Australien ist seit jeher bekannt als Land des kulturellen Austauschs. Besonders durch die Einwandererwelle um den Zweiten Weltkrieg herum kamen Tausende Menschen aus allen Teilen der Welt nach Australien und brachten ihre Weltanschauungen, Sprachen und Bräuche mit.
Kaum zu glauben, dass die Existenz des Landes früh von europäischen Geografen angezweifelt wurde, die die mythische Landmasse, den fünften und letzten Kontinent der Welt, als „Terra Australis“ bezeichneten. Ermöglicht durch Innovationen konnten die Europäer im 15. Jahrhundert tatsächlich in See stechen und herausfinden, was es mit dieser mythischen Landmasse auf sich hat. Als erste Europäer stießen die Portugiesen im frühen 16. Jahrhundert auf das Land und auch der niederländische Seefahrer Willem Janszoon konnte sich im frühen 17. Jahrhundert von der Existenz Australiens überzeugen. Die ersten Europäer, die ihren Fuß auf das Land setzten, waren jedoch Kapitän James Cook und seine Mannschaft im Jahr 1770. Sie erkundeten und kartierten die Ostküste der einstigen „Terra australia incognita“ (= unbekanntes Land im Süden), das ab 1814 offiziell den Namen Australien erhielt.
Heute ist Australien ein autonom regiertes Mitglied des britischen Commonwealth und die Heimat von über 25 Millionen Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen, die über 400 Sprachen sprechen. Am 26. Januar feiert man hier den Australia Day, den Tag, an dem im Jahr 1788 die „First Fleet“ (erste Flotte) die Ostküste erreichte und damit die Gründung Sydneys, der ersten Siedlung und heute größten Stadt, einläutete. Einst ein Tag des Stolzes über die Erweiterung des Gebietes der englischen Krone wird der 26. Januar heute für viele als „Invasion Day“ oder „Survival Day“ bezeichnet. In Kundgebungen und Protesten machen insbesondere die wenigen verbliebenen Nachfahren der First Peoples aufmerksam auf das Leid ihrer Vorfahren, für die die Ankunft der Briten vor allem Vertreibung, Gewalt und die zwanghafte Aufgabe ihrer Kultur bedeutete, die bereits vor der Besiedlung durch die Europäer reich und vielfältig war.
Um einige Jahre jünger und etwas kleiner als Sydney präsentiert sich Melbourne, die heute zweitgrößte Metropole Australiens. Auf einem kurzen Spaziergang durch die Straßen der Innenstadt fällt besonders die Aneinanderreihung prächtiger Gebäude aus der viktorianischen Ära neben modernen Wolkenkratzern ins Auge. Durch das Zentrum Melbournes fließt der Yarra River, ein symbolträchtiger Wasserweg, der für die Aborigines eine spirituelle und kulturelle Bedeutung hat. Seinen ursprünglichen Namen „Birrarung“, übersetzt „River of Mists“, verdankt der Fluss den Wurundjeri People, die neben anderen Stämmen schon lange vor den britischen Besatzern seit über 40.000 Jahren das Land um Melbourne ihr Zuhause nennen.
1835 hatten die indigenen Stämme mit der britischen Port Phillip Association das Land eingetauscht, auf dem die Grundsteine für die heutige Weltstadt gelegt wurden. Obwohl es später für ungültig erklärt wurde, ist es das einzige Landnutzungsabkommen, mit dem die europäische Besiedlung Australiens und die bereits bestehenden Rechte der Ureinwohner auf das Land anerkannt werden sollte. 1837, zwei Jahre später, erhielt die Siedlung ihren Namen Melbourne nach dem Mentor Queen Victorias und britischen Premierminister, der im englischen Melbourne residierte. Der Einfluss der „Großmutter Europas“ sollte damit aber noch nicht enden – 1847 erklärte sie Melbourne offiziell zur Stadt und dient als Namensgeberin für den Bundesstaat „Victoria“, dessen Hauptstadt Melbourne ist, und für eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten in der Stadt, darunter das Queen’s College, die Queen Victoria Markets, das Queen Victoria Hospital und die Queen Victoria Gardens. Sie alle entsprechen dem typisch ehrwürdig-verschnörkelten Stil, der ebenfalls allgemein als „viktorianisch“ bezeichnet wird.
Doch Melbournes Zeiten als koloniale Außendienststelle der Königin sind längst vorbei. Mit der Begründung des „Federal Commonwealth of Australia“ durch die Vereinigung sechs britischer Kolonien ist das Land seit 1901 nahezu unabhängig von Großbritannien. Stattdessen beherrscht die Stadt heute ein dynamisches, kreatives Getümmel aus hippen Cafés, bunter Street Art und grünen Parkanlagen, in das sich Einheimische wie Touristen nur allzu gern hineinstürzen.
Melbourne erobert man am besten per Tram. Seit 1885 fahren die Bahnen durch die Stadt, das Tramnetz ist heute das größte der Welt. Innerhalb des Central Business Districs (CBD) fährt man sogar kostenlos. Wie gut, dass so viele der Sehenswürdigkeiten genau hier am Nordufer des Yarra River liegen. Von indigener Kultur und Straßenkunst über Kolonial- und Immigrationsgeschichte bis hin zu urbaner Architektur und Parks zum Ausspannen gibt es hier so einiges erleben.
Nicht fehlen dürfen dabei die folgenden Sehenswürdigkeiten:
Um der reichen Kultur Australiens gerecht zu werden, gehört auch ein Einblick in die Geschichte und Lebensweise der Ureinwohner zum Pflichtprogramm eines jeden Trips. Denn auch wenn Melbourne und das Land unter der kolonialen Herrschaft der Briten zu genau dem wurden, was sie heute sind, waren es die Wurundjeri Woi Wurrung und Bunurong Boon Wurrung People der östlichen Kulin, die seit Tausenden von Jahren in perfekter Harmonie mit ihrer Umgebung auf diesem Land lebten.
Die Anfänge der Aborigines und Torres Strait Islanders, die als älteste noch bestehende Kultur der Erde2 gelten, reichen rund 75.000 Jahre zurück. Einst wurden mehr als 260 verschiedene indigene Sprachen, darunter 500 Dialekte3 , gesprochen.
Wenn man bedenkt, wie lange die Beziehung der ersten Menschen zu ihrer Umwelt zurückreicht, ist es nur natürlich, dass die Aboriginals und Torres Strait Islanders eine enge Beziehung zum Land haben, das für ihre Identität und ihre Lebensweise von zentraler Bedeutung ist. Nach ihrem Glauben wurde die physische Umwelt von ihren spirituellen „Dreaming ancestors“4 (träumenden Vorfahren) geschaffen. Aufgrund der kulturellen Bedeutung der Naturlandschaften für ihre Identität und ihr Wohlergehen ist das Erhalten von Kulturgütern für die First Peoples ebenso wichtig wie das Erhalten und Schützen der Natur.
Jedoch reduziert sich die Zahl der indigenen Australier, die bis 1967 nicht einmal als offizielle Staatsbürger angesehen wurden, unter den Repressionen während der britischen Kolonialisierung des Landes drastisch. Bis in die jüngere Geschichte hinein wurden Kinder aus ihren Familien zur Zwangsassimilierung in Waisenhäuser verschleppt. Noch heute machen Kinder mit aboriginal Hintergrund mehr als ein Drittel aller Pflegekinder in der Obhut des australischen Staates5 aus. Sie gehören der Schicksalsgemeinschaft an, die als „Stolen Generation“ als eines der dunkelsten Kapitel in die australische Geschichte eingeht.
Aktuell versucht man durch verschiedene Bestrebungen, die Geschichte und das Leben der indigenen Australier stärker ins nationale Gedächtnis zu rufen. Mit dem „Uluru Statement from the heart“ erklärten die Angehörigen der ersten Stämme aus ganz Australien, wie wichtig es ist, die Wahrheit weiterzutragen und sich zu erinnern, um Gerechtigkeit und Versöhnung zu erreichen und die reichen indigenen Kulturen für kommende Generationen zu erhalten.
In Melbourne selbst ist das Bunjilaka Aboriginal Cultural Centre im Melbourne Museum erste Anlaufstelle, um mehr über das Thema zu lernen. In einer eigenen First-Peoples-Ausstellung wird die Tradition der ersten Bewohner Melbournes sowie das Aufeinandertreffen mit den ersten britischen Siedlern vorgestellt. Der Birrarung Willam Walk des Koorie Heritage Trust6 führt dagegen auf einen Spaziergang entlang des „nebeligen Flusses“ Yarra und klärt auf über seine Bedeutung für das Leben der Kulin People, wie sich die fünf Aborigines-Stämme Victorias nennen. Ein weiterer Spaziergang entlang des Aboriginal Heritage Walk7 führt durch den Royal Botanic Garden. Durch die genauere Betrachtung der dort wachsenden Pflanzen lernen Besucher, wie sich Australiens Erstbewohner die heimische Natur zunutze gemacht haben, und erleben gleichzeitig die grüne Vielfalt inmitten der Großstadt.
Wer im Laufe des Sightseeings irgendwann von müden Beinen und knurrendem Magen geplagt wird, der hat es in Melbourne nicht schwer, Abhilfe zu finden. Die hohe Dichte und Qualität von Cafés, Restaurants und Bars haben der Stadt den inoffiziellen Beinamen „Stadt des Essens“ eingebracht. Die Food-Szene Melbournes ist genauso wie der Rest der australischen Kultur geprägt von der Multikulturalität ihrer Einwohner. Vor allem die zugewanderten Italiener, Chinesen, Griechen, Iren, Kroaten und Vietnamesen kamen mit reichlich guten Rezepten und Köstlichkeiten aus der Heimat im Gepäck an, die sie heute in den vielen Lokalitäten und auf diversen Märkten anbieten. Wer sich hingegen an typisch australische Kost wagen möchte, kann sich durch eine Bandbreite lokaler Spezialitäten probieren. Besonders exotische Delikatessen: Känguru, Krokodil, Strauß oder Vegemite, ein salziger Brotaufstrich, der farblich an Schokoladencreme erinnert, aber aus konzentriertem Hefeextrakt besteht. Den Geschmack des beliebten Vegemites beschreiben Einheimische als herzhaft und fleischähnlich-„umami“. Es wird angeraten, diesen Brotaufstrich nach dem Prinzip „weniger ist mehr“ zu kosten.
Wenn es eine Zubereitungsart gibt, die die Australier im wahrsten Sinne des Wortes heiß und innig lieben, dann ist es das „Aussie Barbie“. Sie zelebrieren es als Gesellschaftsevent, das zu einer echten Australienerfahrung dazugehört. In Melbourne sind dafür sogar bestens ausgestattete öffentliche Grillplätze zu finden, an denen man seine Grillparty mit Freunden ausrichten kann. Wem der Sinn danach noch nach Nachtisch steht (denn dafür bleibt bekanntermaßen immer Platz), der kann sich an den australischen Süßspeisen vergehen, die ebenso vom multikulturellen Einfluss zeugen. Da wären zum einen die in der Balkanregion wurzelnden Lamingtons, kleine Kuchenwürfel mit Schokolade oder Erdbeere und Kokos, die in ihrer Bekanntheit nur noch getoppt werden von Pavlova. Auch wenn sich Australier und Neuseeländer über die Herkunft dieses Gebäcks nicht ganz einig sind: Die Baisertorte, die zu Ehren der russischen Ballerina Anna Pawlowa kreiert worden ist, ist eine süße Sünde, die fest mit der Region verknüpft ist.
Zu den variationsreichen Köstlichkeiten kann man sich in Australien hervorragende Weine reichen lassen. Das Yarra Valley gilt als eine der besten Weinregionen des Landes und trumpft auf mit edlen Rebsorten, die inmitten des dort verhältnismäßig kühlen und feuchten Klimas wachsen. Wer statt einer Weinbar lieber die vielen kleinen Cafés ausprobieren möchte, wird auf eine ganze Reihe von Spezialitäten stoßen, denn die vielen zugewanderten Italiener haben auch hier ihren Eindruck hinterlassen. Von Flat White bis Short Black – die Melburnians sind echte Kaffee-Connaisseurs und bekennen sich als Anhänger des sogenannten „third wave coffee movement“. Statt Massenware aus Coffeeshop-Ketten setzt man hier auf ausgewählte, sorgfältig zubereitete Sorten und erfreut sich an der puren Qualität des Heißgetränks.
Ob also süß, salzig, exotisch, klassisch, mit Koffein, Alkohol oder ohne: In Melbournes kulinarischer Szene wird ein jeder auf seine Kosten kommen und in Anbetracht der schieren Auswahl ganz bestimmt in Entscheidungsschwierigkeiten geraten.
Having brekkie, wearing sunnies, eating avo, playing footie, drinking a frothy … Wer im Trubel Melbournes in ein Gespräch mit Einheimischen verwickelt wird, merkt eines schnell – Aussies lieben Abkürzungen. Ob eher naheliegend oder bis zur Unkenntlichkeit entstellt – Kurzformen sind einfach so viel effizienter und hören sich dabei auch noch lustig an.
Hier ein Glossar mit einigen der schönsten Ausdrücke, um sich wie ein waschechter Aussie unter die Mates zu mischen.
Große Kaufhäuser, schicke Boutiquen, aufstrebende Designerlabels: Das multikulturelle, kreative Flair der Stadt hat sich längst auf den Gründergeist der Melbournians ausgewirkt. Aber auch von außerhalb strömen seit Jahren die verschiedensten Firmen an den Yarra, um von hier aus ihr Business zu betreiben. Nicht ohne Grund gilt Melbourne also als Fashion- und Einzelhandel-Hauptstadt Australiens.
Besonders günstig ist dafür ihre infrastrukturelle Anbindung, mit dem Port of Melbourne als Australiens größtem Container- and Güterhafen mit drei Terminals sowie vier Flughäfen im größeren Stadtgebiet. Zusätzlich dazu ist Victorias Hauptstadt mit einer hohen Dichte intermodaler Güterterminals in der Region gut angebunden an das Straßen- und Bahnliniennetz. Damit besitzt Melbourne optimale Voraussetzungen zur Gewährleistung eines nahtlosen Güterverkehrs, ob innerhalb der Region, des Landes und auch auf internationaler Ebene. Und die Ambitionen zur Erweiterung liegen hoch: Bis 2035 soll der Containerumschlag im Port of Melbourne auf rund 5,4 Millionen TEU gesteigert werden, die zunehmend durch Port Rail Shuttles an- und abtransportiert werden sollen.
In unmittelbarer Nähe zum CBD, nahe dem Port of Melbourne und dem internationalen Airport, hat auch Rhenus 2017 ihre Tore geöffnet und bietet von dort aus Rundum-Lösungen zur Abwicklung von Supply Chains und zum Transport von Waren aus Branchen wie der Automobil-, Textil- oder Lebensmittelindustrie an.
2 | https://edition.cnn.com/2016/09/22/asia/indigenous-australians-earths-oldest-civilization/index.html
3 | http://www.workingwithindigenousaustralians.info/content/History_2_60,000_years.html
4| http://www.workingwithindigenousaustralians.info/content/History_2_60,000_years.html
6 | https://koorieheritagetrust.com.au/
7 | https://www.rbg.vic.gov.au/melbourne-gardens/what-s-on-melbourne/aboriginal-heritage-walk/
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