Thang Long, Dong Do, Dong Quan – unter vielen Namen war die Hauptstadt im Norden Vietnams schon bekannt, bevor sie 1835 die Bezeichnung Hanoi erhielt. Bereits im 11. Jahrhundert wurde sie als Hauptstadt erwähnt und hieß übersetzt zeitweise „aufsteigender Drache“, „östliche Hauptstadt“ und „östliches Tor“. Ihr heutiger Name Hanoi bedeutet „Stadt innerhalb der Flüsse“.
Seit 1976 Hauptstadt des wiedervereinigten Vietnams liegt Hanoi am westlichen Ufer des Roten Flusses, der in den Bergen der Provinz Yunnan entspringt und nach 1.150 Kilometern südöstlich von Hanoi in den Golf von Tonkin mündet. Der Fluss hat Kultur, Geschichte und Landschaft geprägt und Wohlstand in die Metropole gebracht.
Zwar verliebt sich nicht unbedingt jeder Besucher auf Anhieb in die Millionenstadt, doch reizt Hanoi gerade durch sein heterogenes Stadtbild. Südostasiatisches Flair verbindet sich mit sozialistischer Architektur und Relikten der Kolonialzeit. Zahlreiche Seen und weitläufige Grünanlagen laden zum Verweilen ein und prägen den Charme der Stadt, der zwischen ruhiger Gelassenheit und quirligem Chaos pendelt.
Hanoi lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden, aber auch mit dem Cycle oder Motorradtaxi. Preiswert unterwegs ist man zudem mit öffentlichen Bussen. Die Altstadt ist das belebteste Viertel und ein guter Ausgangspunkt, um die Stadt näher zu erkunden: Knatternde Mopeds, belebte Cafés und fliegende Händler sind hier zu Hause. Nicht nur bei Tag, sondern auch bei Nacht pulsiert das Leben. Übrigens: Viele Straßen in der Altstadt erhielten ihren Namen nach einst hier ansässigen Handwerksbetrieben.
Der nördliche Teil ist Hotspot zahlreicher Markthändler, die frisches Obst und Gemüse feilbieten. Eine besondere Atmosphäre bietet der Nachtmarkt, der freitags und am Wochenende stattfindet. Dann wird die Altstadt in den Abendstunden für den Verkehr gesperrt und Besucher können in aller Ruhe flanieren, einkaufen oder kulinarische Spezialitäten der Garküchen naschen.
Nahe der Altstadt liegt der malerische Hoan-Kiem-See, auch als Schwert-See bekannt, in dessen Mitte sich eine kleine Insel mit dreistöckigem Schildkrötenturm befindet – das Wahrzeichen Hanois. Im 15. Jahrhundert erbaut, erinnert der idyllische See an die Legende des magischen Schwertes.
Eine im Hoan-Kiem-See lebende goldene Schildkröte brachte dem armen Fischer Le Loi während der chinesischen Besatzung ein magisches Schwert. Mit dem Zauberschwert gelang es ihm, den anrückenden Feind – die Truppen der Ming-Dynastie – in die Flucht zu schlagen. Während er sich bei den Göttern bedanken wollte, tauchte die goldene Schildkröte plötzlich wieder auf und forderte das Schwert zurück. Dies verwandelte sich in einen Drachen, der über dem See emporstieg und in die Tiefe stürzte. So wurde die Schildkröte zum Schutzgeist des Sees.
Ende der 1960er-Jahre wurde tatsächlich eine 250 Kilogramm schwere Schildkröte aus dem See geborgen, die 400 Jahre alt gewesen sein soll. Sie wurde präpariert und kann noch heute im Jadeberg-Tempel in einem Glaskasten bestaunt werden.
Im karmesinroten Farbgewand lockt die Fußgängerbrücke „der aufgehenden Sonne“: The Huc. Sie führt zum Jadeberg-Tempel, der sich auf einer kleinen Insel im Hoan-Kiem-See befindet und dem Schutzgott der Literaten sowie dem Gott der Heilkundigen geweiht ist.
Rund um den Hoan-Kiem-See rauscht der Verkehr. An das Gewühl in der Stadt müssen sich viele Besucher*innen erst gewöhnen. Am besten macht man es wie die Einheimischen und wagt sich, sich durch die Masse der zahlreichen Mopeds – man sagt es seien fünf Millionen oder mehr – hindurchzuschlängeln.
Nur einen Katzensprung vom Hoan-Kiem-See entfernt können Kulturinteressierte das traditionelle Wasserpuppentheater Thang Long bestaunen. Kaum ein Tourist der Stadt möchte es versäumen, diese besondere Theaterform mitzuerleben. Die Ursprünge reichen vermutlich bis ins 11. Jahrhundert zurück. Das Wasserpuppentheater kombiniert Livemusik, Darstellung und Unterhaltung. Erzählt werden Sagen, Märchen und alltägliche Szenen aus dem Leben Vietnams. Noch heute stehen die Puppenspieler*innen dabei im Wasser. Warum das so ist? Es heißt, Reisbauern hätten ursprünglich in der Regenzeit ihr Puppentheater auf die überfluteten Felder verlagert.
Ein weiteres Kultur-Highlight ist das Opernhaus. Das elegante Gebäude im Herzen des französischen Viertels wurde 1911 nach Pariser Vorbild erbaut und ist mit seinen gotischen Kuppeln und verzierten Balustraden auch heute noch ein Blickfang und zudem Vietnams größte Oper. Das ganze Viertel ist einen Spaziergang wert und geprägt von französischen Kolonialbauten aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Hanoi kann über die beiden Flughäfen Gia Lam und Noi Bai erreicht werden. Zudem ist die Stadt an den Bahnverkehr angeschlossen. Vom Hauptbahnhof im Stadtzentrum aus fahren Züge in viele vietnamesische Städte sowie nach China. Hanoi ist Start- und Ankunftsbahnhof der Nord/-Süd-Verbindung zwischen Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden und Hanoi in Nordvietnam. Nähere Ausflugsziele in der Umgebung wie die bekannte Halong-Bucht lassen sich zudem gut per Bus erreichen.
Beim Rundgang durch Hanoi sollte dieses architektonische Highlight nicht fehlen: Der Literaturtempel Van Mieu gilt als eines der am besten erhaltenen Bauwerke traditioneller vietnamesischer Architektur. Zu Ehren des chinesischen Philosophen Konfuzius wurde hier 1076 Vietnams erste Universität eingerichtet.
Die weitläufige Anlage ist über fünf Hektar groß und umfasst mehrere Gebäude, fünf Innenhöfe und einen quadratischen Teich, die „Quelle des himmlischen Lichts“. Auf dem Rücken von steinernen Schildkröten thronen in einem der Innenhöfe 82 Stelen, die den Namen von mehr als Tausend Akademie-Absolventen tragen, die hier einst ihre Doktorwürde erhielten. Seit 2010 zählen sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wer jetzt noch Energie hat, kann dem Ho-Chi-Minh-Mausoleum einen Besuch abstatten. Ho Chi Minh, von Einheimischen auch „Onkel Ho“ genannt, wird im ganzen Land verehrt. Sein einbalsamierter Leichnam ruht in einem gläsernen Sarg im Mausoleum. Wer mehr über den ehemaligen Präsidenten Vietnams erfahren möchte, besucht das gleichnamige Museum in der Nachbarschaft. Nur etwa einhundert Meter entfernt befindet sich ein kleiner künstlicher See, aus dem die Einsäulenpagode Chua Mot Cot in die Höhe ragt. Auf einer Betonsäule ruht ein buddhistischer Mini-Tempel aus Holz, der aus dem 11. Jahrhundert stammt. Da das Original von den französischen Besatzern Mitte des 20. Jahrhunderts zerstört wurde, ist der heutige Bau jedoch nur eine Replika. Dennoch gilt die Einsäulenpagode als ein Wahrzeichen der Stadt.
Hält man sich nun nördlich, erreicht man nach rund 20-minütigem Fußmarsch die Tran-Quoc-Pagode – den ältesten buddhistischen Tempel in Hanoi. Er liegt idyllisch am Westsee, dem größten Süßwassersee Hanois. Mit ihren rot leuchtenden Backsteinen zählt die elf Stockwerke hohe Pagode zu den schönsten Tempeln in Vietnam. Besonders in der Abenddämmerung leuchtet sie erhaben.
So viel Stadtbesichtigung macht hungrig. Versäumen Sie es daher nicht, das reichhaltige Angebot an Streetfood zu kosten: die Nudelsuppe Pho, ein gefülltes Banh-mi-Baguette oder das Reisnudelgericht Bun Cha. Und auch gegen den Durst hat Hanoi einige Köstlichkeiten zu bieten. Angefangen vom Eierkaffee über Zitronentee bis hin zu Bia Hoi – ein Fassbier, das täglich frisch gebraut wird. Dann heißt es: „Mot, Hai, Ba, Yo“ – „eins, zwei, drei Prost“.
Sie starten am liebsten mit einem Kaffee in den Tag? Dann ist der vietnamesische Eierkaffee genau das Richtige. Er besteht aus geschlagenem Ei und gesüßter Milch. Die cremige Haube wird über den Espresso oder Eiskaffee gegossen – fertig ist das süßliche Wachmacher-Getränk.
Banh Cuons, gedämpfte Reisrollen, werden sowohl als leichtes Frühstück serviert oder auch als Snack zwischendurch verzehrt. Die gerollten und in Reismehlteig eingewickelten Banh Cuons werden traditionell mit Schwein, Zwiebeln und Pilzen gefüllt.
Bun Cha ist ein typisches Streetfood und eines der beliebtesten Gerichte in Hanoi. Die Reisnudeln mit gegrilltem Schweinefleisch kommen mit Kräutern und einer aromatischen Soße zum Dippen auf den Tisch. Ein Gericht, das schon Barack Obama bei seinem Besuch des Restaurants „Bun Cha Huong Lien“ überzeugte.
Die kräftige Nudelsuppe mit Krabbenfleisch wird gern zum Frühstück verspeist. Garnelen, Tomaten und im Original zerstoßene Softshell-Krebse machen sie zu einem populären Gericht der vietnamesischen Küche.
Eine gleichfalls zum Frühstück beliebte Reisnudelsuppe mit Gemüse und Fleisch ist Pho. Die Suppe wird im Unterschied zu Bun Rieu ohne Meeresfrüchte gekocht und stattdessen mit reichlich Fleisch serviert – etwa Rind oder Schwein.
Zum Abschluss noch ein Dessert gefällig? Dann probieren Sie die Klebreisbällchen Banh Troi, die meist mit Mungbohnenpaste gefüllt werden. Garniert mit schwarzem Sesam und Ingwer entfalten die Bällchen im Mund ihr ganzes Aroma und werden gern zuvor noch in eine Zucker-Kokosmilch-Soße getunkt.
Nicht verpassen sollten Sie die „Train Street“, eine der berühmtesten Straßen der Metropole und zweifelsohne ein Hotspot für Instagram-Fotos. Zweimal täglich zwängt sich ratternd ein Zug durch die schmalen Häuserblocks. Doch aufgepasst: Das Spektakel mit zahlreichen Schaulustigen führte bereits zu mehreren Unfällen, sodass die Cafés in der Straße aus Sicherheitsgründen schließlich geschlossen wurden. Übrigens: Die Trasse ist Teil der längsten Bahnstrecke Vietnams, die Hanoi im Norden des Landes mit Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon) im Süden auf einer Länge von 1.726 Kilometern verknüpft. Die Nord-Süd-Bahn wird in Anspielung auf die Wiedervereinigung des geteilten Landes auch „Wiedervereinigungs-Express“ genannt.
Sie sind auf der Suche nach einem Mitbringsel für die Daheimgebliebenen? In der Hang-Gai-Straße reihen sich zahllose Geschäfte aneinander, die zum ausgiebigen Shoppen einladen. Elegante Kleider, Keramik, Seide, Stickereien, vietnamesischer Kaffee, Tee oder getrocknete Früchte – wer nach Hanoi reist, sollte genug Platz im Koffer lassen für Souvenirs. Wir inspirieren Sie mit einer kleinen Auswahl.
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