Tourenplanungen umzusetzen und ein Fahrzeug sowohl ökonomisch als auch ökologisch zu betreiben, berichtet Adrian Barten, Projektmanager bei Rhenus Port Road in Duisburg.

Kostentreiber Diesel

Im Jahr 2021 wurden 72,3 % der gesamten Beförderungsleistung im deutschen Güterverkehr per Lkw erbracht. Allein aus wirtschaftlichen Gründen wird in der Lkw-Logistik schon immer versucht, energieeffizient zu arbeiten, weil allein schon die Dieselkosten bereits ein Drittel der gesamten Betriebskosten eines Lkw ausmachen. „Bei einer 40-Tonnen-Sattelzugmaschine, wie wir sie bei Rhenus Port Road im Einsatz haben, entspricht das bei einer täglichen Fahrleistung von etwa 450 Kilometern derzeit Kosten in Höhe von circa 280 Euro pro Tag“, erklärt Adrian Barten (Stand 10/2022). Um diese Kosten möglichst gering zu halten, setzt der Logistikdienstleister auf verschiedene Maßnahmen. Zum einen erhalten die Lkw-Fahrer*innen Schulungen für eine effiziente Fahrweise und zum anderen werden sie durch die Auswertung der Telematik-Daten dafür sensibilisiert, auf einen nachhaltigen Treibstoffverbrauch zu achten. Der dadurch ermittelte Wert wird den Fahrer*innen anhand geeigneter Monitor-Systeme zudem transparent und anschaulich im Fahrzeug zur Verfügung gestellt. Neben diesen ersten Schritten gibt es noch weitere Möglichkeiten, um mit bereits aktiven Fahrzeugen möglichst nachhaltige Erträge zu erwirtschaften.

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Zahlen und Fakten über Lkw in Deutschland (Stand 2022):

  • Lkw machen rund 73 Prozent der gesamtem Transportleistung im Güterverkehr aus.
  • Von den etwa 3,55 Millionen zugelassenen Lkw besitzen circa 3,3 Millionen einen Dieselmotor.
  • Anfang des Jahres waren über 43.000 Lkw mit Elektroantrieb registriert.

Alternative Antriebe für die Zukunft?

Bei Rhenus kommen im Straßengüterverkehr fast ausschließlich Fahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 6 zum Einsatz. Seit einigen Jahren spielen jedoch auch bereits die alternativen Antriebsarten für Lkw (Logistics People Community berichtete bereits darüber) eine große Rolle, um die Klimaziele zu erreichen. Bereits seit 2019 sind bei Rhenus Trucking vier komplett batterieelektrische 44-Tonnen-Sattelzugmaschinen für das Schwesterunternehmen Contargo im Vor- und Nachlauf des kombinierten Verkehrs im Einsatz. Im Frühjahr 2022 wurden durch ein in Europa einmaliges Förderprogramm der deutschen Bundesregierung 27 weitere BEV (Battery Electric Vehicle, deutsch: batteriebetriebene Elektrofahrzeuge) Lkw für Rhenus Trucking bewilligt.

„Wir sind der Auffassung, dass es aktuell und in naher Zukunft nicht die eine richtige Antriebstechnik gibt oder geben wird. Wir wissen jedoch, dass alternative Antriebe alternativlos sind! Deshalb nutzen wir bereits jetzt schon das, was auf dem Markt vorhanden ist, und arbeiten als Projekt- und Pilotpartner eng mit großen OEMs zusammen. Hierbei testen und erproben wir in Feldversuchen neue Fahrzeugmodelle mit alternativen Antrieben, um als Logistikdienstleister eine Vorreiterrolle einzunehmen. Dadurch wollen wir eigene Erfahrungen sammeln, unsere Erfahrungen teilen, verschiedene Einsatzmöglichkeiten testen und gleichzeitig effizienter und klimaschonender auf den Straßen unterwegs sein“, berichtet Barten. So wird die Rhenus Gruppe ab dem Jahr 2023 als einer von zwei Partnern beispielsweise den batterieelektrischen eActros LongHaul von Daimler im Realbetrieb im Fernverkehr testen. Hierbei handelt es sich um die erste komplett elektrische Sattelzugmaschine, die von Daimler Truck entwickelt wurde. Sie soll in vielen unterschiedlichen Geschäftsfeldern und Relationen zum Einsatz kommen, um möglichst vielfältige Erfahrungen sammeln zu können. Hierzu soll das Fahrzeug unter anderem im Transport von Seecontainern sowie mit einem Planen-Auflieger auf seine Funktionalität und Einsatztauglichkeit im Alltag getestet werden. Ab 2024 wird der Logistikdienstleister zusätzlich als Feldversuchspartner von MAN Truck & Bus beim Projekt „Bayernflotte“ mit einem wasserstoffbetriebenen Lkw unterwegs sein und das Fahrzeug für ein Jahr im realen Einsatz testen.

Rhenus Logistik LKW

Leerkilometer als Klima- und Margenkiller

Zwar sind alternative Antriebe umweltfreundlicher als Fahrzeuge mit herkömmlichen Antriebsarten, aber ein zentrales Problem besteht auch weiterhin: Leerfahrten. Einer Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes zufolge haben deutsche Lastkraftfahrzeuge im Rahmen des Gütertransports 2021 insgesamt rund 409 Millionen Fahrten durchgeführt – davon über 153 Millionen Leerfahrten, also Fahrten ohne Ware. Das entspricht einer Quote von 37 Prozent. Leerfahrten sind eine Folge von Güterströmen, die sich aus einer wechselnden und ungleich verteilten Nachfrage speisen. Das heißt, dass Waren häufig zu Lager- oder Umschlagspunkten geliefert werden, an denen es für Disponenten jedoch schwierig ist, Rückladungen zu finden. Diese Problematik hat zumeist geografisch-strukturelle Hintergründe. Um neue Ware zu laden, muss der Lkw daher meistens erst eine bestimmte Strecke unbeladen fahren. So haben vor allem kleine und mittlere Unternehmen mit leeren oder halbleeren Fahrzeugen zu kämpfen. Diese Problematik kostet Zeit, Geld und belastet unnötig die Umwelt. Weniger Leerfahrten bedeuten also einen größeren Nutzen, weil bei gleichbleibenden Kosten beziehungsweise einem unveränderten Spritverbrauch mehr Transporte auf derselben Strecke zurückgelegt werden können.

Fahrzeug-Equipment und Disposition als Schlüssel zum Erfolg

Neben der richtigen Wahl der Antriebstechnik und des passenden Auflieger-Typs ist auch die optimale Planung der logistischen Abläufe ein entscheidender Faktor für eine reibungslose und energieeffiziente Logistik. Adrian Barten erklärt, wie dieser Ansatz bei Rhenus Port Road umgesetzt wird: „Lassen sich logistische Wege nicht effizient planen, versuchen wir mit unserem Eigenfuhrpark, die unterschiedlichsten Ladungsarten zu kombinieren. Nicht immer sind Touren paarig – haben also an der Entladestelle dieselben Anforderungen wie an der neuen Ladestelle. Zum Transport unserer Güter nutzen wir neben verschiedenen Antriebstechniken deshalb auch unterschiedlichste Auflieger-Typen.“

Insbesondere Dispositionen leisten einen wichtigen Beitrag zur Einsparung von CO2. Ein sehr großer Anteil entfällt hierbei auf die sinnvolle Kombination von bestimmten Touren für die entsprechenden, zur Verfügung stehenden Fahrzeuge, um den Anteil an entstehenden Leerkilometern so gering wie möglich zu halten. Durch die Digitalisierung und die tägliche Optimierung der TMS-Systeme können Logistikdienstleister auf diese Weise auch in der Zukunft eine große Menge CO2 einsparen.

Adrian Barten
„Durch flexible Auflieger-Typen können wir den Anteil an Lkw-Leerfahrten minimieren und sind dadurch insgesamt umweltfreundlicher unterwegs.“
Adrian Barten | Projektmanager bei Rhenus Port Road

Auflieger ist nicht gleich Auflieger

Auch besondere Auflieger-Typen tragen dazu bei, den Straßengüterverkehr umweltfreundlicher zu gestalten. Werden zum Beispiel unterschiedlichste Ladungen in einem Auflieger kombiniert, minimiert sich der Anteil an Leerkilometern pro Fahrzeug und die Lkw können dadurch wirtschaftlicher und effizienter betrieben werden. Diesen Ansatz verfolgt Rhenus Port Road bereits heute – zum Beispiel mit den Aufliegern von Wijnands Bulk Care und Holz-Reimann, die beide in den letzten zwölf Monaten als Neu-Akquisitionen zur Rhenus Gruppe hinzugekommen sind.

 

Holz Reimann Lkw für den Holztransport

Bei Holz-Reimann sind derzeit spezielle Euroflat-Lkw im Einsatz. Ihr Alleinstellungsmerkmal besteht darin, dass sie bei eingefahrenen Seitentüren wie ein standardmäßiger Rundholz-Rungen-Lkw aussehen und entsprechend für den Transport von Rundhölzern genutzt werden können (siehe Foto). Werden die Seitentüren hingegen ausgefahren und befestigt, ergibt sich ein Laderaum, in den beispielsweise Pellets oder Holzhackschnitzel eingefüllt werden können.

Holz Reimann Lkw-Entladung über Kippfunktion

Dadurch ist das Fahrzeug ein ideales Transportmittel für Schüttgüter, die anschließend per Kippfunktion wieder entladen werden können (siehe Foto). „In der Praxis sieht der Einsatz des Euroflat-Lkw dann so aus, dass das Fahrzeug die holzverarbeitenden Industriestandorte mit Rundholz beliefert und auf dem Rückweg dann produzierte Pellets oder Sägenebenprodukte mitnimmt. So können wir den Anteil der Leerkilometer sehr gering halten und Fahrzeuge sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll nutzen“, berichtet Adrian Barten über die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der Fahrzeuge.

Durch die bei Holz-Reimann vorkommende Fahrzeug-Spezifikation „Euro Flat“ können derzeit jährlich 600.000 Leerkilometer eingespart werden, da die Touren- und Auftrags-Planung optimal auf die Fahrzeug-Kombination abgestimmt werden kann. Das entspricht aktuell einer jährlichen CO2-Einsparung von 477 Tonnen.

Wijnands Lkw

Ein anderes Praxisbeispiel stellen die Auflieger-Kombinationen von Wijnands Bulk Care dar. Hierbei handelt es sich ausschließlich um Kipper-Auflieger, die mit einem Kühlaggregat ausgestattet sind und zusätzlich über eine Coil-Mulde verfügen. Dadurch ist es möglich, die Fahrzeuge mit unterschiedlichen Transportgütern zu beladen. „In der Praxis läuft es zumeist so ab, dass ein Großteil der Fahrzeuge morgens mit Coils aus BeNeLux nach Deutschland fährt und als Rücktour Schüttgüter für die Baustoffindustrie oder gekühlte, tierische Nebenprodukte für die Gelatineproduktion zurück in Richtung BeNeLux nimmt. Diese Kombination macht die Fahrzeuge, unabhängig von bestimmten Transportgütern, vielseitig einsetzbar – und das alles bei einem geringen Leerkilometer-Anteil.“

Spulenmulde und Schüttgut

Der im Port-Road-Bereich am meisten vorkommende Auflieger-Typ ist der sogenannte Walking Floor oder Schubboden-Lkw, der für alle Arten von Schüttgütern im Einsatz ist. Hiermit können, aufgrund des beweglichen Bodens, Schüttgüter wie Hackschnitzel oder Sägespäne sowie Schüttgüter aus der Kreislauf-, Agrar- und Stahlindustrie transportiert werden. Eine spezielle Form dieses Aufliegers besitzt zusätzlich eine Seitentür, wodurch auch breite, unteilbare Güter geladen werden können. Die Be- und Entladung können hierbei sowohl per Stapler von der Seite als auch per Kran von oben aus erfolgen, da der Auflieger keine Querstreben besitzt. Durch die Nutzung eines solchen Auflieger-Typs machen sich Logistikdienstleister wie Rhenus Port Road unabhängiger von Schüttgütern, da der Auflieger auch mit anderen Transportgütern wie etwa palettierten Waren beladen werden kann. Mit einer solchen Auflieger-Kombination werden beispielsweise Stahlmatten transportiert, die in der Baubranche zum Einsatz kommen.

Seitentüren-Auflieger

Eine weitere, nicht häufig vorzufindende Kombination ist der Schubboden-Auflieger mit Joloda-Schiene. Dieser ermöglicht es, schwere Papierrollen auf die Ladefläche zu heben und sie dann per Hebelwirkung auf der Joloda-Schiene an die entsprechende Position innerhalb des Fahrzeugs zu befördern und dort ordnungsgemäß zu sichern. Neben dem Transport von Papierrollen kann der Auflieger auch für andere Waren, wie zum Beispiel Schüttgüter, genutzt werden, wodurch er zum einen sehr flexibel einsetzbar ist und sich zum anderen viele Leerkilometer einsparen lassen. So kann mit dieser Auflieger-Kombination beispielsweise ein Papierproduzent zunächst mit Holzhackschnitzeln für die Produktion beliefert werden und im Nachgang direkt fertige Papierrollen mit zurücknehmen.

Heben von schweren Papierrollen auf den Laderaum

Chancen durch Digitalisierung

Aber wie findet ein Logistikdienstleister nun heraus, auf welcher Strecke Leerfahrten entstehen? Insbesondere bei großen Unternehmen passiert es häufig, dass die einzelnen Fahrten und Touren nicht in einem übergreifenden Transport-Management-System, sondern nur in den jeweiligen Programmen einzelner Abteilungen verwaltet werden. Die Lösung lautet: Digitalisierung. In der gesamten Logistikbranche fallen riesige Datenmengen an. Richtig genutzt, bieten sie sowohl für Speditionen als auch für Logistikdienstleister ein großes Potenzial, um die Menge an Leerfahrten mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) immer weiter zu verringern. Wer Logistikdaten kontrolliert, schafft nicht nur eine bessere Vernetzung von Frachtführern und Verladern, sondern steuert zugleich auch detailliert alle wichtigen Schritte der Logistikkette. Digitales Tracking & Tracing, eine Art der Sendungsverfolgung, ermöglicht beispielsweise das Erheben von Echtzeitinformationen wie Ladekapazitäten, Ankunftszeiten oder Verspätungen von Fahrzeugen. Die Lkw sind dabei mit einem GPS-Tracker ausgestattet, sodass jederzeit ersichtlich ist, wo sie sich gerade befinden. Dadurch können die (Ab-)Fahrten und Touren noch effektiver geplant werden.

Fazit: Die Mischung machts!

Durch eine optimale Kombination verschiedener Möglichkeiten können Logistikdienstleister ihre Prozesse und die Lkw-Logistik im Straßengüterverkehr ressourcensparender gestalten. Auch wenn es schon jetzt Bemühungen gibt, die Transporte im Güterverkehr auf andere, emissionsärmere Verkehrsmittel wie die Bahn oder das Binnenschiff zu verlegen, wird die Lkw-Logistik in den kommenden Jahren weiterhin von großer Bedeutung sein. Diese Verlagerung zeigt sich zum Beispiel daran, dass ein Großteil der Waren wegen des aktuellen Niedrigwassers auf den europäischen Wasserstraßen – statt auf dem Schiff – mit dem Lkw transportiert wird (Stand 08/2022). Vor diesem Hintergrund ist es für Logistikdienstleister besonders wichtig, ihr Angebot nachhaltig und zukunftsfähig ausbauen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein. All die erwähnten Verkehrsträger können bei der Rhenus Port Road kundenspezifisch und individuell angeboten werden.

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